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Drachenei

Drachenei

Titel: Drachenei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert L. Forward
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gab es ein allgemeines Zuströmen auf die Sichtfenster nahe der Brücke. Carole jedoch war in einer anderen Richtung unterwegs, zur Wissenschaftsblase. Dort würde sie das Geschehen nicht so gut sehen können, aber sie wollte die Nahaufnahmen der Sonden-Kameras betrachten. Sie schwang sich in einen Korridor, und mit einer Geschicklichkeit, die auf viele Jahre Erfahrung in der Schwerelosigkeit zurückzuführen war, ließ sie ihren Körper zielsicher auf die Luke am anderen Ende zuschießen. Dort angekommen, hielt sie sich an der Wand fest, öffnete die Luke mit der flachen Hand und schwebte hinein. Niemand sah sie kommen, denn Pierre hatte alle seine Wissenschaftler mit Arbeit versorgt.
    » Wie lange noch?«, fragte Carole die Gruppe, die sich am anderen Ende des Raums vor den Konsolen versammelt hatte. Pierre warf einen Blick auf die flackernden Zahlen rechts auf seinem Schirm. » Vierzehn Minuten, und es sieht alles prima aus.«
    Carole richtete die Augen auf das Bild, das einer der Schirme zeigte. Das Gesichtsfeld der Monitor-Kamera enthielt die glühende Sphäre eines der größeren kondensierten Asteroiden in der unteren Ecke und einen kleinen weißen Fleck in der oberen Ecke, der den anderen großen Asteroiden darstellte. Der kleinere Fleck bewegte sich langsam über den Schirm und wurde dabei heller. Caroles Blick glitt zu einem anderen Schirm. Das Bild dort war beinahe das gleiche, nur umgekehrt. Die beiden großen überdichten Asteroiden auf ihrem Kollisionskurs erschienen auf dem Schirm fast genau symmetrisch.
    Pierre starrte auf seinen Schirm. Er hatte keine Bilder darauf, nur eine Computerzeichnung von zwei Kurven, die sich langsam einander näherten. An der Seite liefen rasend schnell Zahlen. » Dreißig Sekunden bis zum letzten Abbruchpunkt«, verkündete er. » Irgendwelche Probleme?«
    Von einer anderen Konsole ließ sich Jean hören: » Video-Monitore in Betrieb.«
    » Computerkontrolle einwandfrei innerhalb der Toleranzen«, meldete wieder eine Stimme.
    » Antrieb der Bahnkontrollsonden in Ordnung«, wieder eine.
    » Dann lass ich sie fliegen.« Pierre nahm den Finger vom Abbruchschalter und ließ den Sicherheitsdeckel darüber zuschnappen.
    Carole sah auf einem der Schirme zu, wie der kleinere Fleck größer und größer wurde. In der Nähe der beiden Sphären schossen zornige Feuerzungen in scheinbar zufällige Richtungen davon: Der Computer sorgte dafür, dass die Bahnkontrollsonden genau auf ihrem Kurs blieben. Dann geschah es so plötzlich, dass das Auge dem Vorgang nicht folgen konnte. Ein überdichter Asteroid blitzte zwischen seinem Zwilling und der Sondenkamera auf, und der Bildschirm war leer.
    Pierre schaltete eine zweite Kamera ein, die die Stelle aus einem anderen Winkel erfasste, aber das Bild war nur ein paar Sekunden lang gut. Dann verblasste der schnell zusammenschrumpfende Fleck.
    Alle wandten sich Pierres Schirm zu, der die Umlaufbahnen der beiden Asteroiden zeigte. Ihre Orbits hatten sich einander so stark genähert, dass es aussah, als klebten beide Körper aneinander. Doch der eine bewegte sich wieder nach außen auf den Asteroidengürtel zu, während der andere genau in den Neutronenstern zu fallen schien. In Wirklichkeit würde der massive Asteroid ihn um ein Geringes verfehlen. Er befand sich jetzt in einer extrem elliptischen Umlaufbahn mit einem Aphel nahe der kreisförmigen Umlaufbahn von 100 000 km des St. George und einem Perihel kaum mehr als 400 km vom Drachenei entfernt.
    Die Besatzung des Raumschiffs hatte ihren » Aufzug« an die richtige Stelle gebracht.

Gott
    Zeit: 22:12:30 Mittlere Greenwich-Zeit, Dienstag, 14. Juni 2050
    Gott kam langsam zu den Cheela. Viele, sehr viele Generationen lang hatten die Cheela keinen Gott. Der Himmel war leer bis auf ein paar winzige Lichtpünktchen, die sich über die kalte schwarze Kuppel verteilten. Dann hatte Gott sich einsam gefühlt und den Vulkan geschaffen, der die Cheela aus ihrer Heimat im Norden an einen neuen Ort im Süden trieb. Dort hatte der Glänzende sein auserwähltes Volk in dem Paradies, das er dafür vorbereitet hatte, begrüßt.
    Der Glänzende war gut zu den Cheela gewesen. Der Glänzende ging niemals auf und unter wie die anderen Lichtpunkte, sondern blieb ständig am Himmel und hielt Wacht über alle Cheela. Das Leben war gut, und die Cheela ließen den Glänzenden durch ihre Gebete wissen, dass sie glücklich waren.
    Dann sah einmal einer der Betenden einen neuen Lichtfleck über den Horizont steigen.

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