Drachenblut
Drachen oder kranke Feuerechsen gefunden habe«, mutmaÃte Verilan. Meister Zist nickte. Der Meisterarchivar verzog das Gesicht. »Leider bin ich auf keinerlei Informationen gestoÃen. Wir sind in unserer Suche über zweihundert Planetenläufe zurückgegangen, aber nirgends wird ein kranker Drache oder eine kranke Feuerechse erwähnt.«
»Und kranke Wachwhere?«, hakte Meister Zist nach.
»Wir beschäftigten uns mit allen verwandten Spezies«, erklärte Verilan und schüttelte den Kopf. »Nichts. Ich hoffe immer noch, dass wir fündig werden, wenn wir uns mit den Aufzeichnungen von der Ãberfahrt beschäftigen  â die meisten dieser Texte sind besser erhalten als die Schriften, die wesentlich später abgefasst wurden.«
»Dann wartet auf euch ja eine Menge Arbeit«, schmunzelte Kelsa schadenfroh. »Setzt eure Schüler darauf an.«
Der Meisterarchivar schüttelte den Kopf. »Unsere Schüler würden viel lieber deine Lieder kopieren als in verstaubten Schriften zu stöbern, deren Inhalt ihnen nichts bedeutet.«
»Ich glaube, dass wir nicht umhin können, mehr Wert auf die Pflege und das Restaurieren dieser alten Texte zu legen«, meinte Zist.
Verilan gab ihm Recht. »In Zeiten wie diesen merkte man, wie wichtig es ist, auf eine Historie zurückgreifen zu können.«
»Also gut, ich sehe ein, warum du Verilan um seinen Schönheitsschlaf gebracht hast«, sagte Kelsa. »Aber warum hast du mich hierher beordert?«
Meister Zist sah sie an, als läge die Antwort auf der Hand.
»Du sollst ein Lied schreiben, auf das die jeweiligen Weyrharfner unverfänglich und diskret zurückgreifen können, wenn sie eine verschlüsselte Botschaft versenden wollen«, half Verilan aus. »Auf diese Weise stellen wir fest, was in den einzelnen Weyrn passiert.«
»Also geht Kindan davon aus, dass die Harfner in den Weyrn sich nicht bevormunden lassen«, meinte Jofri.
»Und was ist mit deren Drachen, sofern sie welche für sich gewonnen haben?«, fragte Kelsa.
»Das läuft auf dasselbe hinaus«, entgegnete Meister Zist. Er wandte sich an den Meisterarchivar. »Und da unser guter Archivar bis jetzt noch nichts Konkretes zutage gefördert hat, denke ich, dass deine Kenntnisse auf dem Gebiet der Musik uns vielleicht weiterhelfen können. Keiner weià so viel über Liedertexte wie du, Kelsa.«
Kelsa hob eine Augenbraue.
»Meister Verilans Lehrlinge haben sich bei ihrer Suche auf die schriftlich fixierten Berichte konzentriert«, führte der Meisterharfner aus. »Von dir, Kelsa, erwarte ich, dass du in deiner Bibliothek und auch in deinem Gedächtnis nachforschst, ob es Lieder gibt, in denen von verloren gegangenen Feuerechsen und Drachen die Rede ist.« Er zuckte die Achseln. »Wer wei� Vielleicht finden wir in den alten Liedertexten den Hinweis, nach dem wir suchen.«
Â
Mâtal war gerade zu Bett gegangen, da wurde er durch laute Rufe vor seinem Quartier gestört. Salina murmelte etwas im Schlaf und drehte sich auf die andere Seite.
Der Lärm nahm an Lautstärke zu, polternde Schritte näherten sich, und dann erkannte Mâtal die Stimme.
»Mâtal! Was fällt dir ein?«, kreischte Tullea und kam in sein Quartier gerauscht. Rüde riss sie den Vorhang vor der Schlafkammer zur Seite, und Mâtal blinzelte, als ihm der Schein der Leuchtkörbe aus der Halle ins Gesicht fiel.
Tulleas schrilles Keifen war auch im nebenan gelegenen Archiv zu hören. Kindan und Lorana, die in dem Raum saÃen und die alten Texte durchforsteten, blickten überrascht auf.
»Was mag da los sein?«, wunderte sich Lorana.
»Keine Ahnung«, erwiderte Kindan und stand von seinem Stuhl auf. »Es scheint irgendwelchen Ãrger zu geben.«
Lorana furchte die Stirn, dann folgte sie Kindan an die Tür. Mit einem Wink bedeute er ihr, sie solle bleiben, wo sie war; er selbst spähte um die Ecke und legte den Kopf schräg, um zu lauschen.
Tullea stand in der Tür zum Schlafzimmer des Weyrführers, funkelte ihn wütend an und verlangte eine Antwort.
»Ich wollte endlich eine Nacht durchschlafen«, herrschte Mâtal sie gereizt an. »Was ist über dich gekommen, dass du einfach in unser Quartier platzt? Was willst du überhaupt von mir?«
Sein ungewohnt ruppiger Ton nahm ihr vorübergehend den Wind aus den Segeln, und es
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