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Drachen-Mädchen

Titel: Drachen-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Euren Fluch abbekommen!« sagte Chem. »Sie ist…«
    Xavier und Grundy gesellten sich zu ihnen. »Habt Glück gehabt, daß Ihr nicht zu Stein geworden seid«, sagte der Golem. »Als ich merkte, was los war, habe ich Xav und Xap sofort gewarnt.«
    »Zora hat die Gorgone angeschaut«, sagte Irene dumpf. »Sie hat das Unglück erlitten, das für mich bestimmt war.«
    Xavier sprang ab und hob das Zombiemädchen herunter. »Sie kann doch gar nicht tot sein!« rief er. »Schließlich war sie überhaupt nicht am Leben!« Xavier stellte das völlig steife Zombiemädchen auf die Beine. »Wacht auf, Zora!« rief er. »Das habt Ihr nicht verdient! Ihr habt nie jemandem Leid zugefügt!«
    »Xaviers Fluch und Irenes Fluch«, sagte Chem nachdenklich, »die Liebe und der Tod – und ein und dieselbe Person, die davon betroffen ist. Das eine kann nur durch das andere geheilt werden. Zora leidet nicht mehr.«
    »Zur Hölle damit!« schrie Xavier. »Ich lasse sie nicht einfach sterben, nach allem, was sie für mich getan hat! Zora, komm zurück!« Und er nahm die Zombiestatue in den Arm und küßte sie auf den Mund.
    Die anderen sahen traurig und hoffnungslos zu, wohl wissend, daß der Mann es gut meinte, aber daß die Frau verloren war – seit der Zeit, da sie die Flüche abgefangen hatte. Die schrecklichen Furien hatten ihren Willen bekommen.
    Doch da geschah etwas Erstaunliches: Die Statue begann zusammenzusacken.
    Irene starrte ungläubig auf das Schauspiel. Stein konnte doch gar nicht sacken! Selbst Zombiestein nicht; der konnte allenfalls bröckeln oder zerbröseln, wurde aber nicht weich.
    Xavier küßte sie noch immer und drückte sie fest an sich. Die Lebenswärme seines Körper war fast greifbar zu spüren. Und Zora kehrte in ihr Halb-Leben zurück.
    »Schaut euch das an!« sagte Grundy. »Die Gorgone kann keine Zombies versteinern!«
    Chem drehte ihr menschliches Oberteil Irene zu, um mit ihr einen Blick wechseln zu können. »Das stimmt vielleicht. Gegen den Blick des Python war Zora ja auch immun. Sie kann nicht besonders gut sehen, was vielleicht wie ein Schleier zwischen ihr und der Blickmagie wirkt. Möglicherweise hat sie nur eine teilweise Versteinerung erlitten – und außerdem war sie von Anfang an weniger fest als wir. Aber…«
    »Es gibt noch eine andere Erklärung?« flüsterte Irene.
    »Wenn Ihr aus Stein wäret, oder wenigstens zum größten Teil, und der Mann, den Ihr liebt, würde Euch küssen und umarmen und Euch anflehen, zurückzukehren – würdet Ihr da nicht auch reagieren?«
    Irene stellte es sich genau vor. »Ich glaube ja… wenn es auch nur die leiseste Möglichkeit gäbe…« bejahte sie schließlich mit matter Stimme. »Die Liebe besitzt eine Macht, die wir kaum verstehen…«
    Xavier beendete seinen Kuß. »Ich habe euch doch gesagt, daß ich sie nicht sterben lasse!«
    Zora war wieder Fleisch. Steif stand sie da, und ihre Augenlider wirkten schwer. Früher war ihr Körper zu weich gewesen; nun war er zu fest. Doch sie war mehr Fleisch als Stein.
    Gegen Xaviers Behauptung ließ sich kaum etwas einwenden, wenngleich Irene sich unsicher war, welche Erklärung wohl die treffendere sein mochte.
    »Aber zu welchem Leben habt Ihr sie da schon wiedererweckt?« fragte Chem. »Zu einer hoffnungslosen Liebe etwa?«
    »Darüber habe ich lange nachgedacht«, sagte Xavier. »Über all das Gute, das sie für uns getan hat. Ich versteh’ ja nicht gerade fürchterlich viel von Frauen, aber ein gutes Zombiemädchen scheint mir jedenfalls mehr wert zu sein als eine böse Frau. Und Zora ist wirklich schrecklich gut – und man würde sie jetzt gar nicht mehr für einen Zombie halten.«
    Das stimmte. Zora nahm immer festere Gestalt an. Die Liebe und/oder die Magie der Gorgone hatte sie in etwas weitaus Menschlicheres als zuvor verwandelt. Ihre Gesichtszüge waren sowohl scharf als auch belebt geworden, und ihr Körper wirkte kräftig. Nun war sie tatsächlich eine Frau, und zwar keine unattraktive.
    »Aber Ihr…« protestierte Irene matt, »Ihr liebt sie doch nicht…«
    »Ich weiß, wo der Liebesquell ist«, sagte Xavier. »Und ich weiß, was recht ist. Nichts kann mich daran hindern, von ihm zu trinken – das wollte ich ohnehin schon tun. Es sollte ja sowieso mein Fluch sein. Ich habe meine Schulden noch nie von anderen Leuten begleichen lassen.«
    Irenes Respekt für Xavier wuchs erneut. Der junge Mann hatte ein Gewissen und recht klare Vorstellungen davon, was wichtig und richtig war. Er hatte sich

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