Drachenelfen
Banner, die von manchen Fassaden wehten. Wie viele hundert Stunden Arbeit wohl in solch einem dreiÃig Schritt langen Banner stecken mochten?
Wohlgerüche zogen durch die Gassen. Der Duft köstlicher Speisen und Gewürze. Der Geruch von Mandelblüten, gerösteten Nüssen und jenen geheimnisvollen schwarzen Bohnen, aus denen der Adel von Ischkuza einen dunklen Trank braute, der angeblich neue Lebenskräfte weckte.
Der Gleichklang marschierender Soldatenstiefel hallte vom Pflaster, begleitet vom kristallenen Laut von Zimbeln und wehmütigen Flötenklängen. Wenn ein Unsterblicher die Stadt verlieÃ, war es üblich, noch einmal seine Macht zu demonstrieren. Man bot all seine Krieger auf. Zeigte auf dem Marsch durch die Goldene Stadt seine Schätze.
Juba hatte vor ein paar Tagen, bezecht nach einem Fest, vorgeschlagen, auf einer Sänfte einen groÃen goldenen Phallus mit sich zu führen. Ein Symbol für den Sieg über Muwatta. Die Geschichte des Kampfes und seiner Folgen hatte schon längst in der ganzen Stadt die Runde gemacht. Jeder entlang der StraÃen hätte gewusst, worauf das goldene Kleinod anspielte. Tumulte wären unvermeidlich gewesen. Artax war versucht gewesen ⦠Sein Quälgeist Aaron begeistert! Der Unsterbliche lächelte. War es Weisheit oder Feigheit, die ihn abgehalten hatte? Ohne Zweifel war er noch nicht in der Verfassung für weitere Kämpfe.
Fanfarenklang riss ihn aus seinen Tagträumen. Sie hatten den weiten Platz vor der Goldenen Pforte erreicht. Fast sein gesamter Hofstaat war versammelt. Der gröÃere Teil würde ihn auf der Reise nach Aram begleiten. Tausende Schaulustige säumten den weiten Platz, der fast eine Meile durchmaÃ. Auf der gegenüberliegenden Seite erhob sich eine graubraune Steilwand, die abgesehen von einzelnen Terrassen und zwei schlanken Türmen, die sich auf
vorstehenden Felsnasen erhoben, nicht bebaut worden war. An ihrem Fuà lag das Tor. Eine Pforte mit goldenen Flügeltoren, so gewaltig, dass angeblich zehn der zweizahnigen Kopfschwänzler nötig waren, um einen der Torflügel zu öffnen. Es war eine Pforte, die jedes menschliche Maà sprengte â geschaffen von den Devanthar, deren Zaubermacht auch jenen unheimlichen Pfad erschaffen hatte, der jenseits der Pforte lag. Ungeachtet der Zeremonie arbeiteten Hunderte der besten Steinmetze, von Stoffbahnen verborgen, rechts und links des Tores an Bildnissen der Devanthar, gröÃer noch als jene Statuen, die die PrachtstraÃe zum Weltenmund säumten. Waren sie zu selbstherrlich? Oder war es wichtig, dass das Volk immer wieder an sie erinnert wurde? Brachte ihre Existenz den Frieden? Er wusste es nicht, und das machte ihm Angst. Schnell wandte er den Blick von den verhüllten Statuen ab und erneut dem Tor zu.
Jedes Reiskorn und jeder Apfel, der Nangog verlieÃ, passierte diese Schwelle, und es war der einzige Weg in ihre Heimatwelt. Nie wurde das Tor geschlossen, und niemals verebbte der Strom von Menschen, der es in die eine oder andere Richtung durchquerte. Es war eine gefahrvolle, eine magische Reise, und mannigfaltig waren die Geschichten über verlorene Karawanen, die im Dunkel jenseits des Goldenen Pfades gestrandet waren, den es auf keinen Fall zu verlassen galt. Nur zu gut erinnerte sich Artax an die Ãngste, die er während seiner ersten Reise auf dem Goldenen Pfad ausgestanden hatte. Und er war überzeugt, dass die Gefahr für ihn selbst als Unsterblicher kaum geringer war als das Risiko, das ein einfacher Bauer einging.
Einmal mehr war der Löwenhäuptige nirgends zu sehen. Die Devanthar verbrachten nie viel Zeit an der Seite Sterblicher, aber Artax hatte das Gefühl, dass der Löwenhäuptige ihn mied. War es Freiheit? Oder beruhte seine Abwesenheit auf Abneigung? Nein, dachte Artax, genug davon. Ein König sollte sich nicht dauernd mit Fragen herumschlagen. Aaron hatte von seinen Lehrern gelernt, dass ein Herrscher vor allem entscheidungsfreudig sein
musste â ganz gleich, ob er falsche Entscheidungen traf. Sein Hofstaat musste stets das Gefühl haben, dass er ganz genau wusste, was er tat. Artax blickte auf seine Hände, die wieder zu zittern begannen, sobald er den Griff von den Armlehnen löste. Er wusste, was das Zeremoniell von ihm verlangte. Er würde sich alle Mühe geben, stark und kraftvoll zu erscheinen. Zumindest für einige Augenblicke.
Die Sklaven trugen ihn
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