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DRACHENERDE - Die Trilogie

DRACHENERDE - Die Trilogie

Titel: DRACHENERDE - Die Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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sehen möchtest, nur zu“, sagte Rajin. „Bis zum erneuten Aufgang des Meermondes bleibt uns auf jeden Fall genügend Zeit.“
    Sie umrundeten den schwarzen Felsen, erst dann machte es überhaupt Sinn, die Riesenschneeratten mit dem Pfiff einer Knochenflöte zu rufen.
    Als sie um den Felsen herumtraten, lag die gesamte Südwesthälfte von Fjendurs kalter Senke vor ihnen. Aber die Riesenschneeratten waren nicht mehr dort, wo sie hätten sein sollen. Die Pflöcke, an denen die Reittiere festgebunden worden waren, bevor man zur Orakelhöhle ging, waren offenbar aus dem Boden gerissen worden; jedenfalls fehlten sie.
    Dafür lagerte mitten in der Senke ein Rudel Eiswölfe. Ein besonders riesenhaftes Tier mit zotteligem grauem Fell und Reißzähnen, etwa so lang wie die Kurzschwerter, die gern von den Kapitänen des südlichen Seereichs als zusätzliche Waffe getragen wurden, zerfetzte gerade einen Kadaver. Es musste sich um eine der Riesenschneeratten handeln, doch nur noch das Sattelzeug wies darauf hin; es lag blutgetränkt einige Schritt entfernt auf dem gefrorenen Boden und war völlig zerrissen. Wahrscheinlich hatten sich einige der Eiswölfe darum gebalgt, bis sie schließlich begriffen hatten, dass es sich um nichts Fressbares handelte.
    Während der graue Rieseneiswolf, der selbst für seine Art gewaltig wirkte, in aller Ruhe seine Mahlzeit fortsetzte, umlagerten ihn die anderen Mitglieder seines Rudels. Wolken aus gefrorenem Atem umwehten sie. Sie hechelten gierig, wagten aber kaum mehr als ein dumpfes Knurren, um anzudeuten, dass auch sie noch etwas von der Beute wollten.
    Ungefähr hundert Schritt entfernt in Richtung des südwestlichen Teils des Bergringes, der Fjendurs kalte Senke umschloss, lag noch das, was – anscheinend - von der zweiten Riesenschneeratte übrig geblieben war: ein zerrissenes Fell und blutige Knochen. Ein paar halb ausgewachsene Jungtiere nagten daran herum. Die Älteren wussten offenbar, dass es sich mehr lohnte, darauf zu warten, dass der Rudelführer sein Mahl beendete – denn so groß der Appetit eines Eiswolfs auch sein mochten, so war ein Einzelner von ihnen auf keinen Fall dazu in der Lage, eine ganze Riesenschneeratte zu vertilgen. Und wenn man davon ausging, dass der graue Rudelführer auch schon von der ersten Beute seinen Teil abbekommen hatte, musste er eigentlich bald satt sein.
    „Bei den Göttern! Das hat uns gerade noch gefehlt!“, murmelte Bratlor. „Die ganze Zeit über sind sie uns gefolgt …“
    „Offenbar ist die Beute im restlichen Winterland für sie so knapp geworden, dass sie sich jetzt sogar in Fjendurs kalte Senke hineintrauen.“
    Einer der gierig auf seine Gelegenheit wartenden Eiswölfe kam dem grauhaarigen Rudelführer offenbar zu nahe, denn dieser sprang auf, machte einen Satz nach vorn und ließ sein Maul zuschnappen. Der vorwitzige Eiswolf zuckte zurück, aber der graue Riesenwolf erwischte ihn noch an einem der Vorderläufe. Das Blut spritzte, und der Gebissene heulte auf. Winselnd leckte er sich die von den Zähnen seines Rudeloberhaupts aufgerissene Pfote und zog sich zurück.
    Der große Graue wandte sich wieder seiner Mahlzeit zu. Die Langsamkeit, die er dabei an den Tag legte, schien eine Demonstration seiner Überlegenheit zu sein. Er schlug seine Fänge in das Fleisch des Kadavers und riss ein mächtiges Stück heraus.
    „Wir können nur hoffen, dass die Bestien uns noch nicht bemerkt haben“, flüsterte Bratlor. Er nahm vorsorglich seinen Bogen vom Rücken und zog einen Pfeil aus dem Köcher.
    Rajin bereute sehr, seinen eigenen Bogen nicht bei sich zu haben. Schon als er zu Fuß zur Orakelhöhle aufgebrochen war, hatte er Köcher und Bogen am Sattel seiner Riesenschneeratte zurückgelassen. Sie lagen wahrscheinlich irgendwo verstreut auf dem hartgefrorenen Boden der kalten Senke, zerfetzt wie das Sattelzeug.
    Möge einer dieser Monstren die Bogensehne zwischen den Zähnen stecken geblieben sein, um es in alle Ewigkeit im Hals zu kitzeln, dachte Rajin grimmig und griff zu seinem Schwert.
    „Auf Fjendurs Hilfe können wir wohl kaum hoffen, nachdem wir für den Tod seines Orakels verantwortlich sind“, knurrte er grimmig.
    „Meinst du das Riesenfaultier?“, fragte Bratlor erstaunt. „Ich nehme an, dass sich das einfach nur dort für die letzten Jahrhunderte eingenistet und es genossen hat, ab und zu mit Opfergaben gefüttert zu werden.“
    „Dann war die ganze Sache mit dem Orakel nur Aberglaube?“
    „Das halte ich für möglich.

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