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Drachen-Mädchen

Titel: Drachen-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Leute ehrlich!«
    »Und wie habt Ihr drei Scheusale Eure Mütter behandelt?« rief Irene zurück.
    »Das ist peinlich«, meinte Chem. »Die Furien haben nie Mütter gehabt. Sie sind dem Blut ihres ermordeten Vaters entsprungen. Deshalb sind sie auch so sehr darauf versteift…«
    Die Furien wirkten entsetzt, als der Zauber der Ehrenpreispflanze sie erfaßte. »Ah! Oh!« schrie eine von ihnen. »Wahrlich haben wir das Grab unseres Erzeugers nicht geachtet!«
    »Wir waren so sehr damit beschäftigt, die Sünden anderer zu bestrafen, daß wir unsere eigenen vernachlässigten!« stimmte die zweite ihr zu.
    »Und dafür müssen wir büßen!« schrie die dritte und schwang ihre messingbeschlagene Geißel.
    »Oh, da habt ihr aber etwas angerichtet!« sagte Grundy entzückt. »Jetzt müssen sie sich selber auspeitschen und verfluchen.«
    »Ja, Ehrlichkeit kann oft sehr peinlich sein«, bemerkte Irene selbstzufrieden. »Aber sie tun mir leid, wenn sie wirklich nie eine Mutter gekannt haben.« Es fiel schwer, dachte sie, jemanden zu verurteilen, wenn man ihn erst einmal verstanden hatte. Auch die Furien waren im Grunde tragische Gestalten.
    Am Abend schlugen sie ihr Lager in der Nähe eines schönen Bachs auf. Irene ließ Maiglöckchen und Kettenblumen um das Lager wachsen, so daß jeder Eindringling über die Ketten stolpern und die Glöckchen zum Klingen bringen würde.
    Als sie nach dem Essen dalag, wünschte sie sich, daß sie wieder bei Dor, ihrem Mann wäre, der sich wahrscheinlich schon schreckliche Sorgen um sie machte. Doch wenn er daran denken sollte, würde er sie im magischen Spiegel sehen können.
    Schade, dachte sie, daß er das nicht auch mit Ivy tun konnte. Der Gute Magier Humfrey hatte magische Spiegel auf alles und jeden ausrichten können, aber anderen Leuten gelang dies nicht so einfach. Auf Schloß Roogna gab es einen Spiegel, der entweder Dor oder Irene zeigte, je nachdem, wer von beiden gerade nicht im Schloß war, doch niemanden sonst. Sie waren bei seiner Eichung davon ausgegangen, daß Ivy stets bei einem von ihnen sein würde. Das war ja auch bisher immer der Fall gewesen; zumindest hatte sich Ivy stets in Rufweite aufgehalten. Deshalb hatten sie sich nicht die Mühe gemacht, den Spiegel auch auf sie einstellen zu lassen. Das hätten sie jetzt gebrauchen können! Doch wenigstens zeigte die kleine Efeupflanze, die Irene bei sich trug, an, daß es Ivy gut ging. Ohne diesen Trost wäre sie wahrscheinlich schon längst dem Wahnsinn verfallen.
     
    Im Morgengrauen setzten sie ihre Reise fort, nachdem sie eine hastige Mahlzeit zu sich genommen hatten. Irene wollte nur noch Xanthippe die drei Samen und die Feder abliefern, Xavier und Xap zu ihr zurückbringen und sich dann wieder auf die eigentliche Suche nach Ivy machen. Bisher hatten sie das Glück gehabt, daß keinem von ihnen etwas Ernstes zugestoßen war, doch das Glück war ein unzuverlässiger Verbündeter.
    Die Behausung der Hexe war nicht mehr weit entfernt, als sie auf einen wunderschönen kleinen, von einer Quelle gespeisten Teich stießen und haltmachten, um sich zu erfrischen. Irene stieg ab, um hinter den nahegelegenen Sträuchern einem privaten Geschäft nachzugehen, während Xap, Xavier und Zora zu dem funkelnden Teich schritten.
    Der Hippogryph streckte den Schnabel vor, nahm etwas Wasser auf und hob, wie es Vögel zu tun pflegten, den Kopf, um das Naß die Kehle hinunterströmen zu lassen. Er blickte zu Chem hinüber und ermunterte sie mit einem Flügelzucken, ebenfalls zu trinken, doch die wartete noch auf Irene und schirmte sie vor etwaigen Blicken der Männer ab.
    »Wenn Xap meint, daß das Wasser gut ist, dann ist es auch gut«, sagte Xavier fröhlich. »Man sieht ja auch, wie schön grün es hier überall ist. In dieser Quelle lauert kein Drache!« So ließ er sich am Ufer auf den Boden fallen und hielt den Mund an die Wasseroberfläche, wie es Menschen zu tun pflegen.
    Zora, die neben ihm stand, stolperte plötzlich und stürzte kopfüber in den Teich. »He!« rief Xavier und wich zurück, um nicht naßgespritzt zu werden. »Ich dachte eigentlich ans Trinken, nicht ans Schwimmen!« Er lächelte gutmütig.
    Zora erhob sich unbeholfen und stapfte aus dem flachen Wasser. Ihre eingefallenen Augen schienen zu leuchten, als sie Xavier musterte.
    »Irgendwas stimmt mit ihr nicht«, bemerkte Grundy sofort. »Leuchten Zombies normalerweise?«
    »Vielleicht, wenn sie verliebt sind«, sagte Irene im Scherz, als sie wieder hinter dem Strauch

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