Drachenblut
Geschwindigkeit anzupassen. Und jedes Mal fielen sie hoffnungslos zurück, während der stolze Schoner mit prall geblähten Segel die Wellen durchschnitt.
Mit jedem missglückten Manöver, die Windreiter einzuholen oder ihr den Weg abzuschneiden, wurde die Mannschaft ausgelassener, bis selbst Colfet sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte und zugab: »Ich schätze, ein so schnelles Schiff wie die Windreiter hat selbst der Fischereimeister noch nicht gesehen.«
Doch als sie immer näher an die Küste heranrückten, fing die Crew aus dem Norden an zu murren und kritisierte Kapitän Tanners Navigation.
»Angeblich blasen hier drauÃen tückische Winde«, äuÃerte Baror mit einem misstrauischen Blick auf den Kapitän. »Wenn man nicht höllisch aufpasst, zerschellt ein Schiff an den Klippen, noch ehe es den Hafen erreicht.«
Tanner überhörte Barors Kommentar und achtete nicht auf die skeptischen Mienen der übrigen Männer. Stattdessen begnügte er sich mit einem prüfenden Blick auf das Kompasshaus. »In der nächsten halben Stunde laufen wir die Meeresburg an«, verkündete er laut, damit jeder ihn hören konnte.
Nachdem eine halbe Stunde vergangen war und die Sonne den Mittagspunkt bereits überschritten hatte, sorgte sich selbst Lorana, ob sie auf dem richtigen Kurs lagen.
»Steuerbord voraus eine gewaltige Klippe!«, rief der Ausguck. »Wir laufen auf in â ich fass es nicht! Mitten im Fels klafft eine riesige Lücke!«
»Dahinter liegt der Hafen!«, erklärte Kapitän Tanner. Er gab präzise, knappe Kommandos, um die Segel zu reffen, und änderte den Kurs ein wenig, als die groÃe Lücke in der lotrecht aufragenden Felsenküste von Deck aus zu sehen war. Er warf einen Blick auf Baror und befahl: »Triff die Vorbereitungen, um das Beiboot zu Wasser zu bringen.« Den Vorschiffmännern rief er zu: »Vorbereiten zum Anker ausfahren!«
Bald darauf lag die Windreiter in der weiten Hafenbucht vor Anker. Backbord sahen sie die riesige Kaverne, die man aus den Klippen geschlagen hatte, während sich an Steuerbord die Meeresburg erhob. Direkt hinter einem Kiesstrand waren Arbeiter und Handwerker damit beschäftigt, eine neue Festung aus dem schieren Fels zu hauen. Lorana, Tanner, Baror und Colfet staunten mit groÃen Augen, während sich das Beiboot auf den Wellen hüpfend dem Land näherte.
»So etwas gibt es in Tillek nicht«, knurrte Baror, als er die Sprache wiedergefunden hatte.
»Und auch nicht in Ista«, bekannte Kapitän Tanner. »Hier merkt man höchstens einen ausgewachsenen Orkan â wenn überhaupt! Und seht euch mal die Kaianlage an!«
An Land wartete ein lang aufgeschossener, dürrer Mann auf sie. »Ich bin Trinar«, stellte er sich vor. »Der Hafenmeister. Ist das euer Schiff?«
»Allerdings«, antwortete Kapitän Tanner. »Die Windreiter , auf Bestellung des Fischereimeisters von Tillek gebaut. Wir sind von der Meeresburg Ista in See gestochen, um eine Probefahrt zu absolvieren.«
Trinar zeigte sich beeindruckt. »Davon habe ich gehört. Das Schiff sieht wie ein Schnellsegler aus. Gibt es viel Raum für den Fang?«
Colfet lachte leise. »Die Windreiter wurde für den raschen Transport von wertvollen Gütern gebaut, nicht, um auf Fischfang zu gehen.«
Diese Erklärung schmälerte Trinars Bewunderung offensichtlich. »Nun ja, wenn ihr über Nacht bleiben wollt, müsst ihr die Stengen 3 legen und sie zum Eindocken in die Kaverne bringen.«
»Das wird nicht nötig sein â mit der Abendtide laufen wir aus«, wehrte Tanner ab.
»Na schön, dann lasse ich jemanden kommen, der euer Beiboot festmacht. Meldet euch bei mir, wenn ihr zum Absegeln bereit seid«, entgegnete Trinar. »Die Hafengebühr beträgt zwei Marken.«
»Zwei Marken!«, zischte Colfet. »Ist es dir vielleicht entgangen, dass dies hier das Schiff des Fischereimeisters ist?«
»Trotzdem kostet es zwei Marken«, versetzte Trinar ungerührt. Er wedelte mit der Hand, und zwei vierschrötige Matrosen kamen angetrabt. »Jalor kümmert sich um euer Beiboot, und Marset führt euch zur Burg.«
Tanner hob die Hand. »Was kostet es, um eine Ankerwache auf der Windreiter zu postieren?«
Trinar spitzte die Lippen. »Ich denke, vier Marken dürften genügen.«
»Also gut«,
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