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Drachenauge

Drachenauge

Titel: Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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Finale wischte er sich verstohlen die Tränen aus den Augenwinkeln. Selbst der miesepetrige S'nan hatte erfreut dreingeschaut.
    Clisser war durch und durch zufrieden und hoffte,
    die Aufführungen würden anderenorts mit demselben
    Enthusiasmus aufgenommen. Es war in der Tat eine
    glanzvolle Leistung, vor allen Dingen, wenn man be—
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    dachte, dass hier Musiker am Werk waren, die ihre
    spärlich bemessene Freizeit opferten, um in einer Vorstellung ihr Bestes zu geben.
    Die Lehrballaden und Lieder waren bei den Zuhö-
    rern ebenfalls gut angekommen. Manche gingen umher
    und summten die Melodien vor sich hin, und genau das hatten die Komponisten auch beabsichtigt. Zum Glück teilten sich Jemmy und Sheledon die Ehre, eingängige Weisen geschrieben zu haben.
    Clisser selbst ertappte sich dabei, wie er den Refrain der Ballade über die Pflichten summte. Dieses Musikstück hatte besonders viel Anklang gefunden. Und sowie die jungen Leute den Text auswendig kannten, brauchte man die Verfassung nicht mehr als Schriftstück zu verteilen; das wäre eine große Zeit-und Kos-tenersparnis.
    Im Übrigen war es höchste Zeit, dass die Ingenieure eine Art von Druckerpresse konstruierten. Kalvis Leute hatten bereits ein paar kleinere Motoren entwickelt, die von Sonnenenergie gespeist wurden; dann musste es ihnen doch auch möglich sein, eine Vorrichtung zum Drucken herzustellen. Doch zum Drucken brauchte
    man Papier, und während der nächsten fünfzig Jahre
    konnte wegen des Fädeneinfalls keine vernünftige
    Holzwirtschaft betrieben werden.
    Ein einziger Fädenschauer konnte im Nu ganze Wal—
    dungen zerstören, ehe ein Bodenteam es schaffte, an Ort und Stelle zu sein.
    Er stieß einen Seufzer aus. Ein Jammer, dass die Maschine zur Plastikerzeugung nicht mehr funktionierte.
    Doch das Gerät war durch dieselbe Überschwemmung
    zu Schaden gekommen, die überall viel Unheil ange—
    richtet hatte.
    »Man muss aus jeder Situation das Beste machen«,
    sagte er laut zu sich selbst.
    Dennoch fühlte er sich ein wenig deprimiert. Die letzten Tage waren voller schöner Ereignisse gewesen, und 380
     
    es fiel ihm schwer, wieder in den normalen Alltagstrott zu verfallen. Bis zum Abend sollten sich die restlichen Lehrer, die sich noch nicht wieder im Kollegium eingefunden hatten, zum Dienst melden. Dann würde er erfahren, wie die Vorstellungen anderenorts gelaufen waren.
    Voller Spannung wartete er auf die Berichte. Bis zum Frühling mussten die aktualisierten Lehrpläne überall in Kraft getreten sein. Sallisha würde schon dafür sorgen, dass nirgendwo geschlampt wurde, dessen war er sich sicher. Denn zu Beginn des Frühjahrs erwartete man die ersten Fädeneinfälle, und dann hätten sie alle Hände voll zu tun, um wirklich akute Probleme zu be-wältigen.
    Spontan fasste er den Entschluss, die Einsatzpläne für die Bodenmannschaften auszuarbeiten, die sich aus Schülern über fünfzehn Jahren und Lehrern rekrutierten. Er hatte Paulin versprochen, sich um die Pläne zu kümmern, die Arbeit aber immer vor sich her geschoben.
    Er zog eine Schublade seines Schreibtisches auf und holte ein sauberes Blatt Papier heraus. Nach kurzem Zögern legte er es ins Fach zurück und nahm sich stattdessen ein Blatt von dem Stapel Papiere, die zur Wie-derverwertung bestimmt waren. Eine unbeschriebene Seite war alles, was er brauchte. Jede Form von Verschwendung musste vermieden werden.
    Lady Jane führte Iantine in sein Quartier und benahm sich ganz so, wie man es von einer aufmerksamen Gast-geberin erwartet. Sie stellte ihm viele Fragen. Unter anderem wollte sie wissen, wo er das Ende des Planetenumlaufs verbracht hatte, ob er sich bei den Festlichkeiten gut amüsiert hätte, und wie ihm die herrliche neue Musik gefiele. Interessiert erkundigte sie sich, ob er auch ein Instrument spielte. Selbst seine Eltern waren ihr eine Nachfrage wert.
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    Er gab höflich Antwort, derweil er unentwegt Vergleiche zwischen diesem Empfang und seiner Ankunft in Bitra zog. Was für ein Unterschied. Lady Jane war eine sehr sprunghafte, unruhige Frau, ganz und gar nicht der Typ, der seiner Ansicht nach zu Bridgely passte. Doch hinter all dem affektierten Gebaren musste sich eine enorme Tüchtigkeit verbergen, das schloss er aus dem wirklich tadellosen Zustand, in dem sich die Fes-tungsanlage befand.
    Hier dachte man nicht im Traum daran, ihn in irgendwelchen Gesindequartieren unterzubringen. Lady Jane wies ihm Räumlichkeiten auf der Wohnebene zu, in der sich

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