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Dr. Sex

Dr. Sex

Titel: Dr. Sex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. C. Boyle
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beladen, gegangen wa- ren, beendeten wir die unterbrochene Arbeit und verbrachten dann eine gute Stunde mit Spitzhacke und Schaufel im hinteren Garten. (Prok legte damals den Lilienteich an, und es war harte Arbeit, die Steine auszugraben und die ausgehobene Erde zu verteilen.) Kurz nach Mittag kam Mac mit Sandwiches und Limonade; wir drei setzten uns auf die Erde, betrachteten die Umrisse des Lochs und redeten. Sie war barfuß und hatte die khakifarbene Bluse und Shorts an, die sie auch als Betreuerin und Zugführerin der Pfadfinderinnen trug. Ich bemerkte, daß sie ihr Haar links gescheitelt und über dem rechten Ohr mit einer Spange festgesteckt hatte, so daß es ihre Stirn fast bis zu den Brauen bedeckte. Ich weiß nicht, woran es lag, aber an jenem Nachmittag war sie fröhlicher und ausgelassener, als ich sie je erlebt hatte. Sie zog die Beine an und wiegte sich beim Essen hin und her, sie unterbrach Proks Monologe hier und da mit Einwürfen, und obwohl sie damals Anfang Vierzig war, erschien sie mir mädchenhaft und unbekümmert und ganz und gar nicht so, wie man sich eine Hausfrau und Mutter vorstellt.
Worüber sprachen wir bei diesem Mittagessen? Ich weiß es nicht mehr. Wahrscheinlich über den Teich, über Tiefe und Durchmesser, über die Gewächse, die Prok dort pflanzen wollte: herzblättrige Pontederien, Iris natürlich, die dann mit den Füßen im Wasser stehen würden, und wie wär’s mit Sarracenia purpurea in der Übergangszone? Ich ertappte mich dabei, daß ich verstohlen Macs Beine musterte, ihre Knöchel, die Linie, wo ihre braungebrannten Oberschenkel in den Shorts verschwanden. Das war wohl der Auslöser, das war es, was mir den Mut gab, etwas zu tun, wozu ich vor wenigen Wochen noch nicht imstande gewesen wäre. Meine Bildung machte, wie gesagt, rasche Fortschritte. Also: Mac sammelte die Teller ein, und Prok und ich sahen ihr nach, als sie über den Rasen zum Hintereingang schlenderte und im Haus verschwand. »Prok, ich hoffe, du ... na ja, du verstehst das jetzt nicht falsch«, begann ich, »aber ich hab über das nachgedacht, worüber wir gestern gesprochen haben, ich meine, im Hinblick auf meine Bedürfnisse und meine Erfahrungen. Über mein Bedürfnis nach Triebbefriedigung mit einem weiblichen Partner.«
Er konnte es kaum erwarten, wieder an die Arbeit zu gehen. »Ja«, sagte er, »ja, was ist damit?«
»Tja, also, ich wollte dich fragen, wie es wäre, wenn Mac ...«
Er sah mich verwirrt an. »Mac?«
»Ja«, sagte ich und sah ihm, gelehriger Schüler, der ich war, direkt in die Augen. »Mac.«
Er brauchte einen Augenblick. »Du meinst, du willst ... mit Mac?«
    Man kann über ihn sagen, was man will – und wie es scheint, hat jeder eine Meinung über ihn –, aber Prok war kein Heuchler. Er predigte die sexuelle Befreiung des Mannes und der Frau, und er lebte, was er predigte. Auf seinen Lippen erschien ein leichtes Lächeln, und seine Augen funkelten vor Vergnügen, als hätte er einen guten Witz gemacht, und dann legte er die Schaufel hin und sagte, er werde meinen Vorschlag am Abend seiner Frau unterbreiten, und wenn sie einverstanden sei, hätte ich seinen Segen.
    Mac war, wie sich zeigte, nicht weniger überrascht als ihr Mann, überrascht, aber auch geschmeichelt, und als ich am nächsten Wochenende zur Arbeit im Garten erschien, stellte ich fest, daß sie allein im Haus war. Ich stand knietief in dem Krater, den Prok und ich ausgehoben hatten, und fragte mich, wo er war – hatte er etwa verschlafen? (Einfach unmöglich, selbst als sein Herz ihm mit Ende Fünfzig zu schaffen machte, schlief er nie länger als vier oder fünf Stunden pro Nacht.) Mit einem Mal hörte ich das Rascheln nackter Füße im Gras, und Mac stand vor mir, ein sanftes, schüchternes Lächeln auf den Lippen. »Hallo, John«, sagte sie, ihre Augen schimmerten, und in ihrer Stimme war dieses gaumige Etwas. »Ich wollte nur sagen, daß Prok mit den Kindern zum Lake Monroe gefahren ist. Sie wollen ein bißchen wandern und Gallen sammeln und werden erst heute abend zurückkommen. Er hat gesagt ...«
    Ich hatte das Gefühl, als wären meine Herzklappen verengt. Das Atmen fiel mir schwer. Das Sonnenlicht war zu etwas Stofflichem geworden, eine Last auf meinen Schultern, die ich kaum zu tragen vermochte. Ich glaubte, das Bewußtsein zu verlieren, und vielleicht verlor ich es tatsächlich, nur für einen Augenblick; ich stand schwankend da, und unter mir drehte sich die Erde.
    »Er hat gesagt, du brauchst heute nicht

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