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DRACHENERDE - Die Trilogie

DRACHENERDE - Die Trilogie

Titel: DRACHENERDE - Die Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Antwort womöglich hier in Qô geweckt worden wären …
    Nya bewegte sich, so als würde sie etwas oder jemanden suchen und sich in einer Umgebung befinden, in der sie sich nur schwer zurechtfand. Dann aber wandte sie den Kopf und sah Rajin direkt an.
    „Bjonn!“, sagte sie, und ein Lächeln ließ ihr Gesicht für einen Moment erstrahlen. „Oh, Bjonn, ich bin so froh, dich zu sehen.“
    Rajin sah sie nur an. Er durfte ihr nicht antworten und ihr auch keine Fragen stellen.
    „Bjonn, mein geliebter Bjonn … Du hörst mich anscheinend nicht …“
    Sie sah sich um, so als wäre jemand hinter ihr. Der Hintergrund des Bildes bestand nur aus Dunkelheit, doch Nya zuckte zusammen, als würde sie dort jemanden erblicken.
    „Bjonn, ich kann nicht weiter sprechen! Der Magier des Kaisers … Nein …“
    Das Bild wurde dunkel.
     
     
    Bratlor und Liisho hatten Rajin beobachtet, während er im Licht der Flamme auf das entrollte Pergament starrte, wobei sich sein Blick plötzlich verändert hatte.
    „Du hast sie gesehen, nicht wahr?“, erkannte Bratlor sofort.
    Rajin nickte.
    „Immerhin hast du Selbstbeherrschung gezeigt“, stellte Liisho fest, aber es klang nicht wie ein Lob. „Was geschehen wäre, hättest du mit ihr gesprochen, kannst du dir kaum vorstellen. Hier schlummert mehr verlorenes Leben als an irgendeinem anderen Ort der Welt. Glaub mir, ich bin viel herumgekommen und habe mich ausführlich mit den Zeugnissen der Vergangenheit beschäftigt.“
    „Es war schwerer, mich selbst unter Kontrolle zu halten, als die über einen Drachen zu erringen“, sagte Rajin tonlos.
    „Ja, da magst du recht haben“, murmelte Liisho. „Das musste ich auch einst erfahren …“ Bei diesen Worten war sein Blick nach innen gekehrt und verlor sich in der Vergangenheit. Allerdings schien der Weise nicht gewillt, seine Bemerkung näher zu erläutern.
    Rajin ließ das Pergament zunächst ausgerollt, in der Hoffnung, Nya noch einmal zu sehen. Selbst die ineinander verlaufenden Farben und unklaren Formen wären ihm ein Trost gewesen, aber da war nur Schwärze. Schließlich fragte er: „Wer ist dieser Magier?“
    „Der derzeitige Hofmagier Katagis heißt Ubranos. Ein grausamer Zeitgenosse, der überall gefürchtet wird und aus Capana stammen soll.“
    „Kannst du dir vorstellen, wo man Nya hingebracht haben könnte?“
    Der Weise schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht. Katagi wird es sich aber nicht mit den traditionell gesinnten Teilen der Samurai verscherzen wollen, und es wäre sicher nicht vorteilhaft für ihn, würde bekannt werden, dass er die Mutter eines Sprosses der Kaiserfamilie in einem der Verliese und Folterkeller unter dem Palast schmachten lässt, wo er seinen Lord Drachenmeister Tarejo dunkle Begierden ausleben lässt. So kannst du gewiss sein, dass – sofern man nicht doch kurzen Prozess mit ihr gemacht und jede Spur von ihr und ihrem Kind getilgt hat – sie standesgemäß untergebracht wurde. Es mag ein Käfig sein, in dem sie sich befindet, aber gewiss ein goldener; mehr Luxus wird ein Barbarenmädchen, das es gewöhnt ist, Seemammutfleisch auszukochen und stinkenden Tran zu rühren, wohl nie erlebt haben.“
    „Dann willst du mir weismachen, dass Nya auch noch dankbar für ihre Gefangenschaft sein sollte?“, empörte sich Rajin.
    Liisho hob die Hände, um Rajin zu beschwichtigen. „Nein, so war es nicht gemeint“, erwiderte er, der in diesem Moment spürte, wie stark die Gefühle sein mussten, die Rajin und Nya miteinander verbanden. Stärker wohl, als der Weise bisher angenommen hatte. „Hör zu, Rajin. Ich weiß nicht, wo Nya gefangen gehalten wird. Hunderte von Orten kämen dafür infrage. Aber ich weiß, wo wir sie nicht finden werden.“
    „So?“
    „Der unwahrscheinlichste Ort wäre – wie gesagt - der Kaiserpalast, denn dort lässt sich nichts geheim halten. Es gibt dort Tausende von Beamten, Dienern, Wächtern, Konkubinen, Günstlingen … Es wäre für Katagi unmöglich, selbst zu bestimmen, ob und wann er dem Adel und dem Volk Drachenias den Enkel Kaiser Kojans präsentiert. Nein, er wird einen abgelegenen Ort gewählt haben. Ein einsames Sommerschloss, vielleicht irgendwo im Zweifjordland, in Tambanien oder in Seng-Pa …“
    Seng-Pa wurde das Land zwischen den Flüssen Seng und Pa genannt, dass nominell noch zur drachenischen Provinz Neuland gehörte. Seng-Pa war die am dünnsten besiedelte Region des Drachenlands, was sicher auch damit zu tun hatte, dass dieser Landstrich im

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