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Drachenauge

Drachenauge

Titel: Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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grüne
    Hemd auf einen Bügel, damit sich die Falten glätteten, und richtete sich seinen Arbeitsplatz ein. Hinterher setzte er sich in einen Sessel, legte die Füße auf den da-zugehörigen Schemel, lehnte sich zurück und seufzte.
    An diesen Luxus konnte er sich gewöhnen. Ihm fehlte nur eines – Debera.
    Er fragte sich kurz, ob Lady Jane auch dann ihre gezierten Gesten vollführen würde, wenn sie ihm Modell saß. In welcher Pose sollte er sie malen? Ihre gestelzte 384
     
    Art musste er zum Ausdruck bringen, gleichzeitig ihre Anmut und ihren Charme betonen. Welches Musik-instrument mochte sie mit diesen eleganten, weichen Händen wohl spielen? Wenn Debera doch nur nicht so weit weg wäre!
    Iantine hätte es gar nicht gefallen, wenn er gewusst hät-te, dass die Weyrführer in Telgar just in diesem Augenblick über Debera redeten.
    »Nein«, meinte Zulaya und schüttelte zur Bekräftigung den Kopf, »um Morath zu gefährden, ist sie viel zu vernünftig. Und Iantine würde seinen guten Ruf im Weyr nicht aufs Spiel setzen, indem er eine Indiskretion begeht. Von Leopol weiß ich, dass er auf jeden Fall zurückkommen möchte. Über dieses Paar hat Tisha sich keine Sorgen gemacht. Auch wenn sie die ganze Nacht lang nur Augen füreinander hatten, so sonderten sie sich doch nie von den übrigen Gästen ab. Tanzen allein ist nicht anstößig. Dafür mache ich mir umso mehr Gedanken über Jule. Sie und T'red stecken ständig zusammen.«
    »Aber sie leben doch getrennt?«, warf K'vin mit
    scharfer Stimme ein.
    »Selbstverständlich.« Lässig winkte Zulaya ab. »T'red ist geduldig. Er weiß, dass er lieber nichts überstürzen sollte.«
    K'vin seufzte tief und hakte dieses Thema ab. Ihm lag noch etwas anderes auf dem Herzen. »Wie lange mag es wohl noch dauern, bis die Grünen fliegen können?«
    »Tja, mir scheint, Morath ist bald so weit. Wenn sie weiterhin in diesem Tempo wächst, sind ihre Schwingen im Spätfrühling kräftig genug zum Fliegen. Aber das letzte Gelege sollten wir nicht in unsere Kalkulationen einbeziehen, K'vin«, riet sie ihm und deutete auf die Liste, die er gerade erstellte. »Zuerst müssen die Drachen ortskundig werden und genug Muskeln entwickeln, um lange Strecken zurückzulegen. Wir sollten ihre Ausbildung nicht mehr forcieren als unbedingt 385
     
    nötig. Schließlich sollen sie uns die nächsten fünfzig Jahre treu dienen.«
    »Eine lange Zeit.« K'vin warf sein Schreibzeug auf
    das Pult, lehnte sich zurück und blies resigniert den Atem aus.
    Zulaya klopfte ihm tröstend auf die Schulter. »Zerbrich dir darüber nicht den Kopf, K'vin. Es ändert nichts an den Tatsachen. Im Übrigen glaube ich, dass nicht die Weyrlinge uns Probleme bereiten werden, sondern die erwachsenen, älteren Reiter. Sie brennen förmlich darauf, in Kampfeinsätzen mitzufliegen.«
    K'vin schloss die Augen, wie um sich vor der Welt ab-zuschotten. »Ich weiß, ich weiß«, räumte er ein. Ihm war vollauf bewusst, dass er Entscheidungen in dieser Hinsicht nicht auf die lange Bank schieben durfte. »Sie wollen beweisen, dass sie nicht zum alten Eisen gehören, dass sie noch etwas bewirken.«
    »Die Drachen brauchen diese Befürchtungen nicht zu
    haben; deren Reflexe sind noch genauso schnell wie frü-
    her«, erwiderte Zulaya. »Sie werden ihre Reiter schützen.«
    »Hoffentlich«, unkte K'vin. »Weißt du, dass Z'ran
    und T'lel gestern beinahe einen Unfall hatten?«
    »Sie wollten mit ihren Flugkünsten prahlen«, kommentierte Zulaya. »Meranath hat den beiden Braunen den Marsch geblasen, als seien sie noch Weyrlinge.«
    »Während eines Fädenfalls können wir solche Bravourstückchen nicht gebrauchen …« K'vin rieb sich den schmerzenden Nacken. »Ich habe einen Sicherheitsgurt-Check für den gesamten Weyr angeordnet.«
    »Kev«, ermahnte Zulaya ihn sanft, »wir hatten erst
    letzte Woche einen. Schon vergessen?«
    »Sicherheitsprüfungen kann es nicht genug geben«,
    blaffte er sie an und warf ihr gleich darauf einen um Vergebung heischenden Blick zu.
    »Die Warterei zerrt an deinen Nerven«, stellte Zulaya fest. »Sie macht uns allen zu schaffen.«
    386
     
    K'vin schnaubte durch die Nase. »Sollen wir darum
    beten, dass die Fäden möglichst früh fallen?«
    »Nein. Aber wir könnten einen Ausflug in den Süden
    unternehmen.«
    »Doch nicht schon wieder eine Akki-Expedition?«
    »Ganz sicher nicht.« Sie lachte über seinen vehementen Tonfall. »Ich finde, wir sollten mal nachsehen, was aus Tubbermans Würmern geworden

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