Dr. med. Erika Werner
Probleme auf der Welt.«
»Dazu bin ich da.« Bornholm starrte in die Augen Dr. Plattners. »Welche Beschwerden haben Sie?«
»Mir gehen Tatsachen nicht aus dem Kopf.«
»Wie bitte?« Professor Bornholm stützte die Hände gegen die warme Marmorfläche der Kaminverkleidung. »Wie soll ich das verstehen?«
»Ich habe Tatsachen, und diese Tatsachen sind verschleiert. Es ginge mir und es ginge manchen Menschen besser, wenn sie aber nicht verschleiert, sondern offen wären.«
»Sie sollten zu einem Psychiater gehen«, sagte Bornholm spöttisch, aber er spürte gleichzeitig, wie heiß es in ihm wurde. »Nicht zu einem Chirurgen –«
»Nur ein Chirurg kann mir helfen! Es geht um einen schnellen chirurgischen Schnitt … und alles ist wieder klar.«
»Was wollen Sie eigentlich hier?« Bornholms Stimme war grob und laut. »Ich habe keine Zeit …«
Es klopfte. Das Hausmädchen kam herein, einen Zettel in der Hand.
»Herr Professor, Entschuldigung«, sagte es brav. »Ihr Herr Schwiegervater, Herr Professor Rahtenau, hat soeben angerufen. Sie möchten gleich zu ihm kommen.«
»Schönen Dank, Erna …« Bornholm wartete, bis das Mädchen die Tür hinter sich zugezogen hatte. »Sie sehen, Herr Plattner … ich bin beschäftigt. Wenn Sie morgen in meine Klinik kommen wollen …«
»Ich vernehme es mit Verwunderung.« Dr. Plattner lächelte höflich. »Herr Professor Rahtenau befindet sich zur Zeit in Rom auf einem Kongreß … ich habe mich erkundigt. Er kommt erst am Samstag wieder. Und das mit dem Telefon, das ist ein alter, abgespielter Trick, Herr Professor Bornholm. Da hat man heute bessere Ausflüchte. Wenn Sie Interesse haben, kann ich Ihnen ein paar verraten.«
»Was wollen Sie von mir?« schrie Bornholm. Er ballte die Fäuste. Dr. Plattner sah es und schüttelte den Kopf.
»Ich habe Sie immer für einen beherrschten Mann gehalten, Herr Professor. Enttäuschen Sie mich bitte nicht. Außerdem war ich vom zweiten Semester an Judomeister unserer Alma mater. Ich trainiere auch heute noch.«
»Ich weiß nicht, warum Sie überhaupt hier sind? Sie kommen hier zu mir und reden dummes Zeug … ich werde die Polizei rufen und Sie entfernen lassen, wenn Sie nicht sofort freiwillig gehen!«
»Polizei ist immer gut!« Dr. Plattner öffnete seine Aktenmappe und entnahm ihr ein Bild. Wortlos reichte er es Bornholm. Es war ein Foto Erika Werners vor der Berghütte Bornholms. Dr. Plattner hatte es mit einer Fotomontage hergestellt … ein Bild der Hütte hatte er als Hintergrund genommen und ein Foto Erikas darüber kopiert. Niemand sah, daß dieses Bild aus zwei Fotos zusammengesetzt war. Auch Professor Bornholm stolperte über diesen Trick. Er starrte auf das Bild, dann auf Dr. Plattner, dann wieder auf die Aufnahme. Sein Gesicht wurde rot.
»Wer hat das Bild gemacht?!«
»Weiß ich es, Herr Professor?«
»Es hat uns niemand fotografiert, als wir auf der Hütte waren. Wir waren ganz allein und –«
Er brach ab. Das Gesicht Dr. Plattners war plötzlich nicht mehr verbindlich und freundlich, sondern hart und maskenhaft. Bornholm sah jetzt die Falle, in die er hineingeraten war. Er drehte sich schnell um und warf das Bild in die Flammen des Kamins.
»Sie ausgekochter Bursche!« sagte er leise dabei.
»Es ist beim Prozeß gegen Fräulein Dr. Werner nie zur Sprache gekommen, daß sie Ihre Geliebte war, daß Sie mit ihr auch auf jener Hütte waren, in der Sie Helga Herwarth zu Ihrer Geliebten machten. Es ist nie zur Sprache gekommen, daß Sie Fräulein Doktor Werner so in ein derart enges Abhängigkeits- und Hörigkeitsverhältnis gebracht haben, daß sie eine Tat, die sie gar nicht begangen hatte, auf sich nahm, um Sie, den wirklich Schuldigen, zu schützen! Sie haben an Helga Herwarth den verhängnisvollen Eingriff durchgeführt. Sie haben sie verbluten lassen … gewiß, nicht gewollt, es war ein Kunstfehler, ein Unglücksfall … aber wenn man Sie des verbotenen Eingriffs verklagt hätte, wäre Ihre glänzende Karriere zu einem Nichts zusammengebrochen! Da schoben Sie die kleine, gutgläubige, in Sie hoffnungslos verliebte Erika Werner vor, versprachen ihr die Heirat nach dem Absitzen der Strafe und zogen so den Kopf aus der Affäre. Sie erreichten den Gipfel des Ruhmes … und Sie wußten ganz genau, daß, wenn jetzt die Wahrheit wirklich an den Tag käme, sie keiner glauben würde. Ein Racheakt der verlassenen Geliebten … das war das höchste, was Sie anerkennen würden. Und einem berühmten Mann hat man noch
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