Drachenblut 2 - Linien | textBLOXX
Alles wirkte bedrohlich, denn es war sehr dunkel, da die Sonne nicht vermochte in die Tiefen des Einschnitts vorzudringen. Streckenweise war die Schlucht nur wenige Meter breit. Dann war es noch dunkler und auch gefährlicher, da man die Spalten im Boden nicht sehen konnte, die den Weg von Zeit zu Zeit kreuzten. Wie tief diese Spalten ware, vermochte niemand zu sagen. Man wusste nur, dass niemand jemals wieder gesehen wurde, der in sie hineingestürzt war.
Es verging abermals ein ganzer Tag, bis sie endlich die Schlucht hinter sich gelassen hatte. Das Ende kam völlig abrupt. Uskav bog um eine Kehre und plötzlich war da nichts mehr. Keine Felswende rechts und links, sondern nur noch eine weite, von der Sonne hell erleuchtete Ebene. Es war das Ödland von Erudor. Als Gildofal es erblickt, sank sein Stimmung auf den Nullpunkt. Das Ödland war genau das, was der Name sagte. Wohin das Auge reichte sah man nichts außer einer kahlen, felsigen und trostlosen Landschaft. Es gab keine Erhebungen, keine Hügel, keine Berge, es gab nichts, außer Sand und Steine.
»Da sollen wir lang?«, fragte der Elb ängstlich.
Uskav nickte nachdenklich: »Es ist der einzige Weg.«
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Das Ödland von Erudor machte ihrem Namen alle Ehre. So angestrengt Gildofal auch schaute, vor ihnen lag nichts als Stein, Fels und Sand. Es gab keine Erhebungen, keinen Baum und keinen Strauch. Selbst Tiere mieden diesen lebensfeindlichen Flecken. Uskav und Gildofal hatten das Ende der Schlucht am späten Nachmittag erreicht. Und obwohl die Sonne noch hell über der Ebene stand, bließ ihnen ein eiskalter Wind entgegen. Im Tal vor dem Schattengebirge, aber insbesondere im Reservat, spürte man wenig vom anbrechenden Winter. Die Tage waren noch recht mild gewesen und selbst die Nächte waren bisher frostfrei. Die Hochebene des Ödlands von Erudor hatte der Winter hingegen bereits fest im Griff. Durch kein Gebirge aufgehalten war dir Bahn frei. Eine Kaltfront nach der anderen brachte polare Eisluft heran. Bereits nach wenigen Minuten brannten Gildofas Augen. Die Kälte biß ihn seine Nase und seinen Ohren. Seine Hände fühlten sich wie unter hunderten Nadelstichen an.
»Wir warten bis Morgen früh«, meinte Uskav und trug Gildofal zurück in die Schlucht. Hier waren die beiden vor dem Wind geschützt, nicht aber, vor den unangenehmen Gedanken, die sie beim Anblick der Ebene beschlichen hatte. Uskav und Gildofal wussten, dass ihre Chancen so gut wie bei Null lagen, die Ebene lebend zu durchqueren. Doch keiner wagte, etwas zu sagen. Das Problem war das Wasser. Gildofal hatte für diesen Streckenabschnitt mit drei Tagen gerechnet und entsprechend viele Wasserschläuche mitgenommen. Doch seine Planung war in mehrfacher Hinsicht fehlerhaft. Ersteinmal war von einem Klima wie im Reservat ausgegangen. Doch ein Marsch bei eisiger Kälte dauert wesentlich länger, als bei milden Temperaturen. Satt mit drei Tagen rechnete Gildofal nun eher mit fünf oder sechs. Die Wasserschläuche reichten bestenfalls für vier Tage und dies auch nur für ihn allein. Und was war mit Uskav? Hinzu kam das Problem, dass sich Gildofals Köper immer noch von Uskavs Beschwörung erholte. Er vermutete zwar, dass er am nächsten Tag wieder selbst laufen könnte, aber vermutlich noch nicht mit voller Geschwindigkeit und über den ganzen Tag. Uskav würde natürlich keine Sekunde zögern Gildofal wieder zu tragen, aber das machte den Ork langsamer und strengte ihn an. Die Lage sah nicht sonderlich rosig aus.
Am nächsten Morgen brachen der Elb und der Ork beim ersten Sonnenstrahl und einem scharfen eisigen Wind auf. Gildofal konnte tatsächlich laufen, obwohl stolpern es eher beschrieb. Das Terrain war schwieriger, als sie vermutet hatten, da die Ebene an vielen Stellen die reinste Geröllfläche war. Normales Laufen war so gut wie unmöglich. Trotzdem schleppten sie sich voran. Langsam und stetig schrumpte die Gebirgsformation hinter ihnen zusammen.
Die Qualen die der Untergrund und der Wind verursachten hielten bis zum Mittag an. Als die Sonne am
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