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Drachenauge

Drachenauge

Titel: Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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    Die Reiter schliefen auf einem Rollbett, das seitlich des Drachenlagers stand. Unter dem Bett wurde die persönliche Habe aufbewahrt, und als zusätzlicher Stauraum diente eine große Truhe am Fußende.
    Debera umrundete die Liegestatt des Drachen, froh,
    ihn nicht geweckt zu haben, und erreichte Moraths
    Ruhelager, gleich das nächste Podest in der Reihe. Dort wartete auch ihre Koje auf sie. Auf der Truhe lagen ein paar Kleidungsstücke.
    »Tisha hat noch mehr Sachen geschickt, da du ja kein eigenes Zeug zum Wechseln mitbringen konntest«, er-klärte T'dam. »Ich glaube, ein Nachthemd ist auch da-115
     
    bei. Öffne den Leuchtkorb über dem Bett, dann kann ich diesen hier schließen.«
    Nachdem sie den Leuchtkorb zum Glühen gebracht
    hatte, machte er den größeren Behälter mit dem Licht spendenden Myzel zu und zog die Tür hinter sich ins Schloss. Nun gewahrte Debera Morath, die zusammengerollt auf der Plattform lag, mit den Schwingen die Augen bedeckend. Ob das die übliche Schlafhaltung der jungen Drachen war? Debera, die ihr Glück immer noch nicht fassen konnte, betrachtete das schlummernde Drachenjunge, wie eine Mutter ihr Neugeborenes beobachtet. Moraths Bauch wölbte sich in ungleichför-migen Ausbuchtungen; das rührte von dem vielen Fleisch her, das sie gefressen hatte. T'dam hatte gelacht, als Debera ihn besorgt fragte, ob ein Drache eventuell krank werden konnte, wenn er zu viel Futter in sich hinein schlang.
    »In ihrem ersten Lebensmonat schlagen sie sich sechs bis sieben Mal pro Tag den Bauch voll«, hatte er sie aufgeklärt. »Hinterher kommt es dir vor, als hättest du dein Leben lang Fleisch kleingeschnitten, bis sich endlich ein Rhythmus von drei Mahlzeiten am Tag einstellt. Keine Sorge, Mädchen. Wenn sie ein Jahr alt ist, frisst sie nur noch zwei Mal die Woche – und fängt sich ihre Beute selbst.«
    Debera schmunzelte, als sie sich jetzt an das Gespräch erinnerte. T'dam hatte ja keine Ahnung, wie gern sie diese Arbeit verrichten würde, eine Tätigkeit, die sie aus Liebe zu einem Geschöpf tat, und die ihr mannigfach gedankt wurde.
    Ihre Hand schwebte über Morath, und am liebsten
    hätte sie sie gestreichelt, doch sie wollte sie nicht stören.
    Auch Debera fühlte sich wie ausgepumpt. Eine Weile
    stand sie trotz ihrer Erschöpfung da und sah zu, wie sich Moraths Rippen im Gleichklang mit ihren Atem-zügen hoben und senkten. Dann vermochte sie dem Schlaf nicht länger zu trotzen.
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    Sie war der einzige Neuzugang im Weyr ohne Familie. Alle anderen hatten Angehörige mitgebracht, die mit ihnen das frohe Ereignis feierten. Wer hätte gedacht, dass Debera von Burg Balan in dieser Nacht neben ihrem Drachen schlafen würde? Sie ganz gewiss nicht.
    Rasch schlüpfte sie aus dem hübschen grünen Kleid
    und strich mit den Händen andächtig über den weichen Stoff, ehe sie ihn säuberlich zusammenfaltete. Das Gewebe fühlte sich auf der Haut sehr angenehm an, und die Farbe stand ihr ausgezeichnet. Noch nie zuvor war sie so gut gekleidet gewesen.
    Gisa hatte sich der gesamten Garderobe ihrer Mutter bemächtigt, die von Rechts wegen ihr zugestanden hät-te. Debera zog sich das Nachthemd über den Kopf und sog tief den dezenten Kräuterduft ein, den das Gewand verströmte. Einmal war sie gemeinsam mit ihrer Mutter losgezogen, um Kräuter und Blüten für Duftkissen zu sammeln, die zwischen die Wäsche gesteckt wurden.
    Sie schlug die dicke Zudecke zurück und befingerte
    den flauschigen Wollstoff. Daheim hatte sie sich mit ihren Stiefschwestern ein dünnes, verwaschenes Plaid teilen müssen. Auch das Kissen fühlte sich mollig an, als sie die Wange darauf legte, und das Aroma, das von dem Bezug ausging, erinnerte an eine sonnenbeschiene-ne Sommerwiese. Das war ihr letzter Gedanke, ehe sie einschlief.
    Auf Drachen reitend kehrten Sheledon, Bethany und
    Sydra ins Kollegium zurück. Ihre Gemüter waren noch angefüllt von dem begeisterten Applaus, mit dem man sie im Telgar-Weyr belohnt hatte.
    »Ich verstehe gar nicht, wieso wir nicht schon früher darauf gekommen sind, Lehrballaden zu komponieren«, dachte Sydra laut nach; von der vielen Singerei klang ihre Stimme ein wenig heiser.
    »Schade, dass wir das Repertoire nicht schon für die beiden vorherigen Gegenüberstellungen komplett hat-117
     
    ten«, meinte Sheledon, der immer etwas zu kritisieren fand. »Sind noch mehr Prägungszeremonien zu erwarten?«
    »Nun, da wären die Festivitäten zum Jahresende …«,
    erwiderte

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