Drachenblut
sah Lorana. »Was, du bist auch hier? Kamst wohl, um zu spionieren, was?«
»Wohl kaum«, entgegnete Lorana kühl. »Ich ging Kindan hinterher, für den Fall, dass jemand Hilfe braucht.«
Salina griff den Faden auf. »Eine gute Idee. Wenn du so freundlich wärst, uns etwas Klah und einen Happen zu essen zu besorgen?« Fragend blickt sie Tullea an. »Vielleicht noch einen Becher Wein?«
»Den Wein mit einer gehörigen Dosis Fellis-Saft gewürzt«, ergänzte Kindan. »Manche hier können einen Beruhigungstrunk brauchen.«
»Ich sehe, was sich machen lässt.« Lorana zwinkerte dem Harfner verschmitzt zu und eilte davon.
Mit einer säuerlichen Miene sah Tullea ihr hinterher. »Das Mädchen ist viel zu sehr von sich eingenommen«, giftete sie. »Ãberall muss sie mitmischen. Wenn ich erst die Weyrherrin von Benden bin, beschränke ich sie darauf, sich ausschlieÃlich um ihren Drachen zu kümmern.«
»Ich bin sicher, sie wird es dir danken«, meinte Mâtal trocken. »Wenn du erst hier das Sagen hast, wird sicher manches besser. Als künftige Weyrherrin könntest du deine Pflichten jetzt schon damit beginnen, dass du im Archiv die alten Texte durchliest. Ich schlage vor, ab jetzt übernimmst du Loranas Arbeit.«
Tullea zuckte zusammen; der Hieb hatte gesessen. »Versuch nicht, mich vom Thema abzulenken!«, schnauzte sie. »Ich hatte dir untersagt, Bânik den nächsten Kampfeinsatz gegen die Fäden anführen zu lassen.«
Als Lorana die Treppen hinuntereilte, in Gedanken ganz mit den bizarren Ereignissen der letzten Minuten beschäftigt, prallte sie um ein Haar mit Bânik zusammen.
»Hast du Tullea gesehen?«
»Sie ist droben, bei Mâtal.«
Bânik stöhnte. »Sag bloÃ, sie ist diejenige, die den ganzen Weyr durch ihr Geschrei aufweckt!«
Lorana nickte. Bânik stieà eine leise Verwünschung aus.
»Sie beschuldigt Mâtal, er würde versuchen, dich umzubringen«, erklärte Lorana.
»Ich hatte es ihr ausdrücklich untersagt, mit diesem Blödsinn zu Mâtal zu gehen!«, knurrte Bânik und stieg weiter die Treppe hinauf. Kurz entschlossen drehte er sich noch einmal um und rief Lorana hinterher: »Wohin gehst du?«
»In die Küche. Etwas zu essen und zu trinken holen.«
»Für Tullea am besten einen Becher Wein mit Fellis-Saft«, schlug er vor. »Wenn sie so aus der Rolle fällt wie jetzt, ist das das Einzige, um sie ruhigzustellen.«
Lorana furchte die Stirn. »Es ist also nicht das erste Mal, dass sie so unvernünftig reagiert? Ist sie vielleicht krank?«
»Ja. Nein. Ich weià es nicht«, haspelte er. Von droben ertönte ein schriller Schrei, und er hetzte die Treppen hinauf. »Ich sollte mich lieber beeilen.«
Als Lorana mit einem voll beladenen Tablett zurückkam, nahm Bânik ihr das Weinglas ab und reichte es Tullea, die zwar etwas weniger aufgeregt wirkte, aber nach wie vor Mâtal beschuldigte, er wolle Bâniks Tod.
»Es ist mir egal, was du denkst, Bânik«, zeterte sie nun. »Diesen Kampfeinsatz solltest du nicht anführen.«
»Es gehört aber zu meinen Pflichten, Tullea«, hielt er ihr mit mühsam aufrecht erhaltener Fassung entgegen. »AuÃerdem ist es mein persönlicher Wunsch, dieses Mal als Anführer zu fliegen.« Er schnappte sich einen Becher von dem Tablett, das Lorana auf den Tisch gestellt hatte, und schenkte sich Klah ein.
»Das weià ich«, blaffte Tullea gereizt. Sie trank einen groÃen Schluck Wein. »Ich habe nur Angst, dir könnte etwas zustoÃen. Und gerade jetzt, wo Minith bereit ist, zum Paarungsflug aufzusteigen â¦Â« Sie brach ab.
Hastig drückte Bânik Kindan seinen Becher in die Hand und schloss
Tullea fest in die Arme. Vor Ãberraschung hielt sie ihr Glas schräg, und etwas Wein kleckerte auf Bâniks Tunika.
»Oh, Entschuldigung«, rief sie. Dann blickte sie die Anwesenden der Reihe nach an. In ihren Augen glänzten Tränen. »Entschuldigung!«, wiederholte sie kleinlaut. »Ich weiÃ, dass ich einen groÃen Fehler gemacht habe. Es tut mir von ganzem Herzen Leid.«
»Schon gut, komm, wir gehen jetzt«, sprach Bânik beruhigend auf sie ein und bugsierte sie aus dem Zimmer. »Es ist sehr spät. Morgen früh wirst du dich besser fühlen.«
Eine Weile
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