Drachen, Orks und Magier
schlechter als seine Gegner. Was hatte er denn für eine Wahl? Wenn er am Leben bleiben wollte, dann hatte er keine. Whuon tat es jedes Mal in der Seele weh, wenn er den Schrei eines Axtwesens hörte. Aber was sollte er tun? Er wäre diesem Kampf so gern aus dem Weg gegangen, aber was nützte es nun? Das Holz der Axt splitterte und sie zerbrach.
Kurz darauf folgte das Weinen, das Klagen der zerbrochenen Axt.
Dieses Klagen schien die anderen Äxte in eine noch größere Wut zu treiben. Sie kämpften noch verbissener, noch unnachgiebiger. Und in ihrer Wut wurden sie immer geschickter. Flink wichen sie Whuons Schwerthieben aus.
Verdammt! Whuon war verzweifelt. Wenn er diese Axtwesen hier nicht bald besiegen konnte, dann rückten ihm seine Verfolger auf den Pelz, und dann …
Wieder spaltete er das Holz eines Axtwesens und wieder und dann waren keine mehr übrig. Aber das Weinen der Zerbrochenen musste die anderen bald anlocken.
So rannte Whuon in großen Sätzen durch den Wald, immer in der Erwartung, dass plötzlich einige Äxte aus einem Busch schnellen konnten. Er hoffte, dass sein Vorsprung groß genug sein würde, um die Axtwesen abzuschütteln. Aber er wusste, dass seine Hoffnung unbegründet war.
So taumelte er dann durch den dichten Wald und die endlose Nacht. Er wusste schon längst nicht mehr, wo er war, und er war sich auch nicht sicher, ob er zur Grotte zurückfinden würde.
Schließlich erlahmten seine Beine. Er wusste nicht mehr, wie lange er schon gelaufen war. Es musste sehr lange sein. Er ließ sich zu Boden sinken. Am liebsten wäre er sofort eingeschlafen, aber er zwang sich zum Wachbleiben. Überall konnten Äxte sein. Müde steckte er sein Schwert in den Gürtel und setzte sich neben einen großen und mächtigen Baum, an den er sich anlehnte. Es war der erste Moment der Ruhe, den er sich in dieser Nacht erlaubte.
Aber einschlafen durfte er auf keinen Fall, so sehr er sich danach auch sehnte.
Da hörte er von Ferne wieder die dämonischen Schreie der Axtwesen. Sofort fuhr Whuons Hand zum Schwert. Und da waren sie auch schon heran, die schrecklichen Äxte. Der Thyrer war schwach und unsagbar müde. Dennoch zwang er sich zum Aufstehen. Schwankend und unsicher stellte er sich den Axtwesen gegenüber. Diese stimmten ein triumphierendes Gebrüll an. Es waren mindestens zehn, wenn nicht noch mehr. Whuon wusste, dass er gegen so viele Gegner keine Chance hatte –zumal nicht in seinem Zustand. Dennoch focht er. Aber er vermochte seinen Gegnern nicht mehr ernsthaft etwas anzuhaben. Immer mehr drängten sie ihn zurück. Sie umkreisten ihn und versuchten ihn von hinten zu erschlagen.
Whuon hatte im Eifer des Gefechts nicht bemerkt, wie die Sonne emporgestiegen war. Jetzt fiel das erste Licht in die Düsternis des Waldes. Als das Licht auf die lebenden Äxte fiel, da hörten sie plötzlich zu kämpfen auf und fielen leblos zu Boden. Sie waren jetzt nicht mehr als normale Streitäxte – tot und friedlich lagen sie da und rührten sich nicht mehr. Erleichtert steckte der Thyrer seine Waffe wieder in den Gürtel. Der Alptraum dieser Nacht steckte ihm tief in den Knochen.
Er blickte sich um. Der Wald war wieder so friedlich, wie er ihn am Vortage gesehen hatte. Langsam glitt er neben einem Baum zu Boden.
Er war müde, unsagbar müde, und er wollte schlafen.
Er sah zu dem Haufen Äxte hinüber. Er lachte. Er hatte es tatsächlich geschafft, den Morgen zu erleben. Nun lagen die geisterhaften Äxte stumm und tot da.
Ehe sie zu neuem Leben erwachen würden, wäre Whuon längst wieder erwacht.
Der Thyrer fiel in einen tiefen, traumlosen Schlaf. Angenehme Schwärze umhüllte ihn.
7.
Whuon erwachte. Sein erster Blick galt den Äxten, die vor ihm auf einem Haufen lagen. Aber sie regten sich nicht.
Whuon stand auf und rückte sein Schwert zurecht. Er fühlte sich wieder frisch und stark.
Doch er stellte resigniert fest, dass er den Weg zur Grotte wohl nicht mehr finden würde.
Es war kein schönes Gefühl, sich verirrt zu haben. Dennoch entschloss sich der Thyrer zum Weiterlaufen. Die Äxte! Wenn es Abend würde, dann würden sie zu neuem Leben erwachen.
Er wanderte also weiter. Dichtes Gestrüpp versperrte ihm den Weg und knorrige Baumwurzeln ließen ihn stolpern.
Aber er bahnte sich seinen Weg durch den Wald. Er beeilte sich, denn er wollte nicht, dass die Äxte ihn noch fanden, wenn sie am Abend wieder erwachten.
Der Weg war beschwerlich. Dornen bohrten sich in seine Haut und zerrissen ihm seine
Weitere Kostenlose Bücher