Drachenblut
Er sagt, man müsse die Wälder abbrennen, um den Schaden einzugrenzen .
»Ist etwas schief gelaufen?«, fragte Gadran, als er Bâniks besorgen Gesichtsausdruck sah.
»Leider ja. Beim Kampf gegen die Fäden gaben wir unser Bestes, aber meine Patrouillenreiter melden drei tiefe Eingrabungen im Norden des Tales.«
»Tiefe Eingrabungen?«, wiederholte Gadran. Mit der Zungenspitze befeuchtete er nervös seine Lippen und spähte nach Norden, als erwarte er, die Fäden könnten jeden Moment den Bergrücken überwinden und den Rest von Bitra kahl fressen. »Wie tief?«
»Ich fürchte, der Waldbestand des Tales muss durch Feuer vernichtet werden, damit kein noch gröÃerer Schaden entsteht.«
»Der gesamte Forst soll abgebrannt werden?« Gadran blickte niedergeschmettert drein. » Alle Bäume? «
»Gerade wegen der Bäume konnten sich die Fäden so tief einfressen. Sie sind das organische Material, von dem sie sich ernähren«, erläuterte Bânik.
Jâtol möchte wissen, ob sie den Brand jetzt legen können, mischte sich Caranth in drängendem Ton ein.
»Sag Jâtol, er soll den Wald abbrennen«, antwortete Bânik laut.
»Was?«, brüllte Gadran. »Ich habe dir nicht die Erlaubnis erteilt â¦Â«
»Diese Angelegenheit duldet keinen Aufschub«, schnitt Bânik ihm barsch das Wort ab. »Die Fäden graben sich immer weiter durch das Gelände.«
Die ersten Rauchsäulen stiegen aus dem nördlichen Tal, und der auffrischende Wind trieb sie rasch Richtung Süden.
»Seit Monaten hat es hier nicht mehr geregnet«, ereiferte Gadran. »Es besteht die Gefahr, dass das Feuer sich bis in dieses Tal ausbreitet.«
»Das Risiko müssen wir eingehen«, hielt Bânik entgegen. »Es ist besser, ein Tal abbrennen zu lassen, als eine Festung an die Fäden zu verlieren.«
»Darüber hast du nicht zu befinden!«, schäumte Gadran.
»Im Gegenteil, Lord Gadran, ich als Weyrführer treffe die Entscheidung, welche MaÃnahmen in einem solchen Fall angebracht sind«, klärte Bânik den tobenden Gadran auf. Innerlich brodelte er selbst vor unterdrückter Wut. Er fragte sich, wie oft Mâtal wohl diesen uneinsichtigen Burgherrn verwünschte hatte, und hoffte, sein Nachfolger würde mehr Vernunft an den Tag legen.
Er bedachte den Lord mit einem knappen Kopfnicken. »Ich muss mich jetzt um die Verletzten kümmern«, erklärte er. Dann ging er zu seinem Drachen und schwang sich auf dessen Rücken, ehe Gadran etwas sagen konnte.
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»Nein, Gadran war schon immer ein Querulant, der obendrein zum Jähzorn neigt. Mit zunehmendem Alter hat sich diese unangenehme Eigenschaft nur noch verstärkt«, meinte Mâtal, als Bânik sich beim Abendessen mit ihm unterhielt.
»Was ist mit Gadran?«, rief Jâtol dazwischen, während er in die Wohnkaverne trat und sich Ascheflocken von seiner Reitkluft klopfte. »Als ich
mich von ihm verabschiedete, war er vor Zorn knallrot angelaufen und brüllte wie ein Verrückter. Hat er sich etwa noch einmal bei euch gemeldet?«
Bânik sah seinen Geschwaderzweiten alarmiert an.
Jâtol schnitt eine Grimasse. »Die Brände gerieten auÃer Kontrolle; da droben wehen tückische Winde, die andauernd die Richtung wechseln. Wir mussten an den Hängen über Burg Bitra Gegenfeuer legen, um eine totale Katastrophe abzuwenden.«
»Ich hätte doch bei euch bleiben sollen«, stöhnte Bânik.
»Und was hätte das genützt?«, fragte Mâtal gelassen. Er nickte Jâtol aufmunternd zu. »Jâtol hat Erfahrung mit solchen Feuern und seine Tüchtigkeit schon oft unter Beweis gestellt. Ich bezweifle, dass es hier jemanden gibt, der es besser machen könnte als er.«
Bânik streifte Jâtol mit einem einlenkenden Blick. »Du hast ja Recht, Mâtal«, gab er zu. Er schenkte seinem Geschwaderzweiten ein Grinsen und frotzelte: »Aber ich hätte ihm wenigstens Gadrans Wutausbruch ersparen können.«
Von drauÃen hörte man das Husten mehrerer Drachen. Sofort verstummten sämtliche Gespräche in der Kaverne.
Jâtol wedelte lässig mit der Hand. »Ein paar davon sind unsere Drachen  â sie haben Rauch in die Lungen bekommen«, versuchte er die Leute zu beruhigen. »Das gibt sich bald.«
Lorana fasste
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