Drachen, Orks und Magier
nicht. Und denk nur, was passierte! Aus dem Wald flogen Äxte heran. Sie wurden von keines Kriegers Hand geführt, sie gingen allein in die Schlacht. Und sie machten sich über die schwarzen Reiter her. Die sonst so mächtigen Krieger wurden von diesen dämonischen Äxten wie Vieh geschlachtet.“
Tiefe Bitterkeit war aus Gorichs Worten zu hören, und Whuon verstand ihn.
Niemand sagte ein Wort. Es herrschte ein trauerndes Schweigen, bis schließlich Yllon das Wort ergriff.
„Ich kann euch in eure Welten zurückbringen. Ihr müsst intensiv an eure Heimat denken, dann gelangt ihr dorthin!“
Whuon nickte nur. Es würde ihm nicht leichtfallen, nicht an die Toten, sondern an seine Heimat, seine Erde, zu denken.
8.
Um sie herum waren viele Menschen, die sich in den Straßen drängten. Die übergroßen Farne der Gefangenenwelt hatten sich vor Whuons Augen in diese Menschenmassen verwandelt.
Der Thyrer blickte sich zu seinen Freunden um. Sie waren noch alle da: Thrak von Aggrgor, Gorich, Orleif und Aworn.
Die Stadt lag nahe am Meer und besaß einen vollkommen überfüllten Hafen.
Hunderte von Segelschiffen drängten sich an den Anlegeplätzen. Aber es waren keine Handelsschiffe, es waren Kriegsschiffe!
„Wo mögen wir hier sein?“, fragte Whuon beunruhigt.
„In Tralonien.“ Orleif hatte dies gesagt. Da es aber in Tralonien nur zwei größere Städte gab – Tralon und Gara – und er in Gara schon gewesen war und es genau kannte, musste diese Stadt Tralon sein. Tralon war die Hauptstadt dieses wilden und unkultivierten Landes, in dem kaum Ackerbau betrieben wurde. Nur wenige Händler wagten sich bis so weit in die Wildnis, denn die Wege in Tralonien waren unsicher und gefährlich.
„Warum liegen so viele Kriegsschiffe im Hafen?“, wandte sich Whuon an einen im Hafen herumpatrouillierenden Soldaten.
„Mann! Lebst du im Gestern? Wir haben Krieg! Die Tyker haben Dörfer an der Grenze überfallen und nun sollen sich unsere Schiffe in Gara zum Hauptsturm sammeln. Diese hier fahren auch nach Gara.“
Der Soldat zeigte auf die riesige Flotte im Hafen.
„Was sollen wir tun, Whuon?“, hörte der Thyrer Orleifs Stimme.
„Vielleicht sollten wir uns anheuern lassen“, meinte Whuon.
Sein Blick schweifte über die vielen Schiffe und ihre bunten Segel, mit denen der Wind sein Spiel trieb, die er hin und her riss wie einen Spielball.
„Eine gute Idee“, sagte Thrak. Whuon drehte sich etwas erschrocken zu dem grünen Mann um.
„Warum bist du nicht in deine Welt zurückgekehrt?“, fragte Whuon.
Thrak zuckte mit den Schultern.
„Ich bin hier materialisiert. Offenbar ist dies meine Welt. Mich würde es in jedem Fall reizen, nach Gara zu segeln. Euch nicht?“ Aworns Gesicht verdüsterte sich.
„Ich bin es gewöhnt, als Kapitän auf einem Schiff zu fahren und nicht als Krieger.“ Seiner Stimme und seinen Worten hörte man den Verdruss über den Verlust der SEDELLAH wohl an. „Aber ich würde dennoch mit euch ziehen“, brachte er schließlich hervor.
+
Vor allem für Aworn war es ein befreiendes Gefühl, wieder auf den Planken eines Schiffes zu stehen.
Die Gischt spritzte über die Reling und die Segel blähten sich auf. Es war beruhigend, wieder auf einem Schiff zu fahren, das auf Wasser fuhr.
Whuon, Gorich, Thrak, Orleif und Aworn fuhren an Bord der RALURA, einem mittelgroßen Kriegsschiff.
Jeder Fetzen Segel war gesetzt worden, um die Geschwindigkeit noch weiter zu erhöhen.
„Solange Thagon am Leben ist, besteht kaum eine Aussicht zu siegen“, meinte Gorich zu Whuon.
„Ob Thagon weiß, dass wir uns nicht mehr im Korridor befinden?“, fragte Whuon angstvoll.
„Wir müssen damit rechnen“, flüsterte Gorich.
„Und was sollen wir überhaupt gegen diesen Magier tun, Gorich? Wir hätten in einem Kampf mit ihm nicht die geringste Chance.“ Whuon hatte für einen Moment aller Mut verlassen. Tiefe Verzweiflung sprach aus seinen Worten, und seine Züge verdüsterten sich. Wütend stampfte er auf die Schiffsplanken.
„Meinen diese Menschen etwa, dass sie mit diesen Nussschalen einen Magier besiegen können?“, rief der Thyrer aus.
„Reg dich nicht auf“, versuchte Gorich zu beruhigen. Doch seine Worte klangen nicht sehr überzeugend, denn ihn plagten die gleichen Gedanken und Visionen wie Whuon.
Yllon von Aryn konnte ihnen nicht mehr helfen. Er war irgendwo im Korridor der Dimensionen.
„Das Schicksal der Welt scheint besiegelt!“, murmelte Whuon voll Grimm und Verzweiflung.
Tag um
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