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Drachenauge

Drachenauge

Titel: Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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Stuhl. Die Gepäckstücke trug er zum Tisch. »Klah, bitte, um die Liebe der jungen Drachen willen …«
    Zwei Frauen kamen angerannt, eine mit Klah, die andere mit einer eilends gefüllten Suppenschale. Tisha tauchte auf, verlangte zu wissen, was los sei, wen P'tero gerettet hätte und wo.
    »Bei solch einem Wetter darf sich kein Mensch
    draußen aufhalten«, schimpfte sie, griff nach Iantines Arm und fühlte ihm den Puls. »Der Mann ist ja völlig unterkühlt …«
    Tisha schälte ihn aus dem Pelz und bot im dann das
    Klah an. Seine geröteten Finger umschlossen den Becher, und er blies auf das dampfende Getränk, ehe er vorsichtig daran nippte. Man sah, dass er am ganzen Leib haltlos schlotterte.
    »Ich entdeckte ein SOS-Zeichen im Schnee. Zum
    Glück warf die Sonne Schatten, sonst hätte ich es glatt übersehen«, erzählte P'tero selbstgefällig. »Ich fand ihn unterhalb von Burg Bitra …«
    »Der arme Mann«, unterbrach Tisha ihn.
    »Da hast du Recht«, bekräftigte P'tero. »Ich bin sicher, dass er nie wieder dorthin zurückkehren wird. Die ganze Geschichte kenne ich auch noch nicht …« P'tero 165

     
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    pflanzte sich auf einen Stuhl und ließ sich ebenfalls einen Becher Klah reichen. »Ich weiß nur so viel, dass er sich mit knapper Müh und Not aus Chalkins Würgegriff befreien konnte und dann drei Nächte lang in einer Holzfällerhütte kampierte … mit einer halben Schale Hafergrütze täglich, damit er nicht verhungerte …«
    Derweil ordnete Tisha an, dass man Wärmflaschen
    und angewärmte Decken bereitstellte, sowie Taubkraut und eine Salbe gegen Frostbeulen für die Hände des Mannes.
    »Ich glaube nicht, dass er einen bleibenden Schaden davontragen wird«, meinte sie, löste eine Hand von dem Becher Klah und untersuchte gründlich die Finger.
    »Nein, es sind keine Erfrierungen.«
    »Danke, Danke«, murmelte Iantine und umfasste
    erneut den warmen Becher. »Als ich draußen das SOS—
    Signal in den Schnee stampfte, bin ich völlig durchge-froren.«
    »Wer geht auch bei solch einem Wetter ohne Handschuhe vors Haus!«, schimpfte Tisha.
    »Ich hatte keine bei mir. Als ich vom Institut Domaize nach Burg Bitra aufbrach, war es Herbst«, sagte er.
    »Herbst?«, wiederholte Tisha und riss vor Staunen die Augen auf. »Wie lange dauerte Ihr Aufenthalt in Bitra?«
    »Sieben verfluchte Wochen!« Es klang, als spucke
    Iantine die Worte aus. »Dabei hatte ich höchstens mit einer Woche gerechnet …«
    Tisha lachte, bis ihr voluminöser Bauch unter der
    Schürze wogte. »Was unter den Sternen hat Sie überhaupt nach Bitra hingeführt? Sie sind ein Künstler, nicht wahr?«
    »Woher wissen Sie das?«, fragte Iantine überrascht.
    »Unter Ihren Fingernägeln sitzen Farbreste …«
    Iantine betrachtete sie, und sein von der Kälte gerö-
    tetes Gesicht nahm eine noch intensivere Färbung an.
    »Ich nahm mir nicht einmal mehr die Zeit, sie zu waschen.«
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    »Das kann ich mir vorstellen, wenn man bedenkt,
    was Chalkin für Luxusartikel wie Seife berechnet.«
    Vergnügt gluckste sie in sich hinein.
    Eine Frau brachte die Sachen, nach denen Tisha verlangt hatte. Während man ihn warm einpackte, um—klammerte Iantine den Becher Klah, und als dieser leer getrunken war, die Suppenschale. Seine Felldecke, die verhindert hatte, dass er unterwegs erfror, wurde zum Trocknen vor ein Feuer gehängt. Man zog ihm die Stiefel aus und untersuchte die Zehen auf Frostbeulen, doch er hatte noch einmal Glück gehabt. Man trug reichlich Salbe auf und umwickelte die Füße mit ange-wärmten Tüchern. Nachdem man auch sein Gesicht mit einer Paste bestrichen hatte, durfte er in Ruhe zu Ende essen.
    »Nun verraten Sie uns Ihren Namen und wen wir benachrichtigen sollen, dass wir Sie gefunden haben«, forderte Tisha ihn zum Schluss auf.
    »Ich heiße Iantine und wurde im Institut Domaize
    zum Porträtisten ausgebildet. Nach Bitra ging ich, um Miniaturen von Lord Chalkins Kindern zu malen. So lautete jedenfalls der Vertrag.«
    »Dass Sie den Auftrag angenommen haben, war ein
    Fehler«, stellte Tisha fest.
    Iantine errötete. »Richtig. Aber ich brauchte das Honorar.«
    »Haben Sie denn überhaupt welches bekommen?«,
    erkundigte sich P'tero mit spöttischem Grinsen.
    »O ja«, erwiderte der Künstler so heftig, dass alle schmunzelten. Dann stieß er einen Seufzer aus. »Allerdings musste ich dem Holzfäller, der mich bei sich über-nachten ließ, ein Achtel des Honorars abgeben. Er besaß selbst nur das Allernotwendigste,

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