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Drachenauge

Drachenauge

Titel: Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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nichts überstürzen.
    Das ist besser für mich und besser für Morath. Weil ich …« Sie fasste sich ein Herz und sprudelte die nächsten Sätze heraus. »Weil ich weiß, dass ich dich beinahe so sehr vermissen werde, wie ich Morath vermissen würde. Ich hätte nie gedacht, dass ein Drachenreiter so starke Gefühle für einen anderen Menschen entwickeln kann. Aber …« Sie verstärkte den Druck ihrer Hand auf seiner Brust, als sie merkte, dass er sie von neuem küssen wollte. »Aber ich bin mir nicht sicher, ob es mein eigener freier Wille ist, oder ob ich dich so sehr mag, weil Morath dich liebt und ihre Empfindungen mich beeinflussen.«
    Ich beeinflusse dich nicht! , versicherte Morath. Es klang entschieden und ein wenig verärgert.
    »Sie sagt …«, begann Debera, doch Iantine schnitt ihr das Wort ab. »Ich hab's auch gehört.«
    Beide lachten, und die sinnliche Spannung, die sich zwischen ihnen aufgebaut hatte, verflog. Dennoch nutzte er die Gelegenheit, um ihr einen sanften Kuss zu geben, nur um ihr zu zeigen, das er sich zu beherrschen vermochte und ihre Sorgen wegen Morath verstand.
    Zuvor hatte er so diskret wie möglich Erkundigun—
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    gen über das Privatleben der Drachenreiter eingezogen.
    Was er erfuhr, stimmte ihn zuversichtlich und bedenklich zugleich. Es gab Vereinigungen zwischen Reitern und Nicht-Reitern, doch meistens verliefen diese nicht ohne Komplikationen. Besonders die grünen Drachen waren so triebhaft veranlagt und sexuell derart leicht zu stimulieren, dass Schwierigkeiten ohnehin vorpro-grammiert waren.
    »Ich kann mich glücklich schätzen, dass Morath überhaupt mit mir spricht«, meinte Iantine. »Debera, ich habe dir offenbart, was mir seit langem auf der Seele lag. Moraths Einstellung kenne ich, und fürs Erste sollten wir es dabei belassen. Wir haben Zeit. Demnächst gehe ich für eine Weile nach Benden, und derweil kann Morath in aller Ruhe heranreifen.« Sanft zog er Debera enger an sich. »Wenn du mich dann noch im Weyr willkommen heißt, kehre ich zurück. Was glaubst du, sind deine Gefühle für mich von Dauer?«
    »Ja, davon bin ich fest überzeugt«, erwiderte Debera, und Morath bestätigte ihre Antwort.
    »Nun, wenn das so ist …« Abermals küsste er sie ausgiebig und löste seine Lippen von den ihren, ehe die Liebkosung zu leidenschaftlich wurde. »Und nun lass uns die ganze Nacht hindurch tanzen, Liebste. Das dürfte doch keine Probleme bereiten, oder?«
    Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, da wusste er schon, dass Deberas Nähe seine Selbstbeherrschung auf eine harte Probe stellen würde.
    Hand in Hand gingen sie in die große Kaverne
    zurück. Dort fasste er sie um die Taille, und sie drehten noch ein paar Runden auf der Tanzfläche, ehe das Stück endete. Auf Leopols Drängeln hin überließ er ihm Debera für einen Tanz, da er wusste, dass der Junge ihnen nicht eher Ruhe geben würde. Danach tanzten Debera und Iantine bis in die frühen Morgenstunden
    und festigten das Band, das heute zwischen ihnen ge-knüpft worden war.
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    Ihm grauste vor der bevorstehenden Trennung, sogar
    noch mehr als früher, weil es mittlerweile zwischen ihnen zu einer Art Verständigung gekommen war. Doch an der Situation ließ sich nichts ändern. In Burg Benden musste er seine Pflicht erfüllen.
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KAPITEL 15
Das Jahr 258 Nach der Landung;
    Kollegium, Burg Benden, Telgar-Weyr
    m ersten Werktag des neuen Jahres, 258 nach der
    ALandung, hielt Clisser in Muße Rückblick über die
    vergangenen vier Tage. Es war recht hektisch zugegangen, trotz sorgfältigster Planung, doch die beiden wichtigsten musikalischen Ereignisse, die Premiere der ›Landungssuite‹ und die Vorstellung der neuen Lehrballaden und Lieder, waren höchst erfolgreich gewesen.
    Wenn man bedachte, wie wenig Zeit zum Üben manchen Teilnehmern geblieben war, wunderte sich Clisser über den reibungslosen Ablauf. Einmal hatte Forts Tenor einen Patzer gemacht, der letzte Ton verklang viel zu früh. Sheledon, der bei den Holzbläsern mitwirkte, hatte ihn wütend angefunkelt. Am liebsten hätte er den Part selbst gesungen, doch dafür reichte seine Stimme nicht aus.
    Doch die einzigen Soli, an denen Sheledon nichts auszusetzen fand, waren die von Sydra gewesen, die niemals einen Fehler machte. Bethanys Flötenspiel bildete die perfekte Begleitung zu dieser herrlichen, einzigarti-gen Stimme.
    Paulin war vor Begeisterung immer wieder hochge—
    sprungen und hatte den Solisten stehende Ovationen
    gespendet. Beim

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