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Drachenblut

Drachenblut

Titel: Drachenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todd McCaffrey
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wartete, bis ihr Drache in einen unruhigen Schlummer gesunken war und sie darauf hoffen konnte, dass Arith nicht durch einen weiteren kräftezehrenden Hustenanfall geweckt wurde. Deshalb wurde es sehr spät, ehe sie ihr Quartier verließ.
    Leise lief sie durch den Kraterkessel und in die Brutkavernen. In dem matten Licht suchte sie so lange, bis sie die neue Öffnung gefunden hatte; ein etwas hellerer Schein als das trübe Halbdunkel, in dem sie herumtappte, verriet ihr, wo der Zugang zu der ehemals verschütteten Kammer sein musste. Je näher sie der Lichtquelle kam, umso sicherer schritt sie aus. In der Tür blieb sie einen Moment lang stehen, unterdrückte beim Anblick der Wandzeichnung einen erstaunten Ausruf und trat dann ein.
    Salina und Kiyary hatten ihr die Kammer genau beschrieben, aber sie musste den Raum mit eigenen Augen sehen. Hinter einem Tisch, auf dem vier Glasfläschchen standen, hockte Kindan in zusammengesunkener Haltung. Als Lorana ins Zimmer trat, zuckte er zusammen und rieb sich den Schlaf aus den geröteten Augen.
    Â»Ich muss eingenickt sein«, murmelte er. Dann drückte er sein Kreuz durch und setzte sich aufrecht hin. »Wie geht es Arith?«
    Â»Ihr Husten wird schlimmer«, erwiderte Lorana und kämpfte darum, die Fassung zu bewahren. Sie zeigte auf die Phiolen. »Ist das alles, was ihr hier gefunden habt?«
    Kindan nickte resigniert. »Die Schränke sind leer. Es gibt noch eine Tür«, er deutete auf die Wand mit den seltsamen Bildern, »aber sie geht nicht auf.«
    Â»Ist sie blockiert? Durch einen Felssturz dahinter?«

    Â»Nein, das glaube ich nicht. Beim Abklopfen der Wand haben wir ein Echo gehört, also befindet sich dahinter ein Hohlraum. Entweder ist der Schließmechanismus defekt oder …«
    Lorana hörte seine Ausführungen nicht zu Ende an. Sie winkte ab und stellte sich vor die Wandzeichnungen. »Also enthält dieser Raum nur diese Muster und die Phiolen?«
    Â»Genau so ist es.«
    Lorana prüfte die Zeichnungen mit dem kritischen Blick eines Menschen, der selbst mit einem hohen zeichnerischen Talent begabt war. »Die Bilder sind sehr detailliert.« Mit dem Finger fuhr sie eines der spiralförmigen Muster entlang, dann bückte sie sich ein wenig, um noch genauer hinzusehen. »Die Zeichnungen müssen eine bestimmte Bedeutung haben – jemand hat sich ungeheure Mühe gegeben, um sie anzufertigen. Das macht man nicht zum Spaß.«
    Â»Hmm.« Kindan gab ein Brummen von sich, das verriet, dass er wieder kurz vor dem Eindösen war und gar nicht richtig zuhörte. Lorana drehte sich um und sah, wie er einnickte; als sein Kopf auf die Brust sank, wurde er mit einem Ruck wieder wach.
    Â»Du solltest ein paar Stunden schlafen«, riet sie ihm. »In dieser Verfassung bist du ohnehin zu nichts nütze.«
    Â»Und was ist mir dir?«
    Â»Ich werde vermutlich die ganze Nacht lang kein Auge zukriegen. Arith schläft sehr unruhig.«
    Â»Das tut mir Leid«, entgegnete Kindan niedergeschlagen. »Ich wünschte, ich könnte dir helfen.«
    Lorana schüttelte den Kopf. »Du bist niemandem eine Hilfe, wenn du praktisch im Stehen schläfst. Ich schlage vor, du gehst jetzt in dein Quartier und legst dich hin.«
    Kindan warf ihr einen rebellischen Blick zu, doch dann seufzte er ergeben, stemmte sich müde von seinem Platz hoch und schlurfte zur Tür. »Morgen früh bin ich wieder hier.«
    Lorana widmete sich bereits wieder der Zeichnung, deshalb reagierte sie nur mit einem leichten Wedeln der Hand.
    Nachdem sie das erste Bild ausgiebig betrachtet hatte, studierte sie das nächste. Sie stutzte, als ihr ein paar Muster in dem zweiten Bild auffielen, und ging noch einmal zum ersten zurück. Sie seufzte. Nicht nur, dass die beiden Zeichnungen ähnliche Muster aufwiesen, sondern diese Muster
wiederholten sich auch innerhalb der einzelnen Bilder. Sie glichen aufwändigen, doppelten Perlensträngen.
    Eine Zeit lang spielte sie mit dem Gedanken, sich irgendwo ein paar bunte Perlen zu besorgen und sie zu den spiralig angeordneten Dreiecken zu verflechten, die die Zeichnungen wiedergaben. Die Perlenschnüre würden hübsch aussehen, dachte sie, aber sie konnte sich nicht vorstellen, wie den Drachen durch diese Bastelei geholfen werden könnte.
    Sie schüttelte den Kopf, um ihre Gedanken zu klären, und stellte sich vor die dritte Zeichnung.

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