Drachenehre
ihn schon damals angekotzt und auch heute ist er nicht erfreut, dass sie ihm selbst aus ihrem Grab heraus eine freche Nase dreht. Er kann sie förmlich vor sich sehen, wie sie ihn anstrahlt und leise flüsternd die Lippen bewegt.
„Sagte ich dir nicht, du hast deine Aufgabe noch nicht erfüllt, Geliebter?“
Ein grimmiges Lächeln legt sich über seine Züge. Und wie sie Recht hat! Wenn das die wichtige Aufgabe ist, wegen der er Jahrhundert um Jahrhundert unter Qualen ausgeharrt hat, dann bedeutet das für ihn nur eines: Den Job bestmöglich erledigen, seine Herrin mit seinem Leben schützen und Sirr bei allem zu unterstützen, was er auch plant. Und dann wird er endlich Tahnee folgen können.
Die ganze Fahrt über hat er sich auf Morpheus konzentriert, jedes Geräusch analysiert und sich Notizen gemacht. Zu seinen ursprünglichen Ideen haben sich noch ein paar Finessen dazugesellt. Dieses Auto wird der Knaller! Wortwörtlich. Er ist sehr zufrieden mit seinen geplanten Veränderungen. Neben Morpheus wird das Batmobil wie ein unförmiger Klumpen Altschrott wirken und die Aston Martins von James Bond wie Kinderspielzeuge. Seinen Berechnungen nach muss er genau da zusätzliches Gewicht anbringen, wo eine feuergewaltige Verteidigung sinnvoll ist. Alleine die Flammenwerfer, die er unter den Türen plant, werden jeden potentiellen Angreifer in Sekundenschnelle zu handlichen Briketts grillen. Ein ungewohntes Gefühl breitet sich in seiner Brust aus. So etwas wie … Zufriedenheit? Vorfreude? Auf jeden Fall schickt es ihm kleine, kribbelnde Stromstöße durch seinen sonst so stillen Körper. Unterwegs hat er einige wichtige Telefonate via Bluetooth Headset erledigt und wenn er in einer Stunde endlich in Berlin eintreffen wird, erwartet ihn eine akribisch vorbereitet Werkstatt mit allen notwendigen Spezialwerkzeugen und Ersatzteilen. Kurz hat er mit dem Gedanken gespielt Ryu zu den Restaurations- und Aufrüstarbeiten dazuzuholen. Doch in letzter Minute hat er sich noch umentschieden. Er will keine Mitwisser. Wer nichts weiß, kann nichts verraten. Also wird er alle Arbeiten alleine ausführen. Vielleicht ist er paranoid, aber zur Sicherheit hat er eine ganze Menge mehr Material bei verschiedenen Lieferanten bestellt, als er tatsächlich braucht. Vieles wird er aus Einzelteilen selber zusammenbasteln. Keiner, außer Ariane und Sirrusch, dürfen wissen, was sich unter dem nachtschwarzen Lack von Morpheus wirklich verbirgt. Er hofft nur, sie besteht nicht auf der jetzigen dunkelgrünen Farbe. Die mag ja für den alten Morpheus ganz nett gewesen sein. Aber nun braucht er eine Farbe, die ihn mit der Nacht verschmelzen wird, die ihn unsichtbar für seine Verfolger macht. Die silbernen Teile wird er mit einem Speziallack behandeln, der sich auf Knopfdruck mattschwarz abdunkelt. Sollte seine Herrin je in die Situation kommen, sich nicht durch Schnelligkeit retten zu können, wird er für den höchstmöglichen Tarnschutz sorgen. Während er nachdenkt, plant und organisiert vergeht die Zeit wie im Flug und er nähert sich erfreulich schnell seinem Ziel. Den Blinker setzend biegt er von der Stadtautobahn Richtung Hauptquartier ab. Keine zwei Minuten später öffnet Draig ihm das Tor in dem elektrische Zaun. Von außen sieht es wie ein altes, verkommenes Fabrikgelände mit verschiedenen, ineinander verschachtelt liegenden Steinbaracken aus. So heruntergekommen wirkt die ganze Anlage, dass noch nicht einmal Diebe und Stadtstreicher ein Interesse daran haben, sich hier genauer umzusehen. Wenn sie es täten, wären sie wohl als Erstes sehr erstaunt und zum Zweiten sehr schnell sehr tot. Er war wie immer für die Installation der Sicherheitssysteme zuständig und er hat nicht gekleckert sondern heftigst geklotzt. Sollte also aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen der Stromgenerator und die Stromversorgung durch die Stadtwerke ausfallen und ein Unbefugter den aus Militärstacheldraht geflochtenen Zaun überwinden, würde er auf diverse Fallen und mehrere Scharfschützen treffen. Und selbst wenn er es bis ins Innere der Gebäude schaffen sollte, käme er doch nicht wieder lebend raus. Dafür sorgt der hochmoderne Körperscanner, der in jedem noch so kleinen Raum rund um die Uhr die Anwesenden überprüft. Selbst die Lüftungsschächte, Steigrohre und Kaminschlote hat er in seine Planung miteinbezogen. Nicht einmal das Pentagon ist besser geschützt als die Anlagen der Drachenkrieger. Denn im Innern dieser Komplexe wird an
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