Drachenblut
Emorra.
»Du vergisst den Perneser genetischen Code«, kritisierte ihn Windblüte und schüttelte enttäuscht den Kopf.
»Nein, ich â¦Â«, brauste Tieran auf, um sich sofort zu korrigieren. »Entschuldige bitte«, äuÃerte er kleinlaut. »Den habe ich tatsächlich nicht berücksichtigt.«
»Was ist denn so Besonderes an dem Perneser genetischen Code?« Emorra blickte von Tieran zu Windblüte und wieder zurück. Windblüte gab Tieran einen Wink, er solle das Erklären übernehmen.
Tieran atmete tief durch. »Nun ja, zuerst muss man natürlich wissen, in welcher Hinsicht sich der Perneser genetische Code von unserem genetischen Code unterscheidet.«
»Dann klär mich bitte auf.« Emorra schaute höchst interessiert drein.
»Na ja, unser genetischer Code setzt sich aus zwei DNA-Strängen zusammen, die sich zu einer Doppelhelix vereinen. Der Perneser genetische Code hingegen besteht aus drei Strängen dessen, was wir als PNA bezeichnen, und die sind zu einem verdrehten Dreieck verbunden.«
Er schwieg kurz, um Emorra Gelegenheit zu geben, sich das Bild plastisch vorzustellen, dann fuhr er fort: »Zwei dieser Stränge ergänzen den Hauptstrang.«
Kurzerhand verlieà er seinen Platz, ging an die Tafel und lieà sich von Windblüte die Kreide geben. Dann begann er mit sicheren Strichen zu zeichnen. Er skizzierte eine Kette von übereinander gestapelten Dreiecken, wobei sich jedes von dem vorhergehenden ein kleines Stück wegdrehte. In die Spitzen der Dreiecke malte er Punkte, die er dann beschriftete: A, Aâ, N; B, N, Bâ; C, Câ, N.
An eine andere Stelle der Tafel zeichnete er die seit langem bekannte Doppelhelix der DNA, die in ihrer Struktur einer spiralförmig gewundenen Strickleiter ähnelte. Die Brückenbindungen dieser Leiter kennzeichnete er, indem er an eine Seite A, C, G, T schrieb, an die andere T, G, C, A.
Mit dem Finger zeigte Tieran nacheinander auf jeden Buchstaben. »A steht für Adenin, C für Cytosin, G für Guanin und T für Thymin.«
Er überzeugte sich davon, dass Emorra ihm folgen konnte, dann legte
er von Neuem los. »Das sind die vier organischen Basen der DNA. Sie sind zu Dreiergruppen angeordnet, und jede Gruppe ist ein so genanntes Codon. Jedes Codon codiert entweder eine Aminosäure oder stellt eine spezielle Markierung dar, die auf den Start oder das Ende einer genetischen Sequenz hinweist.«
Er redete sich in Eifer. »Weil es vier verfügbare Aminosäuren gibt, die sich jeweils zu dritt gruppieren, gibt es vierundsechzig mögliche Variationen. Aber die terrestrische DNA codiert nur zwanzig Aminosäuren plus einem Start und einem Stoppcodon.«
»Jetzt erinnere ich mich wieder«, warf Emorra ein. »Es erschien mir immer als Verschwendung.«
»Es lässt einen Spielraum für eine Expansion zu«, hielt ihr Tieran entgegen. »AuÃerdem lässt es zu, dass sich Fehler oder Mutationen einschleichen. Bei jedem Neugeborenen gibt es zwischen sechshundert und siebenhundert Mutationen.«
»Das also ist der Grund, weshalb wir krank werden«, bemerkte Emorra.
»Nicht ganz. Wir werden eher krank, weil die Viren und Bakterien, die uns angreifen, mutieren, und nicht, weil wir selbst mutierte Gene in uns tragen«, erklärte Tieran. »Obwohl unsere eigenen Mutationen gelegentlich auch Probleme verursachen.«
Er wandte sich wieder den verdrehten Dreiecken des Perneser genetischen Codes zu.
»A, B und C sind lediglich einfache Namen für die unterschiedlichen Perneser Aminosäuren, die den genetischen Code bilden.« Tieran zeigte auf einen Punkt, den er mit Aâ markiert hatte. »A-Strich hier ist lediglich die Aminosäure, die die Verbindung zu A herstellt, und dasselbe gilt für B-Strich und C-Strich.«
»Und was bedeutet N?«, fragte Emorra. »Null?«
»Richtig. Einer der fundamentalen Unterschiede zwischen dem Perneser genetischen Material und der terrestrischen DNA besteht darin, dass unsere DNA aus zwei Strängen besteht, die sich zueinander spiegelbildlich verhalten, während die PNA einen Hauptstrang besitzt und zwei weitere Stränge, die abwechselnd den Hauptstrang widerspiegeln.«
»Bilden bei der PNA dann vier Basenpaare ein Codon?«, wollte Emorra wissen.
Tieran schüttelte den Kopf. »Nein, es sind drei, wie bei unserer DNA. Ein Codon ist stets ein
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