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Drachen-Mädchen

Titel: Drachen-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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und Hardy, was geschehen war.
    »Das verstehe ich nicht«, meinte die Gorgone. »Ich möchte natürlich nur das Beste für meinen Sohn, aber ich kann wirklich nicht behaupten, daß er jemals intelligent oder gutaussehend oder nützlich talentiert gewesen wäre. Ich wäre ja froh, wenn es anders wäre, aber…«
    »Klingt, als hätte er sich entwickelt«, meinte Chem.
    »Ivy!« rief Irene. »Die ist dafür verantwortlich!«
    »Daran habe ich auch gedacht«, stimmte die Zentaurin ihr zu. »Ich vermute, ihr Talent der Verstärkung ist beachtlicher, als wir wußten. Sie hat Hugo auf die volle Stufe seines Könnens befördert.«
    »Aber der Drache hätte dann doch noch viel wilder werden müssen«, wandte Irene ein.
    »Nicht, wenn ihr Talent selektiv vorgeht«, widersprach Chem. »Wenn es beispielsweise nur verstärkt, was sie wahrnimmt oder wahrnehmen will oder wünscht…«
    »Um aus meinem Jungen ein Genie zu machen, bedarf es wirklich eines Talents vom Magierformat«, sagte die Gorgone bedrückt. »Inzwischen ist er schon acht und hat noch nie auch nur das leiseste Anzeichen…«
    »Acht ist der erst? Na, wenn er nicht jetzt schon ein Genie ist, dann fehlt jedenfalls nicht mehr viel«, meinte Gloria.
    »Ivys Talent!« sagte Chem nachdenklich. »Es muß viel stärker sein, als wir geglaubt haben! Dieses kombinierte Kobold-Harpyien-Talent der Unsichtbarkeit muß latent gewesen sein und wurde durch die angespannte Situation und Ivys Fähigkeit der Verstärkung geweckt. Man lernt nie aus, was die Magie Xanths angeht! Und Gloria und Hardy passen wirklich gut zusammen, weil ihre Halbtalente sich gegenseitig ergänzen.«
    Irene überlegte, ob es wohl möglich war, daß alle Kobolde und Harpyien das Halbtalent der Unsichtbarkeit besaßen, das nur durch einen Zusammenschluß mit einem Wesen der anderen Art aktiviert wurde.
    »So sind wir dann vor dem Trupp meines Vaters geflohen«, beendete Gloria ihren Bericht. »Und Ivy, Hugo und Stanley konnten auch entkommen, weil die Kobolde unsere Fährte verfolgten. Hardy hat mich ein Stück durch die Luft getragen, obwohl ich genauso viel wiege wie er und er mich nicht allzu weit befördern konnte. Bei Nachtanbruch haben wir uns in einem Baumwipfel versteckt, wo die Gruppe meines Vaters uns nicht erreichen konnte. So konnten wir auch ordentlich ausschlafen.« Sie errötete leise. »Jedenfalls die meiste Zeit.«
    »Als wir dann den Lärm hier hörten«, fuhr Hardy fort, »bin ich zu meinen Leuten gestoßen, um sie zu beruhigen, daß die Nachricht der Mundorgel von meiner Gefangennahme hinfällig geworden ist.«
    »Das genügt wohl fürs erste als Bericht«, sagte Chem. »Aber wir können nichts tun, bis wir die Anführer beider Parteien dazu bewegt haben, zu verhandeln.«
    »Ich kann meinen Vater zwar hierherbekommen«, meinte Gloria, »aber ich werde ihn nicht dazu bringen, sich Vernunftsgründen zu beugen.«
    »Und ich kann Haggy Harpyie hierherzitieren«, sagte Hardy. »Im Harpyienreich sind alle Hähne Prinzen, weshalb sie meinem Befehl Folge leisten muß. Aber sie wird genausowenig zuhören.«
    »Holt sie erst einmal her und haltet sie davon ab, sich aufeinanderzustürzen«, schlug Chem vor, »dann will ich versuchen, es ihnen einzuhämmern.«
    Achselzuckend machten sich Koboldmädchen und Harpyienhahn ans Werk. Gloria erklomm die Südmauer, wobei sie einige bemerkenswerte Körperteile zur Schau stellte, während Hardy emporflog. Während des Gesprächs war der Schlachtlärm weitgehend verklungen, wahrscheinlich weil keine der beiden Seiten wußte, wie sie sich in dieser Situation einen Vorteil verschaffen konnte.
    »Vater!« rief Gloria von der Mauer herab. »Du mußt herkommen und mit der Anführerin der Harpyien reden, und so lange müssen die Waffen schweigen.«
    »Niemals!« antwortete Kotbold.
    Auf diese Entfernung klang seine Stimme zwar leise, aber unüberhörbar häßlich.
    »Dann kann ich mich ja gleich ins Verderben stürzen«, sagte Gloria und tat, als wollte sie sich von der Mauer stürzen. Der Bluff wirkte: Kotbold willigte sofort ein.
    Hardy hatte weniger Schwierigkeiten. »Komm her und verhandele«, sagte er zu Haggy, »sonst erzähle ich der Harpyienkönigin, daß du Eier ausbläst!«
    Das schüchterte die Henne ein. »Ich blase keine Eier aus!« kreischte sie und kam herbeigeflattert.
    Nun waren beide Anführer da. Haggy legte ihr fleckiges Gefieder an, während Kotbold seine knotigen Beine auf die Südmauer legte. Böse funkelten sie einander und alle anderen an.

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