Drachenblut 1 - Kreuzungen | textBLOXX
bin... ich war in der Abschlußklasse. Hunde und Wölfe haben wir in der 6. Klasse gehabt. Es ist etwas anderes. Erinnerst du dich an den Tag, als ich von der Schule geflogen bin?«
»Bitte! Ich bin zwar 273 Jahr alt, aber noch nicht senil. Das war vor gerade mal zwei Wochen. Natürlich erinnere ich mich.«
»Ich hatte euch doch erzählt, dass mich etwas angefallen hat. Ich dachte sogar, gebissen worden zu sein. Als ich aber am Morgen keine Wunde fand, hab ich die Sache als Einbildung abgetan.«
Auf der Stirn von Jonass Mutter bildeten sich Denkfalten. In ihrem Schädel arbeitete es.
»Ja... «, forderte sie Jonas zögerlich auf, mit seinen Ausführungen fortzufahren.
»Mich hat tatsächlich etwas gebissen. Es war ein Lycanthrop.«
»Natürlich!«, meinte Jonass Mutter mit einer Stimmung die sich nicht recht deuten ließ: »Du warst der Wolf, oder?«
»Ich befürchte, ja!«, gestand Jonas, »Ich habe aus Spaß einfach einmal den Mond angeheult. Das macht man als Wolf doch so.«
»Wie lange weißt du schon davon? Ich meine, dass du ein Lycanthrop bist?«
»Seid gestern Nacht. Es war... «
»Vollmond! Natürlich!«, beendete Jonass Mutter den Satz, »Schatz, du solltest sehr, sehr vorsichtig sein. Wölfe sind für viele Menschen, selbst für viele Elben, heutzutage ungewohnt. Wenn du nicht willst, dass du eines Tages als Bettvorleger endest, solltest du wirklich extrem vorsichtig sein. Ich hab schon erzählt, dass du im ganzen Dorf gehört wurdest. Du hast eine wirklich weit tragende Stimme. Die Leute sind besorgt. Viele haben Angst vor Wölfen. Jemand meinte bereits, man sollte den Reservatsjäger informieren.«
»Elben fordern einen Jäger an?«, Jonas war schockiert.
Seine Mutter nickte: »Ja und ich schäme mich dafür. Wir sind Elben. Für uns ist Leben, jedes Leben, heilig. Außer in absoluter Notwehr, würden wir niemals ein anderes Wesen töten. So dachte ich, wäre es. Aber ich scheine mich geirrt zu haben.«
»Hast du nicht.«, korrigierte Jonass Vater, der kurz vorher zur Tür reingekommen war, »Sie machen es sich einfach. Sie töten nicht. Sie lassen töten. Dieser Wolf... «
»... ist dein Sohn.«, vervollständigte Jonass Mutter ihren Mann, »Wie es aussieht wurde er vor zwei Wochen von einem Lycanthropen gebissen.«
»Ich wusste doch, dass mir die Stimme bekannt vorkam!«, meinte Jonass Vater, »Und, wie lebt es sich mit einem Fell?«
»Warm! Gestern Nacht war es schon empfindlich kalt. Man merkt, dass der Winter vor der Tür steht. Aber als Wolf, habe ich von der Kälte nichts gespührt. Darf ich euch eine Frage stellen?«
»Sicher!«, meinte Jonass Vater.
»Wieso nehmt ihr die Sache so locker? Ihr habt eben erfahren, dass ich ein Wehrwolf, eigentlich ein Lycanthrop, geworden bin und ihr macht euch Sorgen, ob ich als Bettvorleger ende oder wie sich mein Fell anfühlt. Ich hätte eigentlich mit einer etwas anderen Reaktion gerechnet.«
»Womit den?«, Jonass Vater setzte sich neben seinen Sohn, »Womit hast du gerechnet? Das deine Mutter in Tränen ausbricht? > Bei Elbereth, mein Sohn ist ein Wehrwolf geworden! Wehe, wehe, welch Schande! Was haben wir nur falsch gemacht! Warum strafen uns die Götter? < So etwa?«
Jonas musste losprusten: »Nee... So natürlich nicht. Ich weiß auch nicht...«
»Ach Schatz!«, begann seine Mutter, »Lycanthropen gelten in unserer Mythologie als besondere Wesen. Es ist ungewöhnlich, dass ein Elb die Bürde trägt, denn eine Bürde soll es sein. Soweit ich mich an die alten Erzählungen und Lieder erinnern kann, ist mit deiner Gabe meistens auch eine Aufgabe verbunden. Es war ein Lycanthrop, der den Calaelen, den Lichtstern, aus den Verließ der Firhen holte und wieder auf die Spitze des Himmelsbergs, des Menelorons, brachte. Ich sage nicht, dass ich darüber glücklich bin, was dir widerfahren ist. Schließlich mache ich mir Sorgen um dich, wie jede Mutter es tut. Aber es ist auch kein Beinbruch. Ich vermute, dass das Schiksal noch etwas mit dir vor hat.«
»Wie immer, könnte man es nicht besser ausdrücken, als es deine Mutter gerade getan tat. Sie hat recht.«, Jonass Vater nahm seinen Sohn in den Arm, »Bitte, Gildofal, sei sehr vorsichtig... Und vergrab keine Knochen im Garten.«
Typisch sein Vater, ernste Situationen musste er immer mit einem blöden Spruch aufbrechen.
»Du wärst nicht zufällig bereit uns mal deine neue Form...«
»Paps!«
»Hey, ich bin neugierig. Du bist der erste Lycanthrop in unserer Sippe.«
Jonas zuckte mit den
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