DRACHENERDE - Die Trilogie
wurden sie von Erich von Belden und Ganjon am Seil hängend zum Drachen gezogen.
Für Ghuurrhaan war es in seinem gegenwärtigen Zustand nicht möglich, wirklich zu schwimmen und seine vier Beine mit den gewaltigen Drachenpranken zu benutzen, um sich in Richtung Festland zu bewegen. Er trieb einfach im Meer. Glücklicherweise brachte sie die vorherrschende Strömung ihrem Etappenziel, der Küste Ostmeerlands, näher.
Nach einer Weile konnte man Koraxxon und Branagorn schließlich auf Ghuurrhaans Rücken holen. Branagorn erhob sich, stand auf dem schwankenden Drachenrücken und sah sich um. „Ein recht kleines Eiland, auf dem wir da gelandet sind“, meinte er und fügte noch ein paar Worte in seiner eigenen Sprache hinzu. Als Erich von Belden ihm fragend und mit gerunzelter Stirn ansah, erklärte er ihm: „Das war lediglich eine Formel, die dem schädlichen Einfluss von Salzwasser auf die Haut vorbeugen soll.“
„Auf die Heilkunst versteht Ihr Euch also auch noch!“, staunte Erich.
„Das würde ich nicht gerade sagen. Im Vergleich zu den Heilern meiner Heimat bin ich gewiss ein Stümper. Andererseits scheint mir in dieser Welt die Heilkunst erschreckend schlecht entwickelt zu sein, sodass ich notfalls gewiss auf diese Weise meinen Lebensunterhalt verdienen könnte.“
Koraxxon wirkte ziemlich niedergeschlagen. Er saß mit starrem Blick auf dem Drachenrücken und hielt sich mit der Pranke seines Axtarms an einem der Stacheln fest. Dann fing er plötzlich an zu husten und spie einen Schwall Seewasser aus.
Branagorn wandte den Blick in seine Richtung. „Ich frage mich wirklich, wie viel Wasser ein Geschöpf wie du zu schlucken vermag.“
„Jedenfalls ist Salzwasser widerlich!“ knurrte Koraxxon. „Da dreht sich einem der Magen um – und wer weiß, ob es sich mit dem verträgt, was die Magier, deren Nährbottichen meine Vorfahren entsprangen, alles in unsere Körper hineingepflanzt haben.“
„Eure Worte beängstigen mich“, murmelte Erich.
„Du wirst dich weniger ängstigen, wenn du dich in dieser Welt besser zurechtgefunden hast“, tröstete ihn Koraxxon.
„Was sind das für Magier, von denen du sprichst?“, wollte Erch wissen. „Und was, um alles in der Welt, sind Nährbottiche?“
„Das werde ich dir ein anderes Mal erklären“, winkte Koraxxon ab, kurz bevor ihm ein weiterer Schwall durch Maul und Nasenlöcher sprudelte, diesmal mit so großem Druck, dass das Wasser zu feinen Tröpfchen zerstäubt wurde wie bei den Parfümflakons der feinen Hofdamen im Palast von Drakor.
„Du bist im Meer versunken, hast dich aber nicht von deinen schweren Waffen getrennt“, sagte Branagorn, und diese Feststellung ließ auch Rajin aufhorchen, der sich darüber ebenfalls schon gewundert hatte. „Wieso hast du dich in die Fluten sinken lassen, anstatt die Waffen loszulassen?“
„Das war nicht unbedingt notwendig“, fand Koraxxon.
„Das musst du mir schon näher erklären“, verlangte Branagorn.
Der Dreiarmige zuckte mit den breiten Schultern und antwortete: „Im Notfall komme ich auch mit sehr wenig Luft aus und kann den Atem über einen längeren Zeitraum anhalten.“
„Wie man gesehen hat“, konnte sich Ganjon eine Bemerkung nicht verkneifen.
Koraxxon nickte, fuhr sich mit den Händen von Schwert- und Schildarm übers Gesicht und kratzte schließlich ein paar Algen fort, die in den kleinen Fugen und Zwischenräumen seiner Schuppenhaut hängen geblieben waren. „Ich bin nicht davon ausgegangen, dass es jemandem gelingen könnte, mich noch zu retten“, fuhr er währenddessen fort. „Und ehrlich gesagt ist mir noch immer schleierhaft, wie euch das gelingen konnte. Auch wenn meine Natur sehr robust ist, so war ich doch davon überzeugt, dass es einerseits unmöglich wäre, mich zu finden, und ich andererseits zu weit vom nächsten Land entfernt war, um eine Küste lebend zu erreichen.“
„Also hast du dich einfach hinabsinken lassen?“, fragte Ganjon ungläubig.
„Ohne seine Waffen bestattet zu werden, gilt unter meinesgleichen als ehrlos, gleichgültig, ob derjenige an den Sonnengott der Feuerheimer glaubt oder einer der beiden Konfessionen der Kirche des Unsichtbaren Gottes angehört. Meinen Schild hatte ich schon verloren – ich wollte nicht noch ohne meine Axt dem Schöpfer begegnen.“
„Wir alle treten im einfachen Büßerhemd vor den Herrn“, sagte Erich von Belden.
„Ich weiß nicht, was für einer seltsamen Religion du anhängst und was ein Büßerhemd ist, mir
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