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Dr. med. Erika Werner

Dr. med. Erika Werner

Titel: Dr. med. Erika Werner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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der Zuchthausdirektor übrigens empfohlen hat …«
    »Und ein gewisser Doktor Plattner, ein junger, aufstrebender Anwalt«, Plattner grinste spöttisch, »wird sich am besten um eine Anstellung im Staatsdienst bemühen. Vielleicht beim Finanzamt. Da hat er mit nüchternen Zahlen zu tun, nicht mit verliebten Frauen.«
    »Mist!« sagte Rumholtz so laut, daß sich ein paar Leute nach ihm umdrehten. »Das darf doch nicht …«
    Aber auch dieser Satz blieb unvollendet. Der Justizwachtmeister erschien in der Tür des Saales, räusperte sich vernehmlich und verkündete: »Die Verhandlung wird um 14 Uhr fortgesetzt.«
    Dann trat er einen Schritt zurück und schloß mit beiden Armen die Flügel der Saaltür.
    Professor Rahtenau ging unruhig in seinem Arbeitszimmer umher. Er nahm ein Aktenstück vom Schreibtisch, blätterte darin und warf es wieder hin. Dann ging er zum Schrank und betrachtete die Titel der Bücher, als sähe er sie zum erstenmal.
    Schließlich ging er zum Panzerschrank. Der Schlüssel steckte. Rahtenau schloß auf. Mit zitternden Händen wühlte er in den Papieren. Dann hatte er das Blatt in der Hand, das er suchte. Ein handgeschriebener Brief ohne Anrede, aber mit Datum und mit der vollen Unterschrift: Helga Herwarth.
    Der Brief, der monatelang wie eine Bombe in seinem Safe gelegen hatte. Der Brief, den zu vergessen er monatelang versucht hatte. Weil er das Glück seiner Tochter nicht gefährden wollte. Weil er selbst nach einer langen und ehrenvollen Laufbahn nicht abtreten wollte als Helfer eines Verbrechers.
    Nein, wehrte sich Rahtenau gegen den eigenen Vorwurf. Alf Bornholm ist kein Mörder. Er ist ein gewissenloser kaltblütiger Schuft. Aber gemordet hat er nicht. Selbst wenn man ihm einen Mord zutrauen könnte – er ist zu schlau, um sein Opfer in die Klinik zu bringen, wo es jederzeit entdeckt werden konnte. Auch Erika Werner – nein, einen Mord hätte sie nicht gedeckt. Auch nicht aus Liebe.
    Aber spricht mich das frei? Entschuldigt die Liebe eines Vaters zu seiner einzigen Tochter alles? Gibt mir mein Ansehen ein Anrecht darauf, daß ich ein Verbrechen decke?
    Stöhnend ließ der Professor sich in einen Sessel sinken. Noch einmal las er den Brief Helga Herwarths, so wie er ihn damals gelesen hatte. Aber diesmal kamen ihm die Sätze nicht unklar vor. Diesmal verwandelte sich jedes Wort des Briefes in eine Anklage gegen Bornholm – und gegen ihn selbst, gegen den berühmten Professor Rahtenau, der alles gewußt und der dennoch geschwiegen hatte, bis es zu spät war.
    Zu spät? Der alte Mann sah auf die Uhr. Vor drei Stunden hatte der Prozeß gegen Bornholm angefangen. Vielleicht war es noch gar nicht zu spät? Vielleicht könnte seine Aussage noch rechtzeitig kommen, um alles zu klären, alles zu entscheiden?
    Wie unter einem Zwang griff er zum Hörer und ließ sich mit dem Gerichtsgebäude verbinden.
    Rumholtz und Plattner beugten sich über die schlafende Erika Werner.
    »Ist sie okay?« fragte der junge Anwalt besorgt.
    Dr. Rumholtz zog die Decke glatt.
    »Ein Dummer kann mehr fragen, als zehn Weise beantworten können«, zitierte er. »Warte gefälligst, bis sie aufwacht, ich bin kein Hellseher.«
    Dr. Plattner wollte ihm eine heftige Antwort geben. Aber er hielt sie zurück.
    »Schon gut, Peter«, sagte er besänftigend. »Entschuldige die dumme Frage. Ich verstehe ja, daß du Angst um deine Erika hast. Aber du mußt auch begreifen, wie mies mir zumute ist. Du weißt, wie ich mich für eure Sache eingesetzt habe. Wenn Bornholm jetzt freigesprochen wird, dann wird er mich wahrscheinlich verklagen. Du weißt, was das bedeutet.«
    Dr. Rumholtz schüttelte den Kopf. »Verdammt noch mal, jetzt habe ich aber genug. Hör doch endlich auf mit deiner Schwarzmalerei! Ich wollte dich vorhin schon fragen: Weshalb, zum Teufel, meinst du denn, daß Bornholm freigesprochen werden könnte? Es sind doch noch mehr Zeugen da als Erika. Wir beide, Herwarth, der Kommissar, die Oberin, der Geistliche – zählen wir denn nicht?«
    »Doch, schon. Aber wir alle zusammen wiegen nicht soviel wie deine Erika. Wenn sie ihr zweites Geständnis widerruft und das erste bestätigt, dann kann es sein, daß man uns nicht einmal mehr fragt. Bornholm und sein Verteidiger haben – nach allem, was ich erfahren konnte – ihre Chance glänzend genutzt. Den Erfolg«, er zeigte auf die Schlafende, »siehst du hier.«
    Dr. Rumholtz nickte schweigend. Er lauschte auf Erikas gleichmäßige Atemzüge.
    »Und jetzt?« fragte er

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