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Drachenboot

Drachenboot

Titel: Drachenboot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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schon hin, Finn Bardisson aus Skani, genannt Pferdearsch«, rief Gyrth Steinnbrodir in die Stille. »Du hast dem Jungen beigebracht, wie man auf einem Bein tanzt und dass man nicht zu dicht am Feuer sitzen sollte, aber jetzt möchte ich weitertrinken.«
    Es gab ein paar Lacher, und bald war die Halle wieder vom üblichen Lärm erfüllt. Finn hieb Lyuts Sax in die Bierbank, ergriff sein Trinkhorn und prostete Gyrth zu. Ich erhob ebenfalls das Horn, und er erwiderte, während Sveinald uns böse anstarrte, und ich hörte, wie er mit zusammengebissenen Zähnen fragte, wer denn dieser Finn Bardisson und dieser Jarl Orm seien.
    Ich war einerseits ziemlich stolz, dass mein Name jetzt hier in aller Munde war, aber gleichzeitig war ich mir bewusst, dass wir weder uns noch dem jungen Wladimir damit einen Gefallen getan hatten.
    Dann war der kalte, graue Morgen gekommen, und gerade
als alle sich auf ihr Tagwerk vorbereiteten, war der Vogel vom Dachbalken gefallen, und der kleine Krähenbein, Wangen und Nasenspitze rot vor Kälte, hatte angefangen, von weißen Raben zu erzählen.
    Er trug eine hübsche Tunika, hellblau wie die Eier eines Rotkehlchens, dazu eine Wollhose, pelzbesetzte slawische Stiefel und einen weißen Umhang aus Wollstoff, dessen Kragen aus Zobel bis an seine Ohren reichte, die von einer Mütze aus lockiger Ziegenwolle gewärmt wurden.
    Er betrachtete den toten Star, auch der große Elchhund an seiner Seite schnupperte daran, behielt aber gleichzeitig unsere eigenen Hirschhunde misstrauisch im Auge. Das große weißgraue Tier, das einem Wolf zum Verwechseln ähnlich sah, verstärkte noch das unsichere Gefühl, das man Krähenbein gegenüber empfand, denn wie sein kleiner Herr hatte auch er verschiedenfarbige Augen.
    Als er mit dem Hund erschienen war, hatten alle mit den Händen Abwehrzeichen gemacht, und Klepp Spaki war vollauf damit beschäftigt, schützende Runenzeichen in Knochenstücke zu schnitzen. Nur Thorgunna blieb unbeeindruckt, sie glaubte nicht an die ganze Seidr-Magie.
    »Du siehst jetzt wirklich wie ein Prinz aus«, strahlte sie – doch dann wandte sie sich unvermittelt um, um der schottischen Sklavin eine Ohrfeige zu geben, weil sie ihre Nadelbüchse hatte fallen lassen, sodass alle Knochennadeln auf dem Boden verstreut waren.
    Olafs elegante Kleider und auch der Elchhund waren Geschenke von Prinz Wladimir. Was für ein Glück, bemerkte Kvasir sehr richtig, dass ich nicht versucht hatte, Krähenbein als Sklaven zu verkaufen, denn der Herrscher von Nowgorod war ganz vernarrt in den kleinen Kerl, der auf einen Schlag vom Sklaven zum Prinzen aufgestiegen war. Das hätte schlimm ausgehen können, stellte er fest.
    »Ist es nicht schlimm genug, wie es ist?«, knurrte Finn, rotäugig und müde von der durchzechten Nacht. »Die Welt bereitet sich schließlich gerade darauf vor, uns auszurauben.«
    »Wenn dir ein Pfahl im Arsch lieber wäre, kann ich vielleicht noch dafür sorgen«, fuhr ich ihn gereizt an.
    Einer der Hirschhunde legte seinen großen Kopf auf mein Knie und tat einen schweren Seufzer, der zur allgemeinen Stimmung passte. Der andere knurrte den Elchhund an, der ihm etwas zu nahe gekommen war und dessen Nackenfell jetzt hochstand.
    »Bleikr«, schalt Olaf. »Hör auf damit.«
    Bleikr – das hieß bei uns »weißblond«, obwohl es in den meisten anderen Sprachen nur das Wort »blass« dafür gab. Was auch immer sein Name sein mochte, er kümmerte sich nicht um Olaf, war aber so klug, sich nicht mit den beiden Hirschhunden gleichzeitig anzulegen. Keiner der Hunde war auf eine ernsthafte Beißerei aus, aber das Nackenfell des Elchhundes stand hoch wie die Stacheln eines Igels, während das gestromte Fell der Hirschhunde glatt blieb. Wir beobachteten sie gespannt, niemand hatte Lust, sie im Ernstfall zu trennen.
    Schließlich stieß Thorgunna einen kleinen verächtlichen Laut aus, der unserer Feigheit galt. Sie ging entschlossen auf die Hunde zu und verteilte links und rechts Klapse, worauf die Tiere jaulend das Weite suchten.
    »Bleikr«, sagte sie zu Olaf und steckte eine lose Haarsträhne wieder an ihren Platz zurück, während die Männer sich vor Scham nicht ansehen mochten. »Ein schöner Name. Jetzt hast du einen neuen Hund – und auch Verwandte, wie ich höre. Der Vater deiner Mutter ist in Bjodaskalle, und ihre Schwestern auch. Und nicht zu vergessen deinen Onkel Sigurd hier.«
    Krähenbein nickte, obwohl man merkte, dass Bleikr seinem Herzen näherstand als diese Leute, die für

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