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Drachenboot

Drachenboot

Titel: Drachenboot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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Feuer und sah sie beide genervt an.
    »Ich bin wegen des Silbers mitgekommen. Es ist schon schlimm genug, dass wir es unter so vielen aufteilen müssen, als dass wir jetzt auch noch mit leeren Händen wegrennen sollten, nach allem, was wir durchgemacht haben. Wie meine Großmutter sagen würde, wenn sie hier wäre.«
    Zustimmendes Brummen von allen Seiten aus der Dunkelheit.
    »Also werden wir diesen großen Schatz teilen?«, fragte Thorgunna mit heller Stimme, als sie in den Feuerschein trat, doch ihre dunklen Augen sahen mich fest und ernst an.
    »Warum sind wir denn sonst hier?«, wollte Ospak wissen.
    »Um gewissen Leuten den Pfahl im Arsch zu ersparen«, brummte Hauk Schnellsegler. »Zum Beispiel dir.«
    »Ja, aber …«, fing Ospak an, aber Gisur schnitt ihm das Wort ab.
    »Kein Aber«, sagte er. »Macht euch nichts vor, der Schatz gehört jetzt Wladimir, dem wir ihn im Gegenzug für den Schlamassel versprochen haben, in den unser kleiner Axtmörder Olaf Krähenbein uns gebracht hat.«
    »Bei Odins Arsch, das ist Quatsch«, fauchte Gyrth. »Es ist unser Schatz.«
    »Ach wirklich?«, sagte Finn spöttisch. »Unser Schatz? Du
bist erst ziemlich spät zu diesem Festgelage erschienen, Steinnbrodir.«
    »Zugegeben«, lenkte Gyrth ein. Doch empört fuhr er fort: »Aber jetzt bin ich ein Eingeschworener, genau wie du. Und auch ich friere mir hier den Arsch ab, genau wie du.«
    »Und ist er dir in Serkland auch verbrannt?«, fragte Hauk. »Hast du am Fuß der Festung von Sarkel mitgekämpft, als wir das erste Mal hierherkamen, um den Silberschatz zu suchen?«
    »Ich bin jetzt hier«, sagte Gyrth ruhig. »Und andere auch, genau wie ich. Ohne uns würdest du immer noch in Ostgotland deine Hühner füttern, Hauk Schnellsegler.«
    »Wir sollten darüber nicht streiten«, sagte der rote Njal, und Hauk drehte sich zu ihm um.
    »Was? Kein Großmutterspruch zum Thema, dass man über den Reichtum der Welt nicht streiten soll?«
    Der rote Njal zuckte nur die Schultern und warf Hauk einen verächtlichen Blick zu. »Was schert es die Eiche, wenn die Sau sich an ihr kratzt«, sagte er.
    Man hörte leises Lachen und zustimmendes Brummen, während andere wieder anfingen, sich über das Für und Wider zu streiten. Hauk sah den roten Njal zornig an und war offenbar drauf und dran, handgreiflich zu werden. Ich brachte sie alle zum Schweigen, überrascht darüber, dass ich anscheinend der Einzige war, der die wahre Sachlage erkannte.
    »Es ist nicht unser Schatz. Auch nicht Wladimirs. Selbst Attilas nicht. Er gehört Odin – und er schenkt ihn denen, die er für die Würdigsten hält.«
    Ich sah sie alle ernst an, einen nach dem anderen, bis sie die Augen niederschlugen.
    »Knochen, Blut und Stahl«, betonte ich noch einmal.
»Dorschbeißer ist da drinnen. Wir werden nicht wegrennen und einen von uns hier zurücklassen.«
    Es wurde still, denn diese Wahrheit schmerzte mehr als die Kälte. Schließlich rührte Finn sich und stocherte im Feuer.
    »Tja, dann müssen wir also zuerst mal über diesen Wall. Immer einen Schritt nach dem anderen, wie meine Großmutter immer sagte.«
    »Du hattest gar keine Großmutter!«, sagte der rote Njal vorwurfsvoll.
    »Doch, hatte ich«, erwiderte Finn. »Und sie war eine kluge Frau. Sie konnte am Verhalten der Vögel vorhersagen, wenn jemand sterben würde, und sie hat auch gesagt, wenn man dreimal denselben Traum hat, dann wird er wahr …«
    »Klingt wie Olaf Krähenbein«, murmelte Kvasir. »Vielleicht bist du ja auch sein Onkel. Wenn ja, dann bedaure ich dich schon jetzt.«
    »Und wusste deine ach so kluge Großmutter auch, wie man über Wälle springt oder durch verschlossene Tore kommt?«, wollte ich wissen, worauf sie schlagartig verstummten.
    »Na?«, fragte ich und spürte, wie sie mich ansahen. Ich zerrte an dem Jarlring, den ich um den Hals trug, bis er mir ins Fleisch schnitt. »Wir müssen über diese Wälle oder durch dieses Tor kommen, wenn also jemand von euch einen Einfall hat, wäre jetzt eine gute Gelegenheit, ihn uns mitzuteilen.«
    Wieder berieten sie über Leitern und einen Rammbock, und ich erklärte, warum das unmöglich war. Jon Asanes kam mit dem Vorschlag, einen Wagen umzudrehen, mit dem mehrere Männer gegen das Tor rennen könnten, was keine ganz schlechte Idee war. Doch wir verwarfen sie wieder,
weil wir nicht sicher sein konnten, dass unsere Wagen stabil genug und unsere Männer für diese Aufgabe stark genug sein würden.
    Schließlich reckte Kvasir sich und gähnte.

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