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Drachenboot

Drachenboot

Titel: Drachenboot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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Lanzenschaft. Hinterlist und Habgier sind Bettgefährten, wie meine Großmutter immer sagte.«
    Martin machte ein säuerliches Gesicht, dann wandte er sich wieder an Finn. »Ich weiß, dass es für Leute wie dich ein schrecklicher Gedanke ist, dass du deine alten Tage gebeugt und sabbernd damit zubringen könntest, dein Silber zu bewachen, immer in der Sorge, ob es auch gut genug versteckt ist. Besonders vor den Frauen, die sich über dich lustig machen, weil du nichts mehr mit ihnen anfangen kannst. Und vor deinen Söhnen, die es gar nicht erwarten können, dass du endlich stirbst.«
    Die Vorstellung brachte tatsächlich alle zum Schweigen, und ich war überrascht, als ich etwas in Finns Gesicht sah, das ich noch nie gesehen hatte.
    Angst.
    Das lange, beklommene Schweigen wurde von Jon Asanes unterbrochen, der sagte: »Aber ich denke, du wirst trotzdem mitkommen müssen.«
    »Ich komme nicht mit«, beharrte Martin.
    »Sag das noch einmal, du dämliches Arschloch, und ich sorge dafür, dass es wahr wird – dann wirst du auf immer und ewig hierbleiben«, schnauzte der rote Njal ihn an. »Erhebe das Schwert gegen die, die sich auflehnen, sagte meine Großmutter immer, und damit hatte sie wirklich recht.«
    »Einerseits tut es mir leid, andererseits bin ich sehr erleichtert, dass ich deine kluge Oma nie kennengelernt habe«, lachte Gyrth.
    Ich sah Martin an. »Du wirst schon mitkommen«, sagte ich, »denn ich habe ein Stück Holz, dem du nachlaufen wirst.«
    Er wirkte überrascht, zögerte. Sein Gesicht zuckte, aber jetzt hing er am Haken, und der saß tief. »Du hast mir die heilige Lanze im Gegenzug für das versprochen, was ich dir erzählt habe«, rief er bebend, heiser vor Wut und mit geballten Fäusten.
    »Die Situation hat sich geändert. Mir ist es egal, ob sie dich aufspießen, aber Wladimir denkt nun mal, dass du zu uns gehörst, also bin ich für dein Verhalten verantwortlich. Und wegen dir werden wir nichts aufs Spiel setzen. Tu, was ich dir sage, und du wirst schließlich auch noch dein Stück Holz bekommen.«
    »Und wenn du es nicht tust«, fügte Runolf Hasenscharte hinzu, »dann wirst du trotzdem ein Stück Holz bekommen, aber das steckt dann in dir drin.«
    Martin seufzte tief, und alles lachte.
    »Und kann ich denn auch glauben, was du mir jetzt versprichst?«
    »Ich schwöre es bei Odin.«
    Er sah mich verächtlich an. »Du hast schon mal auf dein heidnisches Amulett geschworen, auf dem Marktplatz von Nowgorod. Du hattest geschworen, du würdest mir die heilige Lanze geben, wenn ich dir meine Neuigkeiten erzähle. Ist dieser neue Schwur jetzt besser als der andere?«
    Ich starrte ihn wütend an. Wer war er, dass er es wagte, an einem Schwur des Jarls der Eingeschworenen zu zweifeln? Ich griff nach meiner Seekiste und öffnete sie. Ich holte einen Umhang heraus, dann das Runenschwert und schließlich das Bündel, auf das er es abgesehen hatte. Er starrte unverwandt darauf, und seine Zunge befeuchtete nervös seine Lippen.
    »Ich habe dir deine dämliche Lanze versprochen, also wirst du sie auch bekommen. Aber ich habe nicht gesagt, wann.«
    Ich ließ das Bündel wieder in die hohe, schmale Seekiste fallen und knallte den Deckel so laut zu, dass er erschrocken zusammenfuhr. In seinem Blick stand blanker Hass geschrieben, aber ich hielt ihm stand, denn mein Hass auf ihn war nicht geringer.
    »Wenn du dich verdrückst«, sagte ich, »dann müssen wir alle dafür büßen, und Wladimir und sein Onkel werden dich bis in die letzten Ecken des Reiches verfolgen. Und Oleg und Jaropolk ebenfalls. Denn sie alle wollen wissen, was du weißt, und sie alle werden dich eher pfählen, als zu riskieren, dass du anderen das Geheimnis verrätst.«
    »Aber ich weiß doch gar nichts«, protestierte Martin ärgerlich. »Du weißt genau, dass ich mit eurer Gier nach dem Silber nichts zu tun habe. Sag es ihnen.«
    »Denkst du, sie würden mir glauben? Und immerhin weißt du, woran Eldgrim und Dorschbeißer sich erinnert
haben. Wenn das auch nicht sehr viel ist, so reicht es Wladimir, um dich im Auge zu behalten. Du weißt genug, Priester, dass es auch Lambisson jetzt lieber wäre, wenn du tot wärst. Und der kleine Wladimir lässt dich nur leben, weil du ein heiliger Mann bist und er sich vor deinem weißen Christus fürchtet, wenn er dich umbringen ließe.«
    Er dachte einen Moment nach. Dann fiel er förmlich in sich zusammen, als sei das Gewicht dieser Argumente zu viel für ihn. Er war wirklich am sichersten, wenn er

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