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Drachenboot

Drachenboot

Titel: Drachenboot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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wurden. Sie schlugen auf ihre Schilde und heulten wie die Wölfe.
    Ein paar halbherzige Pfeile flogen hinter den beiden Reitern her, als sie zurückgeprescht kamen und ihre Pferde bei uns mit Mühe zum Stehen brachten. Die Pferde keuchten bereits nach dieser kurzen Anstrengung, sie waren abgemagert und entkräftet.
    »Na also«, sagte Dobrynja, und seine Augen blitzten vor Aufregung und Begeisterung. »Wir haben das Unsere getan, Jarl Orm.«
    Ich wandte mich ihm zu, mein Magen verkrampfte sich bei dem Gedanken an das, was jetzt kam. Die Eingeschworenen waren bereit, und ich suchte verzweifelt nach den richtigen Worten – doch da mischte Odin sich ein, wie immer, und ließ im Dorf einen Hund bellen.
    Alle Köpfe drehten sich in die Richtung. Ein Hund, lebendig und nicht aufgegessen. Das bedeutete, dass sie noch genug Verpflegung hatten, und selbst wenn sie schon halb verdorben war, diesen Hund konnte man gut schlachten, und er gehörte uns. Das sagte ich ihnen, und das waren die richtigen Worte. Die Männer hoben die Köpfe und
stimmten ihr Kriegsgeheul an – die Eingeschworenen hatten Blut gerochen.
    Wir rannten los, die Schilde erhoben. Die Bogenschützen der Druschina folgten und schossen im Wechsel ihre Salven – Pfeile schwirrten und trafen dumpf auf Holz. Ich sah nach links, wo Finn vor Wut fauchte, dann nach rechts, wo Ospak Schritt zu halten versuchte. Sechs Männer liefen voraus, drei davon mit Schilden.
    Das Tor hatte zwei Flügel, und sein Rahmen war Teil der hölzernen Befestigungsanlage. Hier war natürlich der Erdwall unterbrochen, und man hatte auf jede Seite des Tores einen mächtigen vierkantigen Pfosten gesetzt, aber die Holzstämme der Palisade waren auch hier nicht länger als sonst überall. Das bedeutete, dass es ohne den Erdwall wesentlich niedriger war, und auch über dem Tor war keine Brustwehr, lediglich ein starker Holzbalken, sodass ein Reiter sich ducken musste, wenn er hindurchritt.
    Sechs Männer warfen sich gegen das Holz des Tores. Die Verteidiger auf den Aussichtstürmen erschienen kurz, um auf sie zu schießen, doch mussten sie sich sofort wieder ducken, weil rund um ihre Köpfe Pfeile ins Holz trafen. Jetzt senkten die drei Männerpaare ihre Schilde, nahmen sie zwischen sich und drehten sich kurz zu uns um.
    »Knochen, Blut und Stahl«, knurrte Finn und fletschte die Zähne wie ein wilder Hund, während Ospak ein Heulen zum Himmel schickte, dass ihm die Adern am Hals schwollen. Unsere Äxte klangen, unser Atem dampfte, und ich merkte, dass ich schwitzte, obwohl ich meine Füße vor Kälte nicht spürte. In jeder Hand eine Axt, rasten wir los, und es fühlte sich an, als liefen wir auf den Stümpfen unserer Fußknöchel.
    Wir waren die Leichtesten – na ja, bis auf Finn, aber ich wollte wenigstens einen wild entschlossenen Kämpfer dabeihaben.
Ospak war klein, und ich war auch kein baumstarker Ruderer mehr, also sprangen wir auf die Schilde und wurden ohne große Mühe von den beiden Männern hochgeschleudert, die wir aufgrund ihres kräftigen Körperbaus für diese Aufgabe ausgesucht hatten.
    Ich warf mich auf die Palisade und suchte an den uralten glatten Pfählen nach einem Halt, dann brachte ich die Beine auf die andere Seite und ließ mich fallen. Ospak, der noch leichter war als ich, hechtete fast mühelos darüber. Finn hieb seine Axt in den oberen Balken und zog sich hoch, bis auch er hinüberklettern konnte. Und schon sprangen auf der anderen Seite drei weitere Auserwählte schwitzend auf den Schild.
    Ich stürzte ziemlich unglücklich, weil ich ausgerechnet auf meinem schwachen Fußknöchel landete. Ospak lag neben mir, war aber sofort wieder auf den Beinen und stimmte sein Kampfgebrüll an. Er schleuderte eine Axt nach rechts oben und traf einen Bogenschützen. Dann wartete er auf den Ansturm der anderen Bewaffneten.
    Finn landete wie eine Katze und verlor keine Zeit. Brüllend und mit wirbelnden Äxten stürzte er sich auf den ihm am nächsten Stehenden.
    »Zum Tor, Orm!«
    Ich stand auf und wollte mich umdrehen, da fiel neben mir jemand herunter, landete fluchend auf dem Boden und rappelte sich wieder auf. Tjorvir. Ein Zweiter landete in seiner Nähe, stand auf und wurde von einem Pfeil in den Fuß getroffen. Vor Wut aufheulend, denn der Pfeil hatte ihn an den gefrorenen Boden genagelt, musste Snorri Littli erst versuchen, ihn herauszuziehen. Tjorvir rannte fluchend zur Leiter, die zum rechten Turm hinaufführte, warf mit der Axt nach den Männern und stieg,

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