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Dr. Sex

Dr. Sex

Titel: Dr. Sex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. C. Boyle
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Schürze umgebunden, die Schleife saß genau über der Rundung ihrer Hüften. Muß ich Ihnen sagen, wie sehr ich sie in diesem Augenblick brauchte, ein wie gelehriger Schüler meines Meisters ich geworden war? Ich stellte mich hinter sie – und sie wußte, daß ich da war, sie hatte auf mich gewartet –, ich drückte mich an sie, so daß sie meine Härte an der Weichheit ihres Hinterns spürte, und dann umarmte ich sie und legte die Hände auf ihre Brüste. Wie wunderbar: Sie wandte den Kopf, um mich zu küssen, um mir die Erregung ihrer Zunge zu schenken und zu unterstreichen, daß die Freude auf Gegenseitigkeit beruhte. Und dann ... dann lagen wir auf dem Küchenboden und zerrten an unseren Kleidern. Keine Kinder kamen herein. Niemand überraschte uns. Und ich hatte Koitus mit ihr, in einem wilden Rausch aus Stoßen und Lecken und Beißen, der alles in allem kaum länger als drei Minuten dauerte, und danach zog ich mich wieder an und ging über den Rasen zurück zu Iris und meiner Mutter.
6
    Seit Herbst 1938, als Prok sein Eheseminar abhielt, hatte es sowohl auf dem Campus als auch in der Stadt ein Geflüster gegeben, das Geflüster hatte sich zu einem mißbilligenden Grollen gesteigert und war schließlich, als der Sommer des Jahres 1940 in den Herbst überging und sich eine Koalition gegen Prok bildete, zu offener Empörung geworden. Ich hatte mich gewundert, wie viele vor allem ältere Mitglieder des Lehrkörpers an den Veranstaltungen teilgenommen hatten, doch nun begann ich zu begreifen: Sie waren Spione, Spitzel, die Nutznießer von Konvention und antiquierter Moral, denen daran gelegen war, die Welt im Hinblick auf Sex in Finsternis zu belassen. Sie waren nicht gekommen, um etwas zu lernen – sie waren gekommen, um Prok zu Fall zu bringen.
    Dr. Thurman B. Rice, Professor für Medizin an der University of Indiana und leitender Beamter der Gesundheitsbehörde, tat sich besonders hervor. Rice hatte in den frühen dreißiger Jahren ebenfalls eine Vorlesungsreihe veranstaltet – er hatte sie als »Hygienekurs« bezeichnet –, die damals unter Studenten ein Dauerwitz war, ein Meisterstück der Fehlinformation, voller verschämter Andeutungen und viktorianischer Prüderie. Offenbar war er in der Vorlesung gewesen, in der Prok seine berüchtigten Dias gezeigt hatte, denn er beschwerte sich in Briefen an President Wells, das Kuratorium und Prok, diese Darstellungen seien so drastisch gewesen, daß sie selbst ihn erregt hätten, einen seit dreißig Jahren verheirateten Mann, der sich mit diesem Thema »auf sehr objektive Weise« befaßt habe, und daß er daher um die Studenten besorgt sei. Wenn nun eine unschuldige Studentin derart animiert werde, daß sie sich zum Geschlechtsverkehr hinreißen lasse, und wenn sie dann schwanger werde und nach Hause geschickt werden müsse, beschädigt sozusagen? Was dann?
    Seine Kollegen vom Lehrstuhl für Medizin pflichteten ihm bei, denn sie fanden, daß Professor Kinsey sich etwas anmaßte, das ausschließlich der Medizin vorbehalten war. Wie konnte er Studenten beiderlei Geschlechts zum Thema Sexualität befragen und beraten – und zwar hinter verschlossenen Türen –, wenn er doch keinerlei medizinische Ausbildung hatte? Hinzu kamen der einstimmige Aufschrei der Geistlichkeit, eine Unmenge Briefe von besorgten Müttern aus allen Teilen des Staates, die gehört hatten, dieser Professor unterrichte ihre Töchter in verschiedenen Methoden der Empfängnisverhütung und fordere sie auf, die Länge ihrer Klitoris zu messen, sowie die Todfeindschaft von Dean Hoenig, die Prok zweierlei niemals verzeihen würde: die Szene in seinem Garten und die, wie sie fand, aufdringliche Hartnäckigkeit, mit der er einige der zurückhaltenderen Studienanfängerinnen ermuntert hatte, ihm ihre Geschichten zu erzählen. Das alles roch nach Lynchjustiz.
    An einem vollkommen windstillen, auf kleiner Flamme köcheln- den Septembermorgen ging ich auf dem Weg zur Arbeit über den Campus und dachte an nichts Schwerwiegenderes als an die Frage, was ich in der Mittagspause machen würde, als ich auf sehr direkte Weise mit alldem konfrontiert wurde: mit den Gerüchten, dem Groll, den gegen Prok gerichteten Gefühlen im überbrodelnden Kessel der Gemeinschaft. Laura Feeney, jetzt im dritten Studienjahr, schöner und mit schwellenderen Formen ausgestattet, als ich sie in Erinnerung hatte, kam mir auf dem Weg am Bach entlang entgegen. Sie drückte ein Buch an den Busen (zwischen ihren Brüsten baumelte an

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