Drachenblut
Menschen, die in den Weyrn lebten, offenbar gesünder waren als der Rest der Bevölkerung. Das Weyrvolk wurde nur selten krank«, bemerkte Kâtan schlieÃlich.
Kindan hielt den Kopf schräg und blickte den Heiler forschend an.
»Ich habe mir das Wichtigste notiert«, fuhr Kâtan fort. »Anscheinend grassierten ungefähr alle zwanzig Planetenläufe irgendwelche Seuchen, die hauptsächlich die Burgbewohner und die Pächter befielen.«
»Wenn das so ist, dann dürften wir noch mindestens vier oder fünf Planetenläufe lang Ruhe haben«, meinte Kindan. »Ich rechne gerade nach, wann die Pest ausgebrochen war.«
»Die Drachenreiter erkranken nicht an der Pest«, warf Kâtan ein.
»Ihr Drachenreiter seid halt ein robuster Menschenschlag«, entgegnete Kindan. »Ich frage mich, ob vielleicht die dünne Luft auf den Vulkankegeln â¦Â«
Er brach ab, als ihm der Sinn seiner Worte aufging. Kâtan blickte ihn neugierig an. »Meinst du, wenn die dünne Bergluft gut für die Reiter ist, dann könnte eine noch dünnere Luft eventuell den Drachen helfen?«
Kindan zuckte die Achseln. »Ich habe keine Ahnung. Dünne Luft könnte auch genau das Gegenteil bewirken und einen kranken Drachen noch weiter schwächen â oder ihn töten.« Er dachte eine Weile nach. »Nun, dieser Gedanke ist eine Ãberlegung wert.«
»Ich mache gleich eine Notiz.« Kâtan griff nach einem Stift und kritzelte etwas auf seine Tafel.
»Wenn dünne Luft gesund ist, was ist dann mit dem Dazwischen ?«, sinnierte Kindan.
Kâtan schüttelte den Kopf. »Die Krankheit beeinträchtigt das Orientierungsvermögen der Drachen. Wenn man ein krankes Tier ins Dazwischen schickt, findet es womöglich nicht mehr zurück.«
Kindan deutete auf die alten Aufzeichnungen. »Und in den Berichten stand nichts über Krankheiten, die die Drachen befallen?«
»Ich bin erst bei den Dokumenten, die fünfzig Planetenumläufe zurück liegen, Kindan«, räumte Kâtan ein. »Es mag sehr gut sein, dass ich noch auf wichtige Informationen stoÃe.«
»Als ich in der Harfnerhalle meine Ausbildung absolvierte, habe ich festgestellt, dass alles Schrifttum, was mehr als fünfzig Planetenläufe alt ist, nur sehr schwer zu entziffern ist.«
Kâtan nickte. »Und vermutlich sind die Aufzeichnungen der Harfnerhalle in weit besserem Zustand als diese hier.« Er zeigte auf die unordentlichen Stapel von Pergamenten.
»Glaubst du, es hätte einen Sinn, zusätzlich in den Berichten der Harfnerhalle zu stöbern?«, fragte Lorana von der Tür her, und beide Männer sahen verdutzt auf.
»Verzeiht, wenn ich so einfach hier hereinplatze«, entschuldigte sie sich. »Aber vom Quartier der Weyrherrin aus habe ich euch gehört.«
»Sind wir denn so laut?«, fragte Kâtan.
»Nein. Jedenfalls habt ihr Salina nicht wecken können.« Lorana lächelte.
Kindan deutete mit einem Kopfnicken auf den Tisch. »Komm rein und setz dich zu uns, Lorana. Es gibt frisch gebrühtes Klah und ein paar Bissen zu essen.«
»Konntest du verstehen, worüber wir uns unterhielten?«, erkundigte sich Kâtan. Als Lorana nickte, fügte er hinzu: »Hast du vielleicht eine Idee, wie wir das Problem lösen könnten?«
Lorana nahm am Tisch Platz. Kindan reichte ihr einen Becher mit Klah, den sie dankbar mit beiden Händen umfasste, um sich die vor Kälte tauben Finger zu wärmen.
»Ich finde, an Kindans Bemerkung über die dünne Höhenluft ist etwas dran«, meinte sie und nippte an dem heiÃen Getränk. »Man weià ja, dass Kälte Krankheitserreger zum Absterben bringen kann.«
»Wenn wir die kranken Drachen also an hochgelegene, kalte Orte bringen könnten â¦Â«
»Ohne sie dabei zu töten«, warf Kindan ein.
»Natürlich, ohne sie dabei zu töten «, erwiderte Kâtan ungeduldig, »würden sie vielleicht genesen.«
Lorana furchte die Stirn. »Aber es kommt auf die Art der Infektion an.«
»Ãber diese spezielle Infektion tappen wir nach wie vor im Dunkeln«, sagte Kindan.
Lorana antwortete mit einem resignierten Seufzer. »Und was ist mit den Feuerechsen?«, fragte sie. »Gibt es Hinweise darauf, dass sie bereits früher erkrankten?«
»In diesen Aufzeichnungen habe ich nichts dergleichen
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