Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
Vom Netzwerk:
gewinnen. Ich habe es versucht, aber auch diesmal: Was
konnte ich tun? Sinistrad drohte, sie zu töten, alle, die mit Gram gekommen
waren. Der Geg, der Mann mit den Tätowierungen und – und…«
    »Mit Verlaub, Madame.« Der Abt hob den Kopf und
schaute sie zum erstenmal an, seit er das Zimmer betreten hatte. »Ihr hättet
Euch entschließen dürfen, bevor Ihr uns stört, zu dieser Stunde. Wollt Ihr uns
den Jungen geben oder nicht?«
    »Ich bin nicht gekommen, um euch ein Kind zu
übergeben«, antwortete Iridal nach einem tiefen Atemzug. Vergangenes war
vergangen. »Ich bin gekommen, um mit jemandem zu sprechen, den Ihr in diesem
Haus beherbergt.«
    »Unmöglich!« entgegnete der Abt. Sein Gesicht
war verkniffen und verhärmt, die Augen eingesunken. Sie musterten Iridal aus
tiefen Höhlen, die Kerzenflamme spiegelte sich darin – zwei stecknadelgroße
Lichtpunkte. »Sobald ein Mann oder Junge die Außentür durchschreitet, tut er
die Welt von sich ab. Er hat keinen Vater mehr, keine Mutter, nicht Schwester
noch Bruder, Liebste oder Freund. Respektiert sein Gelübde. Geht fort und
bedrängt ihn nicht!«
    Der Abt erhob sich, Iridal ebenfalls. Er
rechnete damit, daß sie hinausgehen würde und war nicht nur überrascht,
sondern – nach seiner finsteren Miene zu urteilen – auch außerordentlich
verärgert, daß sie ihm hochaufgerichtet einen Schritt entgegentrat.
    »Seid versichert, Vater Superior, ich
respektiere die Regeln des Ordens. Mein Interesse gilt nicht einem der Brüder,
sondern einem Gast, der niemals die Gelübde abgelegt hat. Es ist jemand, dem
man hier Aufnahme gewährt, entgegen aller Regeln und der Tradition des
Klosters. Er heißt Hugh, Hugh Mordhand.«
    Der Abt zuckte nicht mit der Wimper. »Ihr seid
im Irrtum«, behauptete er, so überzeugend, daß Iridal ihm geglaubt haben
würde, hätte sie nicht gewußt, daß er log. »Einer mit Namen Hugh hat bei
uns gelebt, aber als Kind. Er verließ uns vor langer Zeit. Was aus ihm geworden
ist, wissen wir nicht.«
    »Das erste stimmt«, sagte Iridal. »Das zweite
ist eine Lüge. Er ist wiedergekommen. Vor ungefähr einem Jahr erzählte er eine
merkwürdige Geschichte und bat um Aufnahme. Ihr habt entweder seine Geschichte
geglaubt oder hattet Mitleid mit einem Verrückten. Nein«, berichtigte sie sich
selbst, »ihr kennt kein Mitleid. Also müßt ihr seine Geschichte geglaubt haben.
Ich frage mich, warum?«
    »Wenn Ihr ihn gesehen hättet, brauchtet Ihr
nicht zu fragen.« Der Abt faltete die Hände vor dem hageren Leib. »Ich will
Euch nichts vormachen, es wäre offenbar Zeitverschwendung. Ja, einer, der sich
Hugh Mordhand nennt, hat hier Aufnahme gefunden. Nein, er hat keine Gelübde
abgelegt, die ihn von der Welt scheiden. Und doch hat er ihr den Rücken
gekehrt. Aus eigenem Entschluß. Er will niemanden von draußen sehen. Nur uns.
Und auch nur, wenn wir ihm sein Essen und zu trinken bringen.«
    Iridal überlief ein kalter Schauer, aber sie
blieb fest. »Dennoch bestehe ich darauf, daß Ihr mich zu ihm bringt.« Sie warf
den Umhang zurück, darunter kam ein silbergraues Gewand zum Vorschein, an Saum,
Halsausschnitt, Ärmelaufschlägen und Schärpe bestickt mit kabbalistischen
Symbolen. »Ich gehöre zu denen, die ihr Mysteriarchen nennt. Ich komme aus dem
Hohen Reich. Die magischen Kräfte, über die ich gebiete, könnten diese Tür
zerschmettern, diese Mauern, Euren Kopf – ich brauche es nur zu wollen.
Ihr werdet mich zu Hugh Mordhand führen.«
    Der Abt zuckte wenig beeindruckt mit den
Schultern. Drohungen schreckten ihn nicht. Und wenn sie das Kloster Stein um
Stein niedergerissen hätte, wäre er unnachgiebig geblieben. Aber dieser Mann
Hugh war kein Ordensbruder, sondern nur geduldet. Sollte er zusehen.
    »Hier entlang«, sagte der Abt schroff und ging
an ihr vorbei zur Tür. »Ihr werdet an niemanden das Wort richten, noch den
Blick heben und jemanden ansehen, oder Ihr müßt das Kloster auf der Stelle
verlassen.« Er schien keine Angst vor ihr zu haben. Auch eine Mysteriarchin
war nur ein Stück dem Tode geweihtes Fleisch, soweit es die Kir betraf.
    »Ich sagte bereits, ich respektiere die
Ordensregeln und werde mich verhalten, wie es angemessen ist«, antwortete
Iridal im gleichen schroffen Ton. »Euer Tun und Treiben ist mir gleichgültig.
Meine Geschäfte« – sie betonte das Wort – »betreffen ausschließlich Hugh
Mordhand.«
    Der Abt ging mit der Kerze voran, dem einzigen
Licht, und

Weitere Kostenlose Bücher