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Drachenboot

Drachenboot

Titel: Drachenboot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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nur sämtlichen Göttern danken konnte. Denn er war ein Prinz und regierte, seit er vier Jahre alt war, also ließ er sich nicht leicht einschüchtern.
    »Ihr habt gut gekämpft«, sagte er, dann fügte er herrisch hinzu: »Ich gebe meine Einwilligung.«
    »Na, das ist doch nett von ihm«, murmelte Gyrth. Finn schien in sich zusammenzusacken, plötzlich sah er alt und erschöpft aus. Er putzte sich den Schnee von den Knien und sah mich an, die Augen trüb vor Trauer und Schmerz, die Axt in seiner Hand war mit gefrierendem Blut überzogen.
    »Hasenscharte«, sagte er mit fast flehender Stimme. »Immer war ich mit ihm zusammen, Orm.«
    Ich wusste ihm darauf nichts zu sagen. Von den ursprünglichen Eingeschworenen waren nicht einmal so viele übrig, wie man zur Besatzung eines gewöhnlichen Faering gebraucht hätte. Vor sieben Jahren, als der Junge, den ich jetzt kaum mehr kannte, auf der Fjord Elk von Einar dem Schwarzen an Bord gegangen war, waren wir eine volle Mannschaft gewesen, sechzig oder noch mehr.
    »Ja«, brummte Onund Hnufa und schob Wladimirs Pferd so unzeremoniell zur Seite, wie eben die Isländer mit allen umgingen, ob gewöhnlicher Mann oder König, »das Leben auf See ist hart. Aber wo ist jetzt dieser Hund?«

Sie hatten nicht gewusst, mit wem sie es zu tun bekamen, diese Slawen der Druschina von Nowgorod. Mit einer nordischen Bande aus Vogelfreien, bestenfalls abgerissenen Briganten, und nicht zu vergleichen mit Kriegern, die ihre gesamte Zeit damit zubrachten, ihre Waffenkünste zu trainieren.
    Sie hatten die Geschichte gehört, wie wir mit den schuppigen Ungeheuern von Malkiew fertiggeworden waren, und hatten sie wohl sogar geschluckt, aber sie hatten uns noch nie kämpfen sehen. Jetzt wussten sie es besser. Das Dorf war in kürzerer Zeit eingenommen worden, als es dauerte, diesen Hund zu einem Eintopf zu verarbeiten, und die wenigen von Farolfs Männern, die noch am Leben waren, zitterten wie Espenlaub, denn sie waren in Wahrheit nichts als eine gedungene Bande von Strauchdieben.
    Die Dorfbewohner waren heilfroh, als sie feststellten, dass wir nicht in der Absicht gekommen waren, zu plündern und zu brandschatzen, denn wir hatten unseren Auftrag erledigt und hofften nur auf einen wärmenden Herd und etwas Brot.
    Der kleine Wladimir war so beeindruckt von unserem Erfolg, dass er uns sehr höflich behandelte. Sigurd, der Einzige, der geahnt hatte, was wir zu leisten imstande waren, verbrachte die nächsten Tage viel Zeit in geheimen Beratungen mit Dobrynja, der mich währenddessen kritisch musterte.
    Der Rest der Truppe, Slawen und Leibeigene und die wenigen von Klerkons Männern, die noch übrig waren, behandelten die Eingeschworenen mit größtem Respekt, und die Angst breitete sich unter ihnen aus wie Gestank an einem heißen Tag. Sie murmelten etwas von »Jomswikingern«  – und das war gar nicht so falsch, denn die Wenden von Wolin haben viele unserer Geschichten gestohlen und erzählen sie jetzt – von ihren Skalden aufgebauscht – als ihre eigenen.
    Allerdings hatten die Helden von Joms, wie man in den Geschichten erfährt, merkwürdige Regeln, was die Frauen betraf, denen Finn im Namen der Eingeschworenen sofort aufs Heftigste entgegentrat. Die Eingeschworenen sperrten Frauen nicht aus ihren Hallen aus, denn ein Mann, der nicht bumste, war kein Krieger, sondern höchstens einer von diesen schlappschwänzigen Christenpriestern.
    Die Leute lachten darüber, wenn sie auch etwas verunsichert waren, denn so ist es immer mit den Ruhmesgeschichten, auch wenn man weiß, dass das meiste davon nicht stimmt. Die Skalden werden einem einreden, das Meer sei eine Wüste, wenn sie glauben, dass sie dafür eine freie Mahlzeit bekommen, aber der Trick dabei ist, es auch möglichst pathetisch vorzutragen, denn dann bekommt man vielleicht noch einen Armring dazu. Daraus habe ich gelernt, dass zumeist diejenigen Herrscher großen Ruhm genießen, die dicke Armringe verschenken und die wissen, was der Lobgesang eines Skalden weit und breit bewirken kann. Solch ein Herrscher ist Wladimir.
    »Wir haben noch gar nicht richtig über deinen Anteil an diesem Silberschatz gesprochen«, sagte der Prinz, nachdem er mich in der besten der einfachen Hütten in seine fürstliche Gegenwart hatte rufen lassen. Neben ihm saß wie immer Olaf, hinter ihm stand Dobrynja und strich
sich den schwarzen Bart. Sigurd befand sich im dunkleren Teil des Raumes, wo man nur seine silberne Nase blitzen sah.
    »Ich finde, du solltest

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