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Drachenblut

Drachenblut

Titel: Drachenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todd McCaffrey
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ihr einen Kuss auf die Wange. Behutsam führte D’mal seine Weyerherrin aus dem Sterbezimmer; sowohl ihm als auch Nara sah man die Trauer um Sorka und das Mitgefühl mit den Hinterbliebenen an.
    M’hall streckte die Hand aus und streichelte sanft ein letztes Mal die Wange seiner Mutter. Dann straffte er die Schultern, und sein kummervoller Ausdruck wich der eisernen Selbstdisziplin, zu der er fähig war. Ganz der Weyrführer, der seine Gefühle im Zaum halten muss, blickte er Windblüte entschlossen an.
    Â»Ich werde den letzten Wunsch meiner Mutter erfüllen. Gibt es hier für dich noch etwas zu tun, ehe wir aufbrechen können?«
    Â»Ja«, erwiderte Windblüte kurz und knapp.
    Â»Dann warten wir draußen, bis du fertig ist«, stellte M’hall fest und geleitete Torene hinaus.
    Mit der gebührenden Achtung hüllte Windblüte Sorkas Leichnam in saubere Tücher. Als M’hall zurückkam, prallte er beim Anblick der ganz in weiße Laken gewickelten Toten zurück. Dann fing er sich wieder und hob den Leichnam mit beiden Händen vom Bett.
    Â»Brianth ist für den Abflug bereit«, erklärte er und bedeutete Windblüte, sie möge vorausgehen.
    Vor Sorkas Quartier hatte sich eine Gruppe von Drachenreitern versammelt, um sich von ihrer ehemaligen Weyrherrin zu verabschieden. Nachdem sich M’hall mit matten Bewegungen auf Brianths Rücken geschwungen hatte, hoben zwei Drachenreiter Sorka zu ihm hinauf. M’hall legte seine tote Mutter vor sich auf Brianths wulstigen Nacken. Zum Schluss halfen die Reiter Windblüte, sich hinter M’hall zu setzen.
    Â»Bist du bereit?«, rief M’hall ihr über die Schulter zu, während Briants mächtige Schwingen mühelos die Luft peitschten. »Ich nehme an, dass der Zeitfaktor eine Rolle spielt.«
    Â»Recht hast du«, erwiderte Windblüte. »Von mir aus kann es losgehen.«
    Als Antwort spürte sie die grausige Kälte des Dazwischen .

8

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    Proteomik: Wissenschaftszweig, der sich mit Bau und Funktion von Proteinen in Organismen befasst.
    â€“ Lexikon der Elementaren Biologischen Systeme,
18. Ausgabe
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    Burg Fort, Erster Vorbeizug,
Jahr 50, NL 58
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    W indblüte staunte, wie lange sie im Dazwischen blieben. Als der gnadenlose Frosthauch dieses Kontinuums aufhörte, wurde er jäh durch eine andere Art von Kälte ersetzt. An dem Ort, an dem sie landeten, herrschte Nacht, und es goss in Strömen. Regen prasselte auf sie hernieder, derweil Brianth im Sinkflug den Trommelturm anvisierte und dann zwischen dem Turm und dem College landete.
    Â»Was ist passiert?«, rief Windblüte aus voller Kehle, um das Brausen des Sturms zu übertönen.
    Â»Ich brachte uns in die vergangene Nacht zurück, als ich dich abholte«, erwiderte M’hall.
    Â»Du hast einen Zeitsprung gemacht?«, fragte Windblüte, ohne ihre Missbilligung zu verhehlen.
    Â»Ich war unkonzentriert und übermittelte Brianth diese Koordinaten«, fügte er hinzu. Er verschwieg, dass er wusste, dass er schon einmal hier gewesen war. »Warte, ich helfe dir beim Absitzen.«
    Windblüte ergriff seine Hand und rutschte an Brianths Flanke hinab. Als sie merkte, dass sie viel zu klein war, um gefahrlos das letzte Stück nach unten zu springen, wurde sie von zwei kräftigen Armen empfangen und vorsichtig auf den Boden gestellt.
    In ihrem Helfer erkannte sie Tieran. Windblüte unterdrückte die Freude, die sie bei dem Wiedersehen empfand, setzte eine unbeteiligte Miene auf und befahl übergangslos: »Hol Hilfe! Der Leichnam muss in den Kühlraum.«
    Â»Leichnam?«, wiederholte Tieran, während er auf seiner Nachrichtentrommel ein flinkes Stakkato entfachte. Ehe Windblüte ein Wort der Erklärung nachschieben konnte, stürzten schon ein paar Leute aus dem College und nahmen M’hall die in Leichentücher gehüllte Tote ab. Eilig transportierten sie sie ins College.

    Windblüte folgte den Leuten und steuerte in dem Gebäude auf die Räume zu, in denen sich die chirurgische Abteilung befand, als ein zweiter dumpfer Knall die Ankunft eines weiteren Drachen ankündigte. Überrascht hielt Windblüte inne, doch sie merkte, dass sie zu übermüdet und gestresst war, um sich zu informieren, was es mit diesem Besuch auf sich hatte. Als sie weitergehen wollte, überkam sie ein Anfall von Erschöpfung, und sie fing an zu

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