Drachenblut
Würmer auf dem gesamten Nordkontinent anzusiedeln â über den Südkontinent haben sie sich bereits verbreitet  â besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass Parasiten, die sich die Würmer als Wirtstiere aussuchen, mit ihnen eine Symbiose eingehen und für zusätzlichen Schutz sorgen, ehe sämtliche Wurmtypen durch eine Krankheit ausgerottet werden können.«
»So ähnlich verlief es wohl im alten Europa auf der Erde, als der Schwarze Tod zuschlug«, bemerkte Sorka.
»Der Vergleich stimmt«, bestätigte Windblüte.
»Vermutlich wird sich die Perneser Bevölkerung über kurz oder lang über den ganzen Nordkontinent ausbreiten. Stellt das ein Problem dar?«
»Das kann ich mir nicht vorstellen. Es wirkt sich höchstens vorteilhaft aus, wenn die einzelnen Siedlungen räumlich voneinander getrennt sind. Eine Epidemie kann dann nicht so leicht überspringen und ganze Landstriche entvölkern.«
»Der schwächste Punkt in der Ãkologie sind also die Drachen, nicht wahr?«, vergewisserte sich Sorka.
Windblüte wiegte nachdenklich den Kopf. »In komplexen Systemen gibt es immer mehr als eine Schwachstelle. Allerdings sind die Drachen und die Wachwhere besonders gefährdet. Hier gibt es Millionen von Würmern,
aber nur ein paar hundert Drachen und noch weniger Wachwhere.«
»Sind die beiden genetisch so ähnlich, dass ein und dieselbe Krankheit beide ausrotten könnte?«
Windblüte schürzte die Lippen. »Ich habe versucht, das zu verhindern. Tatsächlich habe ich so viele Veränderungen eingefügt wie nur möglich. Doch gerade das könnte ein Grund dafür sein, dass so viele Wachwherweibchen unfruchtbar sind.«
»Welche Gründe gäbe es denn noch für diese Sterilität?«
Windblüte gab keine Antwort.
»Ich bin neugierig«, räumte Sorka ein. »Und mittlerweile bin ich fest davon überzeugt, dass ein paar dieser scheinbaren Patzer von dir absichtlich begangen wurden, um dich weniger genial erscheinen zu lassen, als du in Wirklichkeit bist.«
Windblüte erwiderte nichts darauf.
»Deine Mutter wurde von den Eridani ausgebildet«, fuhr Sorka fort. »Und du hast wiederum von deiner Mutter gelernt, nicht wahr?«
Windblüte wiegte bedächtig den Kopf. »Es gibt ein paar Fragen, die ich nicht einmal dir beantworte, Sorka.«
Ein Hustenanfall schüttelte Sorka, und kurz darauf schaute Mâhall ins Zimmer. Hinter ihm stand Torene und blickte besorgt drein.
Sorka winkte ihnen zu, als der Husten nachlieÃ.
»Wenn du mir die Fragen nicht beantworten kannst, dann will ich dich nicht länger mit meiner Neugier bedrängen«, erklärte sie, nachdem sie an dem Glas Wasser genippt hatte, das Windblüte ihr reichte.
»Mit gewissen Dingen würde ich dich nur belasten, Sorka«, entgegnete Windblüte.
Sorka lächelte. »Dabei hatte ich gehofft, dir ein wenig von deiner Bürde abzunehmen. Geteilte Sorgen sind halbe Sorgen, lautete eine Redewendung.«
Eine Weile dachte Windblüte nach. »Alles weià ich auch nicht, Sorka. Vieles wurde vor mir geheim gehalten.«
»Aber wie ich dich kenne, hast du MutmaÃungen angestellt. Ich tat es ja auch. Wir könnten doch einige unserer Schlussfolgerungen austauschen.«
Nach kurzem Zögern fuhr sie fort: »Nun, zum einen fand ich es äuÃerst merkwürdig, dass solche Heldengestalten wie Admiral Benden und die
Gouverneurin Emily Boll gleich nach den Nathikriegen freiwillig nach Pern auswanderten, obwohl man diese prominenten Persönlichkeiten daheim dringend gebraucht hätte.«
Windblüte nickte. »Darüber hatte ich mich auch gewundert.«
»Und wie stellten sich die Eridani zu diesem Auswanderungsprojekt nach Pern?«
»Wenn die Eridani sich bereit erklären, ein neues Ãkosystem zu kreieren, beauftragen sie normalerweise drei Blutslinien damit«, erwiderte Windblüte. »Immerhin ist so etwas ein gigantisches Unterfangen. Ich weià nur von einem einzigen Fall, in dem die Eridani einem solchen Konzept zustimmten, ohne sich vorher selbst akribisch genau mit dem betreffenden Ãkosystem zu beschäftigen.«
»Du sprichst von Pern?«
Windblüte nickte.
»Drei Blutslinien tragen die Verantwortung?«
»Das ist erforderlich, um Fehler zu vermeiden und ausreichend Redundanz zu gewährleisten«, erläuterte Windblüte. Sorka
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