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DRACHENERDE - Die Trilogie

DRACHENERDE - Die Trilogie

Titel: DRACHENERDE - Die Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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zweifelte nicht einen einzigen Augenblick daran, dass ihn das Monstrum umgekehrt ebenfalls erkannt hatte …
     
     
    Ein drohendes Knurren ließ Rajin zusammenfahren.
    Die Eiswölfe hatten sich bis auf wenige Dutzend Schritt genähert. Doch nun zögerten sie. Offenbar wirkte der Tod ihres Artgenossen wie eine Warnung auf sie, sodass sie sich noch zurückhielten und einen Angriff scheuten.
    Bratlor hatte einen der Pfeile, die er aus dem Kadaver gezogen hatte, wieder auf die Sehne gelegt. Schließlich musste er sparsam damit sein. Das Eiswolfblut hatte die Spitze und gut ein Drittel des Schafts rot gefärbt.
    Wieder warf der Sterneseher seinem jungen Freund Rajin einen Blick über die Schulter zu. „Du Narr, warum bist du nicht gelaufen?“, fragte er grimmig. „Dann hättest wenigstens du dich retten können – und falls dieser spitzbärtige Drachenmeister nicht doch nur ein fantasierender Narr ist, wäre dies für das Schicksal der gesamten Welt doch nur von Vorteil!“
    Der Zynismus in seinen letzten Worten war nicht zu überhören. Mit seiner grimmigen Ironie brachte er zum Ausdruck, wie wenig er den Worten des Weisen Liishos traute.
    „Ich werde dich nicht hier allein deinem Schicksal überlassen!“, entgegnete Rajin.
    „Jetzt ist es jedenfalls zu spät, um fortzulaufen“, stellte Bratlor fest.
    Einer der Eiswölfe wagte sich etwas weiter vor, während die anderen zunächst einfach abwarteten, was geschah. Das Tier knurrte und fletschte die Zähne. Bratlor und Rajin konnten den aasigen Atem, der aus dem Schlund der Bestie drang, selbst aus der Entfernung riechen.
    Rajin hielt den Griff seines Schwerts mit beiden Händen und wich gemeinsam mit Bratlor ein Stück weiter zurück auf den schwarzen Felsen zu.
    Kaum ein Dutzend Schritte lagen noch zwischen ihnen und dem gewaltigen, aus dem Eis ragenden Monolithen, der in Wahrheit Teil eines kosmischen Tores war.
    Dann schnellte der Eiswolf plötzlich vor, erreichte seinen toten Artgenossen, hielt an, legte die Pranken auf den Kadaver und schnüffelte daran.
    Aus den mannigfachen Erzählungen, die von den Legendensängern über die Eiswölfe verbreitet wurden, wusste Rajin, dass sie sich bisweilen auch gegenseitig fraßen und dass es kaum je vorgekommen war, dass sie den Kadaver einem der ihren einer anderen Kreatur überlassen hätten.
    Auch dieser Eiswolf schlug seine Fangzähne in den Leib seines von Bratlor hingestreckten Artgenossen. Er riss ein großes Stück Fleisch heraus und würgte es schmatzend herunter.
    Ein paar der anderen Wölfe waren sofort da und folgten seinem Beispiel. Die übrigen jedoch erkannten schnell, dass für sie im Moment keine Möglichkeit bestand, an das Aas heranzukommen, und so wandten sie sich sofort wieder Rajin und Bratlor zu, die sich vorsichtig immer weiter zurückzogen, bis sie den senkrecht aufragenden schwarzen Monolithen im Rücken hatten.
    Drei Eiswölfe machten sich am Kadaver zu schaffen, ein vierter wurde mit einer Beißattacke davongejagt, während die anderen Bratlor und Rajin erneut einkreisten, diesmal in einem Halbkreis, denn die beiden Menschen hatten ja den schwarzen Felsen im Rücken. Knurrend und zähnefletschend kamen die grauen Bestien bis auf wenige Schritte heran.
    „Du hast doch den roten Drachen mit deinen inneren Kräften besiegt“, keuchte Bratlor. „Kannst du etwas Ähnliches nicht auch mit diesen Viechern hier anstellen?“
    „Ich wüsste nicht wie“, gestand Rajin.
    „Es reicht ja schon, wenn du sie vertreibst!“
    „Aber ich spüre nichts.“
    „Heißt das, sie haben keine Seelen?“
    „Die mögen sie haben, nur kann ich sie nicht erkennen …“
    Der erste Eiswolf griff an. Bratlor blieb nichts anderes übrig, als seinen Pfeil abzuschießen – in der Gewissheit, dass er nicht schnell genug einen weiteren Pfeil auf die Sehne bringen konnte und sie verloren waren, wenn die anderen Bestien im nächsten Moment angriffen.
    Das Geschoss jagte in das weit aufgerissene Maul des Wolfes. Ein Meisterschuss, denn die Pfeilspitze drang durch den Gaumen des Tiers in dessen Hirn und tötete es sofort. Die Wucht, mit der sein ebenso massiger wie muskulöser Körper gesprungen war, schleuderte den Wolf gegen den Felsen. Es gab ein dumpfes Geräusch, als die bereits tote Kreatur mit dem Kopf gegen den Stein prallte.
    Kurz vorher sprangen Bratlor und Rajin auseinander, um dem Körper des Eiswolfs auszuweichen, der sie sonst unter sich begraben hätte.
    Ein weiterer Eiswolf stürzte sich bereits auf Rajin.

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