Drachen-Mädchen
für Xavier und einen für Irene. Nun wußten sie, daß die Flüche doch auf Zombies wirkten. Was hatte man für Irene vorgesehen – und was würde Zora für sie erleiden müssen?
»Sorge dafür, daß Zora genau begreift, was vorgefallen ist, und warum«, sagte Chem zu Grundy.
»Sie hat es schon begriffen«, erwiderte der Golem. »Sie hat Xavier ohnehin schon gemocht. Ist ja auch ein ganz anständiger Kerl.«
»Ich weiß«, stimmte Irene ihm zu. Xavier war viel besser, als man es vom Sohn einer Hexe hätte erwarten können. Wieder wallte der Zorn in Irene auf, als sie daran denken mußte, was geschehen war. Die Furien hatten Xavier dazu zwingen wollen, sich in eine Zombiefrau zu verlieben! Die schiere Bösartigkeit dieses Plans ekelte sie an.
Niedergeschlagen machte sie sich wieder auf den Weg, doch nun saß Zora hinter Irene auf. Sie waren stillschweigend übereingekommen, daß das Zombiemädchen nicht bei Xavier bleiben sollte, den ihre Gegenwart doch nur in Verlegenheit bringen würde.
Sie kamen in eine Gegend, die sie noch nie gesehen hatten, denn sie war mit einer Reihe von Steinfiguren geschmückt. Verwirrt projizierte Chem ihre Karte. »Nein, das liegt tatsächlich auf unserem Weg! Ich wußte doch, daß ich nicht falsch gegangen bin! Seht mal, wir befinden uns hier auf der gestrichelten Linie. Diese Statuen müssen neu sein.«
»Könnte Mamis Werk sein«, meinte Xavier. »Sie sammelt seltene Pflanzen und Tiere. Statuen hat sie zwar bisher noch nicht gesammelt, aber man kann ja nie wissen.«
»Es sind sehr fein gearbeitete Bildnisse«, meinte Chem. »Schaut mal, es sind sogar ein paar Insekten darunter. Das muß ein Meister der naturgetreuen Abbildung gewesen sein.«
»Vielleicht die Elfen«, schlug Grundy vor. »Von denen sind manche recht geschickt. Ich kann mich ja mal umhorchen und…«
Irene erblickte eine Gestalt, die vor ihnen den Weg entlangschritt. Sie wirkte vertraut: eine hochgewachsene, üppig gebaute Frau. »Ich glaube, ich weiß noch eine andere Antwort«, sagte sie und gab Chem ein Zeichen, ihr Tempo zu verlangsamen.
Die Frau hatte sie offenbar noch nicht bemerkt. Als sie etwas näher gekommen waren, rief Irene: »He, Gorgone!«
Langsam drehte sich die Gestalt um. Chem wich plötzlich zurück, und Irene mußte sich hastig festhalten, um nicht von ihrem Rücken zu stürzen. Zora, die weniger reaktionsschnell war, begann bereits hinabzugleiten, und Irene konnte sie gerade noch im letzten Augenblick auffangen, den Blick nach unten gekehrt.
Das Zombiemädchen versteifte sich, und sein Fleisch wurde hart.
»Die Augen schließen!« schrie Chem. »Sie ist unverschleiert!«
Irene kniff sofort die Augen zusammen und hob erst dann den Kopf. »Gorgone!« rief sie. »Ich bin es, Irene! Zieh den Schleier wieder vors Gesicht!«
»Warum?« fragte die Gorgone.
»Weil Ihr uns sonst alle zu Stein verwandelt!«
»Gut, dann ziehe ich ihn wieder vor!« erwiderte die Gorgone. Sie klang erstaunt.
»Da bitte ich auch drum!« fauchte Irene, der der Schock noch in allen Knochen saß. »Warum habt Ihr ihn überhaupt abgelegt? Ihr wißt doch, daß Ihr nicht unverschleiert umhergehen könnt!«
»Ich – hab’s vergessen«, sagte die Gorgone in einem Ton, als erinnere sie sich an etwas, was vor langer Zeit vielleicht einmal wichtig gewesen war. »Gut, jetzt ist es soweit.«
Vorsichtig öffnete Irene erst ein Auge, dann das andere. »Wie konntet Ihr so etwas nur vergessen?« fragte sie, noch immer erschüttert.
»Na ja, ich bin einfach spazierengegangen und habe nach irgend etwas gesucht – ich weiß selbst nicht mehr, wonach. Und dann… ach, es ist alles so unklar. Ich habe mich nicht an Euch erinnern können, bis…«
»Ein Vergessenheitsstrudel!« rief Chem.
»Sie hat ihre Suche vergessen!« sagte Irene.
»Meine Suche?« fragte die Gorgone.
»Ihr wolltet Euren Sohn Hugo suchen und retten.«
Die Gorgone sperrte unter dem Schleier den Mund auf. »Hugo!«
»Und wir haben vergessen, daß wir wieder im Gebiet der umherirrenden Strudel sind«, bemerkte Chem. »Aber sie scheint ihr Gedächtnis nicht völlig eingebüßt zu haben, denn sie beginnt sich schon wieder zu erinnern.«
»Ja, wahrscheinlich hat der Strudel sie nur leicht gestreift«, stimmte Irene ihr zu. »Aber das war wirklich knapp! Wir hätten jetzt alle tot sein können! Um ein Haar wäre ich verstei…« Da brach sie ab, als ihr das Zombiemädchen einfiel, das hinter ihr auf Chems Rücken saß. Zora hatte hingeschaut…
»Zora hat
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