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Dr. med. Erika Werner

Dr. med. Erika Werner

Titel: Dr. med. Erika Werner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Zimmer stand Erika, jung, blühend, hübsch wie ein frisch gemaltes Bild, von einer gereiften Schönheit, die Bornholm sprachlos machte und gleichzeitig verwirrte. Seine Erinnerung an Erika war anders … jetzt sah er sie wieder, und es war ihm, als sei sie die schönste Frau, die er je gesehen hatte.
    »Erika«, sagte er langsam und schluckte mehrmals. »Wie … wie siehst du denn aus? Du siehst so gar nicht aus wie eine …«
    Er verschluckte das letzte Wort und kam vom Fenster auf sie zu. Daß keine Beamtin im Zimmer war, die ihr Gespräch und ihre Handlungen scharf beobachtete, daß sie völlig allein waren, bemerkte er gar nicht.
    »Wie eine Zuchthäuslerin, wolltest du sagen, nicht wahr?« Erika blieb stehen … der Tisch trennte sie. Mit großen Augen sah sie ihn an. Das war der Mann, den sie einmal über alles geliebt hatte, für den sie eine riesengroße Schuld auf sich nahm und drei Zuchthausjahre abdienen wollte, um zu seiner Liebe zurückzukehren.
    Was war von dem allen übriggeblieben? Nichts! Sie spürte es jetzt. In ihrem Inneren war es tot. Keine Regung durchzog sie, als sie ihn ansah.
    »Wie geht es deiner Frau?« fragte sie, ehe Bornholm etwas antworten konnte.
    »Erika!« Bornholm hob beide Arme. Er war auf diese Frage vorbereitet. Wie ein Schauspieler bei seinem Stichwort ließ er seine Rolle ablaufen. »Laß dir erklären …«
    »Erklären? Was? Eine Ehe erklären?! Du hast sie geheiratet. Das ist ein Tatbestand, wie eine Geburt, wie der Tod, wie eine Lüge, wie ein totoperiertes Mädchen.«
    Bornholm spürte es heiß unter seinen weißen Haaren werden. Mit ein paar Schritten kam er an den Tisch heran und stützte beide Hände darauf. Weit vorgebeugt sah er Erika ins Gesicht.
    »Ich mußte sie heiraten, Erika! Nur so erhielt ich außer der Reihe meine Professur. Du weißt, welchen Einfluß der alte Rahtenau in akademischen Kreisen hat! Jetzt habe ich eine eigene Klinik, eigene Labors … jetzt habe ich es erreicht. Und ich warte nur, bis du entlassen bist … dann werde ich mich sofort scheiden lassen und dich heiraten! Der dann folgende kleine Skandal ist unbedeutender als … na, du weißt, was ich meine.«
    »Du lügst!«
    Erika sagte es ganz klar und nüchtern. Ohne Leidenschaft, ohne Anklage. Bornholm nagte an der Unterlippe.
    »Wie kannst du so etwas sagen, Liebes? Du weißt, daß ich dir ewig dankbar sein muß! Und ich werde dir diesen Dank abtragen. Alles, was bisher geschehen ist, war ja nur ein Übergang … das Leben beginnt erst, wenn du entlassen bist.«
    »Wie kann man so heucheln?«
    »Erika!« Bornholm setzte sich schwer. Er sah zu ihr hinauf. Ihre Augen waren kalt. Nie hatte er sie so gesehen, so leblos, ohne Gefühl. »Ich kann verstehen, daß du verbittert bist«, fuhr er fort. »Über ein Jahr hinter diesen schrecklichen Mauern, die Nachricht meiner Heirat mit Petra … es ist zuviel für dich gewesen. Darum bin ich gekommen. Du sollst wieder Mut haben. Du sollst an unsere Zukunft glauben.«
    »Das werde ich.« Sie blickte auf ihn hinunter, auf das kantige männliche Gesicht, die weißdurchsetzten Haare, die grauen Augen. Und je mehr sie ihn ansah, um so kälter wurde es in ihr. »Ich habe eine Zukunft … aber allein! Ich habe die Wahrheit gesagt.«
    Durch Bornholm fuhr ein gewaltiger Schlag. Er drückte ihn vom Stuhl hoch und ergriff seinen Körper wie ein Schütteln.
    »Du hast …« Seine Stimme ertrank in Heiserkeit. »Du hast mich verraten … Erika … du hast …«
    »Ich habe alles gesagt!«
    »Bist du irrsinnig, Erika?« Es war ein Flüstern. Sein Gesicht war leichenblaß geworden. »Willst du alles vernichten?«
    »Nicht alles. Nur dich.«
    »Du bist wirklich verrückt!« Seine Stimme gewann wieder Kraft. Das ist es, dachte er rasend schnell. Verrückt ist sie! Haftpsychose! Ich werde drei namhafte Psychiater konsultieren. Sie werden die Unzurechnungsfähigkeit Erikas bescheinigen. Wenn es mir gelingt, sie als Schizophrene hinzustellen, wird ihre Aussage für alle Zeiten wertlos sein.
    Der Gedanke an diese Möglichkeit, an diese Flucht in die letzte und größte Gemeinheit, machte ihn wieder sicher. Er versuchte sogar, zu lächeln.
    »Man wird dir nicht glauben«, sagte er langsam.
    »Man wird es!«
    »Hast du Beweise? Eid wird gegen Eid stehen!«
    »Wie gemein du bist!« sagte sie ruhig und leidenschaftslos. Sie kam auf Bornholm zu, beugte sich zu ihm über den Tisch, sah ihn groß an, dann holte sie mit der rechten Hand weit aus und schlug mitten hinein in das

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