Drachenblut
weg!«
Kindan runzelte die Stirn. »Unterstellst du mir diesen ketzerischen Gedanken, oder ist das deine persönliche Meinung?«
»Beides«, gab Lorana zu und lachte.
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»Bânik.«
Durch eine Stimme dicht an seinem Ohr und sanftes Rütteln wurde der Drachenreiter wach. Er drehte sich um und schaute in Tulleas Gesicht. Ihr Blick war sorgenvoll.
»Ich â¦Â«, begann sie in abbittendem Ton.
»Shh«, flüsterte Bânik und legte ihr zum Zeichen, dass er sie verstand, die Finger auf die Lippen. Tullea verzog weinerlich das Gesicht und kuschelte sich an ihn.
»Es tut mir Leid«, murmelte sie an seiner Schulter. »Ich schäme mich so«
»Schon gut, Liebste, schon gut«, tröstete Bânik sie. Sanft streichelte er ihren schlanken Nacken und drückte sie fest an sich.
Tullea verkrampfte sich und rückte wieder von ihm ab. » Nichts ist gut«, protestierte sie. In ihren Augen standen Tränen, und ihre Nase lief. In einer ohnmächtigen Geste schüttelte sie den Kopf. »Ich habe das Gefühl, ich verstehe überhaupt nichts mehr, Bânik â¦Â«
Wieder wollte Bânik ihr die Finger auf die Lippen legen, doch sie schob seine Hand fort.
»Früher war ich ganz anders«, fuhr Tullea fort. »Jetzt fühle ich mich auseinander gerissen, desorientiert. Ich kann mich nicht mehr konzentrieren. Manchmal glaube ich, ich habe die Kontrolle über mich selbst verloren. Und das geht schon seit etlichen Planetenumläufen so.«
Bânik nickte verständnisvoll.
»Ich will wieder ich selbst sein«, weinte Tullea. »Ich bin mir selber fremd geworden, und das macht mir Angst. Früher war ich nie so aggressiv.«
Sie blickte ihm in die Augen, und dann gestand sie, wovor sie sich am meisten fürchtete: »Wenn ich dich verlieren sollte, habe ich überhaupt keinen Halt mehr im Leben. Dann drehe ich völlig durch!«
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Mâhal war weder in seinem Quartier noch in der Küchenkaverne. Als sie durch den Kraterkessel marschierten, begegneten sie Kâtan und beschlossen, ihm ihre Idee vorzutragen.
»Heute morgen fingen zwei weitere Drachen an zu husten«, erzählte ihnen der Heiler. »Seit dem letzten Fädenfall sind schon sieben Tiere erkrankt.«
»Also ungefähr zwei pro Tag«, kommentierte Kindan. »Wie lange dauert es vom Auftreten der ersten Symptome bis â¦Â«
»Bis zum Tod?«, beendete Kâtan den Satz. Er schüttelte den Kopf. »Zwei bis drei Siebenspannen.«
Loranas Blick wanderte über die steilen Flanken des Kraterkessels und nahm jeden einzelnen Weyr in Augenschein. Sie sah einen Drachen, der auf dem Felssims vor seinem Weyr lag, der lange Hals pendelte schlaff über der Abbruchkante, und gelegentlich nieste er Wolken aus grünlichem Schleim aus, die sich langsam in der Umgebung verbreiteten. Sie machte Kindan und Kâtan darauf aufmerksam.
»Vielleicht ist dies nicht der Ãbertragungsweg«, erklärte sie, »aber man sollte herausfinden, ob die neu infizierten Drachen ihre Weyr in der Nähe der Tiere haben, bei denen die Krankheit bereits in einem fortgeschrittenen Stadium ist.«
Kâtan nickte interessiert. »Warum bin ich nicht schon eher drauf gekommen?«
»Mir fiel es auch gerade erst ein«, bekannte Lorana, »als ich sah, wie dieser Drache dort seinen Rotz durch die Luft prustet.«
»Gut beobachtet, Lorana«, meinte Kindan anerkennend.
Kâtan strich sich nachdenklich über das Kinn. »Angenommen du hast Recht, dann müssen wir die kranken Tiere sofort auf die zuunterst liegenden Weyr verfrachten.«
Lorana winkte ab. »Das hätte wenig Sinn.« Als die anderen sie verdutzt ansahen, erläuterte sie: »Die Reiter laufen kreuz und quer durch den Weyr, und die Drachen baden im Kratersee.«
»Dann wäre es also auch möglich, dass sie sich über das Wasser des Sees gegenseitig anstecken«, überlegte Kindan laut.
Lorana lieà die Schultern hängen. »Natürlich. Obendrein bekommen die Drachen ihr Futter aus den gleichen Quellen. Zum Beispiel könnten sie sich den Krankheitserreger holen, wenn sie ihre Beutetiere reiÃen und das Fleisch verschlingen. Vielleicht sind die Herdentiere die Krankheitsüberträger.«
»Ich glaube, im Quartier des Weyrführers befindet sich eine Karte, auf der sämtliche Weyr eingezeichnet sind«, warf Kâtan
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