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Drachenauge

Drachenauge

Titel: Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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er Ormonth – »… sie haben extrem
    schnelle Reflexe, besonders in Bezug auf Schmerzen.
    Doch das werdet ihr noch früh genug erfahren.« Erneut hielt er inne. »Einige von euch waren dabei, als Missath ihren Segelknochen brach, oder?« Er blickte in die Runde, bis sich mehrere Arme hoben. »Wisst ihr noch, wie sie kreischte?«
    »Es ging mir durch und durch, es klang wie eine Kettensäge«, erwiderte ein hoch gewachsener Bursche und schüttelte sich.
    »Sie fing an zu schreien, sowie sie die Balance verlor und noch ehe der Knochen brach. Sie w usste , sie würde sich noch während des freien Falls verletzen. Nun, bei einem Kampfeinsatz gegen die Fäden gelten etwas andere Voraussetzungen, denn die Reiter sind vollge-pumpt mit Adrenalin und werden nicht sofort merken, wenn etwas passiert. Trotzdem weiß man rasch genug Bescheid. Deshalb hämmern wir den Drachenreitern bei jedem Training ein, dass sie immer – immer ! – in Gedanken einen Bezugspunkt anpeilen, an den sie sich notfalls flüchten können. Während eines Fädenschauers behaltet ihr am besten den Weyr gedanklich im Visier, weil dort am ehesten Hilfe zu erwarten ist.« Mit der Hand deutete er auf ein paar Leute, die Iantine als Nichtreiter erkannte. »Begeht aber nicht den Fehler, den Einflugswinkel zu niedrig anzusetzen. Indem ihr ins Dazwischen geht, hindert ihr die Fäden daran, sich tiefer in euren Drachen hineinzufressen …«
    Ein gedämpftes Murmeln erklang, als die jungen Leute ihren Abscheu bekundeten. »So weit es die Verletzungen zulassen, richtet euch auf eine ordnungsgemäße Landung ein. Das Schlimmste wäre ein zu heftiger Aufprall, der für den bereits verwundeten Drachen eine zu-sätzliche Belastung darstellt. Sprecht eurem Reittier Trost zu, sowie ihr spürt, dass es getroffen wurde. Na-türlich kann es einen Menschen genauso erwischen, aber ihr Reiter müsst eure Schmerzen unterdrücken und 186
     
    euch ganz eurem Drachen widmen. Der Drache ist bei
    jedem Team der wichtigere Partner, merkt euch das gut.
    Ohne ihn seid ihr ein Nichts.«
    Abermals blickte er die Schüler der Reihe nach an.
    »Und was macht ihr, wenn ihr mit einem verletzten
    Drachen im Weyr gelandet seid? Ihr tragt Taubkraut
    auf, und zwar in rauen Mengen.« Er nahm den Pinsel, der in einem Eimer zu seinen Füßen steckte, und begann damit Ormonths Schwinge zu bestreichen. Das Demonstrationsmaterial war Wasser, man sah es daran, wie es herabrann.
    Der Blaue betrachtete die Operation mit leicht kreisenden Augen. »Streichen, streichen, streichen!« Jedes Wort betonte T'dam mit einem schwungvollen Strich mit der weichen Bürste. »Man kann mit dem Zeug gar
    nicht verschwenderisch genug umgehen, und in genau
    drei Sekunden sind die Schmerzen betäubt … jedenfalls im äußeren Bereich. Es dauert ein Weilchen, bis das Mittel durch die Epidermis in die Keimschicht vorgedrungen ist. Deshalb müsst ihr eurem Drachen versichern, dass er nicht so schwer verletzt ist, wie er vielleicht be-fürchten mag. Euer verwundetes Tier braucht viel Zu-spruch. Egal, wie böse die Blessur auch aussieht, sperrt eure eigenen Ängste aus euren Gedanken aus. Erzählt eurem Freund nur, was für ein großer, tapferer Drache er ist, dass das Taubkraut wirkt und die Schmerzen gleich vorbei sein werden.«
    Er setzte zu einer neuen Erläuterung an. »Angenommen, die Fäden haben sich in einen Knochen hineingebrannt …«
    »Meine Güte, das ist ja P'tero, wie er leibt und lebt«, flüsterte eine sanfte Stimme in Iantines Ohr. Er blickte sich um und erkannte den hoch gewachsenen jungen Mann, der hinter ihm stand. Es war M'leng, der Reiter des grünen Sith und P'teros engster Freund. Iantine hatte die beiden erlebt, wie sie in der Küchenkaverne ständig zusammengluckten. »Könnte ich vielleicht diesen 187
     
    Teil des Blatts bekommen?« Er tippte auf die Zeichnung von P'tero und Ormonth.
    M'leng war ein blendend aussehender Bursche mit
    kühn geschnittenen Gesichtszügen und mandelförmi—
    gen grünen Augen. Die leichte Brise, die durch den
    Weyrkrater strich, spielte in seinen dunkelbraunen
    Locken.
    »Da ich P'tero mein Leben verdanke, zeichne ich ein größeres Bild von ihm – eigens für Sie.«
    »Ach, das würden Sie tun?« Ein Lächeln huschte über M'lengs Gesicht. »Vielleicht können wir gleich den Preis aushandeln. Ich zahle auf jeden Fall besser als Chalkin.« Er fasste nach seiner Gürteltasche.
    Iantine wollte keine Bezahlung; er fand, er sei es, der P'tero einen Gefallen

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