Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DRACHENERDE - Die Trilogie

DRACHENERDE - Die Trilogie

Titel: DRACHENERDE - Die Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
Herausforderung an den Tod selbst zu sein.
    Aber den magischen Künsten Barajans gelang es ebenso wenig wie den menschlichen Alchemisten am Hof des ersten Kaisers von Drakor, das Geheimnis der Todlosigkeit zu lüften.
    Und so blieb Barajan selbst schließlich auch nichts anderes, als sich seinem Schicksal zu ergeben. Seine Kräfte erlahmten, und der Hauch des Lebens, der ihn so lange erfüllt hatte, verließ ihn.
    Erst als auch Barajan selbst gestorben war, begann der Körper der toten Kaiserin zu zerfallen. Tief unter den Fundamenten der Halle hatten sie dann gemeinsam ihre ewige Ruhestätte gefunden. Die Halle der Tausend Winde war dadurch ebenso ein Monument ihres Lebenswillen wie ihrer Liebe geworden, der selbst der Tod nichts anhaben zu können schien.
    Das war der Grund dafür, dass Rajin seine Geliebte Nya in dieser Halle aufgebahrt hatte. Nya, die noch immer in dem gläsernen Sarg ihren todesähnlichen Schlaf schlief. Nya und ihr ungeborenes Kind, die auf so schreckliche Weise zu den Spielbällen eines Magiers geworden waren, der dem Usurpator Katagi gedient hatte.
    Viele, die seinen Weg mit ihm gegangen waren, hatten bitter dafür bezahlen müssen, dass sie ihn geholfen hatten, ging es dem zum Kaiser erhobenen Prinzen durch den Kopf. Er dachte an seinen Gefährten Bratlor Sternenseher, mit dem zusammen er aus Winterborg geflohen war, in der vergeblichen Hoffnung, das Verhängnis von dem Ort abwenden zu können, den er in gewisser Weise als seine Heimat betrachtete. Die einzige Heimat, die er je gehabt hatte, wenn man es genau nahm – denn als der weise kaiserliche Ratgeber Liisho ihn und seine vier Brüder aus dem brennenden Palast rettete, in dem seine Eltern ermordet wurden, war er noch zu klein gewesen, um sich noch daran erinnern zu können. Und auch wenn Liisho ihn in den folgenden Jahren durch Träume und die Allgegenwart seiner Gedankenstimme alles gelehrt hatte, was es über die Vergangenheit zu wissen gab, so war es doch nur ein Wissen aus zweiter Hand. Nichts, was auf eigenem Erleben fußte.
    Seine Brüder waren der Reihe nach ermordet worden – und nun hatte Rajin auch Liisho verloren. Am Schluss der Schlacht um die Zukunft des Drachenlandes war es gewesen, als schon alles entschieden und der Sieg vollkommen schien: der Usurpator erschlagen, die Dämonen des Glutreichs vertrieben und die Drachenringe wieder an der Hand eines Nachfahren Barajans – Rajin hatte alles erreicht, als sich sein weiser Mentor plötzlich gegen ihn gewandt hatte wie unter dem Einfluss eines fremden Willens. Doch bevor er den zukünftigen Drachenkaiser hatte töten können, hatte Liisho das Schwert gegen sich selbst gerichtet.
    Immer wieder hatte sich seitdem dieser Augenblick in Rajins Albträumen wiederholt. Seit frühester Kindheit hatte die Gedankenstimme des Weisen Liisho ihn begleitet. Das Wissen, dass diese Stimme – ganz gleich ob in Gedanken oder tatsächlich – nie wieder zu ihm sprechen würde, erschütterte ihn zutiefst, und noch immer konnte er es kaum fassen. Bereits in den ersten Tagen, seit er in Drakor angekommen war und die teilweise wohl ziemlich scheinheiligen Huldigungen der Großen des Reiches entgegengenommen hatte, war ihm schmerzlich bewusst geworden, wie sehr er den Ratschlag des Weisen vermisste. Auch wenn er in letzter Zeit durchaus nicht immer seiner Meinung gewesen war, so blieb er doch bis zu diesem Tag seine wichtigste Orientierung, obwohl er nicht mehr auf dem Drachenerdenrund weilte.
    Der schlimmste Verlust blieb aber der seiner geliebten Nya ...
    Der Gedanke, dass die reglos in ihrem Glassarg daliegende junge Frau seinen ungeborenen Sohn unter ihrem Herzen trug, machte ihn halb wahnsinnig.
    Rajin trat vor und berührte mit der voll empfindungsfähigen Metallhand den Sarg. Die Drachenringe glitzerten auf eine besondere Weise. Grüne Funken sprühten aus den messingfarbenen Fingerkuppen der Metallhand. Sie tanzten über die Oberfläche des Glassarges und krochen bis auf Kopfhöhe, um dort ins Innere des Sarges zu dringen. Auf seltsam verzögerte Weise geschah dies: Die Funken und Blitze verhielten sich wie spinnenartige Wesen, die nur aus zuckenden Lichtbeinen zu bestehen schienen.
    Nya ... Kojan! Wo seid ihr? In welcher Existenzebene des Polyversums kann ich euch finden?
    Die Funken stoben auf einmal schneller, und sie wurden auch zahlreicher. Bald umflorten sie zischend den ganzen Sarg.
    „Nimm nicht zu viel Kraft!“, riet ihm eine Gedankenstimme, von der er wusste, dass sie

Weitere Kostenlose Bücher