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Drachenauge

Drachenauge

Titel: Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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Bethany.
    »Zum Jahreswechsel bleiben wir für gewöhnlich
    hier«, antwortete Sheledon, der die Feiern nicht vermissen wollte, die Chrislee während der Ferien ausrichtete.
    Die älteren Lehrer des Kollegiums wurden automatisch nach Burg Fort eingeladen und pflegten den Aufforde-rungen nachzukommen, selbst wenn sie die Gelegenheit hatten, für die drei Tage andauernden Festlichkeiten an ihre Heimatorte zurückzukehren.
    »Vielleicht sollten wir ausnahmsweise einmal aus—
    schwärmen und die Leute daheim wenigstens mit den
    Texten der Balladen vertraut machen«, schlug Sydra
    vor, dabei Sheledon anblickend.
    Bethany furchte die Stirn. »Aber der Chor und die
    musikalische Begleitung machen die Lieder erst zu
    dem, was sie sind.«
    Auch Sheledon zog die Stirn kraus. »Für die wichtigsten Burgen ließe sich ohne weiteres etwas arrangieren.
    Die Drachenreiter kommen stets als Gäste, und dann
    bekämen alle die Chance, die Balladen zu hören …« Er lächelte seine Frau an und legte ihr liebevoll den Arm um die Schultern. »Du hast den Part des Knaben wundervoll gemeistert. Aber zum Jahreswechsel sollten wir doch einen Buben mit geeigneter Stimme finden. Heute bist du heiser.«
    »Hallo ihr da unten!« Alle schauten hoch und ent—
    deckten Clisser, der sich weit aus einem der oberen Fenster beugte und ihnen zuwinkte. »Haben die Balladen Eindruck gemacht?«, brüllte er, die Hände trichterförmig an den Mund legend.
    Die Musiker blickten einander an. Sheledon zählte
    den Takt, und dann schrien sie zurück: »Die Leute waren begeistert!«
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    Clisser wedelte vor Freude mit beiden Armen und
    bedeutete dann der Gruppe, in sein Büro zu gehen, das sich im ursprünglichen Trakt des Instituts befand.
    Die Musikanten waren vor ihm da, immer noch wie
    berauscht von ihrem Erfolg; doch ihre Hochgestimmt—
    heit verflog, als sie Clissers Gesichtsausdruck sahen.
    »Was ist los?«, fragte Bethany und erhob sich halb
    von ihrem Stuhl.
    »Die Computer sind abgestürzt, und Jemmy glaubt,
    dass sie dieses Mal endgültig den Geist aufgegeben haben«, erwiderte Clisser mit düsterer Miene. Er ließ sich in seinen Schreibtischsessel plumpsen und schien in sich zusammenzusacken.
    »Wie konnte das passieren? Sie haben doch einwandfrei funktioniert«, entgegnete Sheledon entsetzt. »Hat Jemmy schon wieder …«
    Clisser hob eine Hand. »Es lag nicht an Jemmy.«
    »War es dann einer dieser Studenten, die sich Hacker …« Sheledons Augen funkelten böse.
    Clisser schüttelte den Kopf. »Blitzschlag!«
    »Blitzschlag? Aber es gab keine Unwetterwarnung.«
    »Außerdem sind sämtliche Solarpaneele durchge—
    schmort, nur dass wir die ersetzen können. Corey hat ihr System eingebüßt, oder was davon noch übrig war, einschließlich der Diagnostik, die sie unbedingt noch transkribieren wollte.«
    Sprachlos angesichts der Katastrophe, setzte sich Sheledon schwerfällig auf eine Schreibtischkante, während sich Sydra kraftlos gegen die Wand lehnte.
    »Wie viel haben wir verloren?«, erkundigte sich Bethany, derweil sie versuchte, die schlechte Nachricht zu verkraften.
    »Alles.« Clisser schnippte mit den Fingern, ehe er die Hände auf der Brust verschränkte und auf die Schreib-tischplatte starrte.
    »Aber … aber es ist sicher nur eine Frage der Zeit …«, stammelte Sheledon.
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    »Sämtliche Motherboards haben sich in eine verkohlte, klebrige Masse verwandelt«, erzählte Clisser mit tonloser Stimme. »Jemmy hat jede einzelne Box mit Chips geprüft, aber es gibt nicht genug, um auch nur ein paar Megabits wieder herzustellen, also kann das System nicht mehr funktionieren. Kurz gesagt, wir besitzen kein einziges System mehr«, schloss er mit einer hilflosen Geste.
    Eine Zeit lang herrschte betroffenes Schweigen, während jeder der im Raum Anwesenden danach trachtete, den herben Verlust zu verarbeiten.
    »Wie viel konnten die Studenten …«, begann Bethany
    und brach ab, als Clisser beinahe gereizt abwinkte.
    » Irgendetwas müssen sie doch gerettet haben.«
    »Ein bisschen schon, aber nicht annähernd so viel,
    wie wir brauchen, und was noch hätte kopiert werden müssen …«
    »Hören Sie, Clisser«, nahm Bethany einen neuen Anlauf, »was haben wir wirklich verloren?«
    Ruckartig hob er den Kopf und funkelte sie wütend
    an. »Das sagte ich doch schon. Alles!«
    Sheledon und Sydra betrachteten Bethany, als hätte
    diese den Verstand verloren.
    »Die Geschichte, die, wie wir bereits eingesehen haben, zu unserem jetzigen

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