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Drachen-Mädchen

Titel: Drachen-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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hervorkam. Ihr wäre es auch peinlich gewesen, wenn sie in einen Teich gefallen wäre!
    »Verliebt?« fragte Chem. »Ihr wißt doch, daß so manche Quellen…«
    »Trink nicht von dem Wasser, Xav!« schrie Grundy.
    Xavier, der den Mund gerade wieder dicht über die Oberfläche gehalten hatte, stutzte. »Warum nicht? Ist mir doch egal, wenn sie drin rumgeschwommen ist. War halt ihr Pech.«
    »Weil das möglicherweise ein Liebesquell ist!« sagte Irene. »Schaut Euch doch nur mal Zora an!«
    Tatsächlich blickte Zora den jungen Mann mit einem solchen Ausdruck stummer Bewunderung an, daß über ihre Veränderung keinerlei Zweifel mehr bestanden. Es war das Wesen eines Liebesquells, daß jeder, der von ihm trank, sich sofort danach in das erste Wesen des entgegengesetzten Geschlechts verliebte, dem er begegnete. War das Opfer bereits verliebt, so kam die zweite Liebe hinzu und wirkte stärker als die erste. Die Liebesquellen waren für die meisten Kreuzungen und Mischformen in Xanth verantwortlich, was zu manch komischer, aber auch tragischer Situation geführt hatte. Die Wirkung eines Liebesquells ließ sich auch nicht dadurch umleiten, daß man einen geeigneteren Partner neben dem Quell aufbaute und erneut davon trank: Dadurch fügte man nur noch eine weitere Liebe hinzu, was die Lage lediglich verkomplizierte. Wie der Tod war auch diese Liebe praktisch unwiderruflich.
    »Das Unglück!« rief Xavier entsetzt. »Der Fluch, der für mich bestimmt war! Jetzt hat er sie statt dessen getroffen!«
    »Was könnte es für einen Zombie für ein schlimmeres Unglück geben«, murmelte Chem, »als sich in einen Lebenden zu verlieben?«
    Wie wahr! Vor allem für ein Zombiemädchen, das einst wegen ihrer verschmähten Liebe Selbstmord begangen hatte!
    »Vielleicht sollte sie nach Mundania gehen«, schlug Grundy vor. Doch Irene erkannte sofort, daß das keine Lösung war. Sicher, in Mundania funktionierte die Magie nicht – in dieser Hinsicht war dieses Land unglaublich rückständig, und sie fragte sich manchmal, wie seine Bewohner das überhaupt ertrugen – so daß der Bann dort gebrochen wäre. Doch Zora war kein normaler Mensch, sondern ein Zombie, der nur durch Magie wiederbelebt wurde. In Mundania wäre sie gänzlich tot gewesen. So blieb sie nun gefangen zwischen einer hoffnungslosen Liebe und dem Tod, zu ewigem Herzeleid verdammt.
    »Diese Furien haben wirklich Nägel mit Köpfen gemacht«, sagte Chem. »Sie hätten keinem unschuldigeren Wesen etwas Grausameres antun können.«
    Dem wußte niemand etwas entgegenzusetzen.
    »Aber der Fluch war für mich bestimmt«, wiederholte Xavier. »Damit ich mich in eine Zombiefrau verliebe.« Erst jetzt schwante ihm die Entsetzlichkeit eines solchen Schicksals.
    »Aber das Wasser soll doch gut sein!« fuhr er plötzlich widersprechend fort. »Xap hat es doch nichts angetan!«
    »Hm, auch wieder wahr«, meinte Grundy. »Ich werde ihn mal fragen.«
    Der Golem krächzte den Hippogryph an. Xap antwortete ihm. Grundy lachte lauthals auf.
    »Was ist denn daran so komisch?« fragte Irene, von dem bisher Geschehenen erschüttert. Eine erzwungene Liebe war doch nun wirklich nichts zum Lachen!
    »Es hat Xap nichts anhaben können, weil das erste weibliche Wesen, das er erblickt hat, Chem war«, erklärte Grundy. »Und in die war er sowieso schon verliebt.«
    Chem lächelte, wenngleich etwas traurig. »Natürlich.«
    Irene verstand das Problem, vor das die Zentaurin sich gestellt sah. Xap war wirklich ein prachtvolles Tier – aber er war eben auch nur ein Tier. Chem war halbmenschlich. Sie würde sich vielleicht mit einem Tier abgeben, ja sogar paaren – Zentauren waren für ihre Offenheit in solchen Dingen geradezu berüchtigt, zumindest unter Menschen. Aber Liebe? Ehe? Das war doch schon etwas anderes. Männliche Wesen konnten sich leicht verlieben, weil ihr Leben davon nicht so stark beeinflußt wurde, schließlich brauchten sie nicht die Nachkommenschaft auszutragen. Frauen waren da vorsichtiger, weil die Konsequenzen für sie größer waren. Chem würde diese Angelegenheit auf ihre Weise meistern müssen, aber sie war mit Sicherheit dazu fähig, wie die meisten Frauen.
    Zora allerdings nicht. Ihr hatte man keine Wahl gelassen. Es war ihr eine unmögliche Liebe aufgezwungen worden. Darauf wußte Irene auch keine Antwort.
    »Ein Fluch weniger«, sagte Grundy.
    Irene wünschte, er hätte sie nicht daran erinnert, daß ja noch ein weiterer ausstand. Zora hatte zwei Flüche abgefangen, einen

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