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Drachenboot

Drachenboot

Titel: Drachenboot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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kannst«, fügte er mit trauriger Stimme hinzu, denn er wusste, er würde an diesem Raubzug nicht teilnehmen können. Dann zwang er sich zu einem Lächeln und streckte mir die Hand hin.
    »Auf jeden Fall erwarte ich dann meinen Anteil«, schloss er. Völlig verblüfft ergriff ich sein Handgelenk, und wir drückten zu, Arm an Arm, wobei ich jetzt ganz sicher wusste, dass er Hestreng wie seinen Augapfel hüten würde.
    Doch dann verging ihm das Lachen, denn ich erklärte ihm, dass wir Drumba und Heg und drei Sklavinnen mitnehmen würden und dass Thorgunna ebenfalls mitkam. Das war hart für Botolf; zwei Sklaven waren ihm im letzten Winter weggestorben, und jetzt hatten wir fünf weitere verloren, das war schlimm genug, ohne dass er sich auch noch von Thorgunna verabschieden musste, denn sie war die treibende Kraft in Hestreng. Ich hätte sie am liebsten auch zurückgelassen, aber Kvasir drängte darauf, sie mitzunehmen, und Thorgunna war entschlossen, ihre Schwester wiederzufinden, also hatte ich keine Wahl. Geduldig machte ich das Botolf klar, der mit gerunzelter Stirn zuhörte.
    »Wir haben nicht genug Ruderer auf der Elk«, sagte ich, »deshalb müssen alle diese Dickwanste mitkommen. Und dann brauchst du sie wenigstens nicht auch noch mit durchzufüttern.«
    Wir hatten zwanzig Krieger, das war wenig für ein Langschiff wie die Fjord Elk, die eigentlich zwei Wachen zu je dreißig Mann gebraucht hätte. Es waren kaum genug Männer da, um überhaupt in See zu stechen, wie Gisur schon bei der Eideszeremonie bemerkte.
    Hrafn, der Hengst, hatte dazu das Blut geliefert. Ein teureres und beklagenswerteres Opfer würde Odin kaum jemals gebracht werden. Als wir ihn fanden, zitterten seine Flanken, und er atmete schwer; von Blut und Schweiß überströmt und von Pfeilen getroffen, lag er auf der Weide, genau wie Botolf es beschrieben hatte. Jetzt steckte sein Kopf anklagend auf einem Schandpfahl voller Runen und schickte böse Kräfte in die Richtung von Klerkons Anwesen auf Svartey, der Schwarzen Insel, die viele Meilen von hier im grauen Nebel lag. Im Gegensatz zu uns hatte Klerkon keine dauerhafte Halle, aber hier überwinterte
er, und wahrscheinlich hatte er sich in diese Richtung aufgemacht.
    »Wir werden noch mehr Männer anheuern«, versicherte ich Gisur und den neu Dazugekommenen. Ich versuchte, so überzeugend zu klingen wie möglich, doch so sicher war ich mir keineswegs. Höchstwahrscheinlich würden nach und nach neue Leute zu uns stoßen, aber sicher weder Voden noch Esten, und aus Livland erwartete ich auch niemanden. Ich erwartete nicht, dass wir vernünftige Seeleute bekommen würden, ehe wir Aldeigjuborg erreichten, die Stadt, die bei den Slawen Staraja Ladoga hieß. Also würden wir Klerkons Winterlager mit nur halb so vielen Männern überfallen können, als er besaß.
    Darauf hatte mich auch Finn aufmerksam gemacht, als alle aus der Kälte draußen in die Halle zurückgekehrt waren und kochend heiße Fleischbrocken von Hrafn aus dem Topf klaubten, wobei sie sich auf die Finger bliesen und versuchten, nicht mehr an den heiligen Schwur zu denken, den sie soeben abgelegt hatten.
    »Ja, schon«, sagte ich beklommen und etwas ungehalten zu ihm, denn er hatte ja recht, »aber schließlich warst du es doch, der unbedingt wieder auf Raubzug gehen wollte. Du hast nie aufgehört, von Attilas Silberschatz zu reden, und jetzt sind die Leute hierhergekommen, und ich bin fast gezwungen, wieder zu diesem Grabhügel zu ziehen. Aber leider hattest du nicht daran gedacht, dass Leute wie Klerkon dich auch hören würden.«
    Das war nicht ganz fair gegen ihn, denn er hatte mir auf Tors Hof das Leben gerettet; aber jetzt war auch alles zunichtegeworden, was mich an ein Leben auf dem Land gebunden hatte, und es ärgerte mich, dass ich das Finn zu verdanken hatte. Er war mit einer Schlauheit vorgegangen, die ich nie an ihm gekannt hatte, und ich fragte mich, ob
er womöglich etwas im Schilde führte … Aber jetzt, wo die Männer dabei waren, meinen besten Zuchthengst zu verspeisen, hatte ich keine Lust mehr, mich damit zu beschäftigen. Finn merkte es und war so klug, sich zurückzuziehen.
    Es gab das übliche Trinkgelage, das der Eideszeremonie folgte, und während die Männer lärmten und sich übermütige Ringkämpfe lieferten, setzte Kvasir sich zu mir. Geduckt saß er da, wie eine große schwarze Spinne, und sah dem Treiben in der Halle zu. Es dauerte lange, ehe er sprach, als müsse er jedes Wort mit Hacksilber

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