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Drachenauge

Drachenauge

Titel: Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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Hoch-zeitsbild zu malen?«
    »Hinterher musste er sich von einem Ingenieur Marken borgen, um seine Schulden in Bitra zu begleichen«, setzte K'vin hinzu. »Ah, da kommt Waine, um Sie zu be-grüßen. Aber Sie beginnen erst mit der Arbeit, wenn Sie sich vollständig erholt haben.«
    »Oh, es geht mir gut, mir fehlt nichts«, behauptete Iantine und erhob sich gleichzeitig mit den Weyrführern, fest entschlossen, den nächsten Anfall von Schüttelfrost zu unterdrücken.
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    Nachdem sie ihn mit einem schmächtigen Mann,
    Waine, bekannt gemacht hatten, entfernten sich Zulaya und K'vin und setzten sich der Reihe nach an die anderen Tische, derweil im Weyr die Feierabendzeit an—brach. Von einer Seite der Kaverne erklang Gesang und Gitarrenspiel. Es herrschte eine heitere, entspannte Atmosphäre, man plauderte miteinander, und es wurde viel gelacht. Erst jetzt vergegenwärtigte sich Iantine, dass es in Burg Bitra nichts dergleichen gegeben hatte.
    Dort war es verpönt, sich zu vergnügen, nachdem das Tagewerk vollbracht war.
    »Hab’ gehört, Sie sind mit Chalkin aneinander geraten«, begann Waine und grinste. Dann legte er einen Stapel Papier und eine Hand voll Bleistifte vor Iantine auf den Tisch. »Ich dachte mir, die könnten Sie brauchen«, setzte er schüchtern hinzu. »Ihr eigenes Material haben Sie anscheinend in Bitra aufgebraucht.«
    »Vielen Dank«, erwiderte Iantine. Anerkennend fuhr
    er mit den Fingern über das feine Papier. Er bemerkte, dass die Stifte von unterschiedlicher Dicke waren. »Wie viel bin ich Ihnen schuldig?«
    Waine lachte und entblößte sein lückenhaftes Gebiss.
    »Sie waren wohl ein bisschen zu lange in Bitra. Ich besitze auch Farben, aber nicht besonders viele. Ich zeichne nur für den Hausgebrauch.«
    »Dann erlauben Sie mir, dass ich Ihnen eine ganze Palette der unterschiedlichsten Farben anfertige«, erbot sich Iantine, während er auf die Zähne biss und sich gegen einen neuen Kälteschauer wappnete. »Sie wissen sicher, wo man hier die Rohstoffe findet, und ich zeige Ihnen, wie man die wunderschönsten Farben herstellt.«
    Abermals bleckte Waine seinen zahnlosen Gaumen.
    »Ein fairer Tausch.« Er griff nach Iantines Hand und zerquetschte sie fast in seinem Eifer. Doch gleichzeitig merkte er, dass der Künstler am ganzen Leib bibberte.
    »Heh, Mann, Sie zittern ja vor Kälte.«
    »Obwohl ich so nah am Feuer sitze, ist mir schreck—
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    lich kalt.« Iantine versuchte nicht länger, gegen die eisigen Schauer anzukämpfen.
    »Tisha!«
    Iantine war es peinlich, als Waine Hilfe suchend los-brüllte, doch er sträubte sich nicht, als man ihn in sein Quartier schleifte und nach Maranis rief. Derweil besorgte Tisha weitere Felle, Wärmflaschen und aromatische Öle, die heißem Wasser zugesetzt wurden, um ihm das Atmen zu erleichtern. Willenlos ließ er sich eine Medizin einflößen, denn mittlerweile litt er an stechenden Kopfschmerzen. Außerdem tat ihm jeder Knochen im Leib weh.
    Das Letzte, woran er sich erinnerte, ehe er in einen unruhigen Schlaf hinüberdämmerte, waren Maranis'
    Worte an Tisha:
    »Hoffentlich erkranken in Bitra alle daran, als Strafe dafür, dass sie ihn mit dieser Seuche angesteckt haben.«
    Viel später erzählte ihm Leopol, dass Tisha drei Nächte lang an seinem Bett gewacht hatte, während das Berg-fieber ihn von innen her zu verbrennen schien; eine Krankheit, die er sich in Bitra eingefangen hatte, und die durch seine starke Unterkühlung ausgebrochen war. Maranis hielt es für wahrscheinlich, dass der alte Holzfäller ein Überträger war. Er selbst war gegen den Erreger immun, doch er steckte andere Menschen damit an.
    Zu Iantines Verblüffung sah er seine Mutter, als er aus dem Delirium erwachte. Ihre Augen waren rotgeweint, und sie brach noch einmal in Tränen aus, als sie begriff, dass er die Krise überstanden hatte. Von Leopol erfuhr er auch, dass Tisha nach seiner Mutter schicken ließ, weil sie das Schlimmste befürchtete.
    Iantine wunderte sich, dass sie die Marken für die
    Übertragungsgebühr so lustlos entgegennahm.
    »Dein Leben ist unbezahlbar«, erklärte sie ihm, als er seine Befürchtung äußerte, sie sei enttäuscht wegen der 180
     
    fehlenden Achtelmarke, die er dem Holzfäller abgetreten hatte. »Und für diese Achtelmarke hätte der Mann dir beinahe den Tod gebracht.«
    »Ihr Sohn ist ein braver Junge«, fuhr Tisha mit scharfer Stimme dazwischen. »Um von Chalkin seinen Lohn zu bekommen, musste er hart arbeiten.«
    »Ja,

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