Drachenfedern I - Schicksalhafte Begegnung
… Du bist auch in ihn verknallt, richtig?“
Wieder legte Tuniäir seinen Kopf leicht schief. „Ich verstehe nicht. Verknallt?“
„Verliebt“, korrigierte sich der Mensch. „Es ist offensichtlich. Ich habe euch beide in meinen Visionen in ganz schön heißen Situationen gesehen. Er liebt dich, du liebst ihn – dabei frage ich mich die ganze Zeit, was ich da soll. Weiß er, dass du ihn liebst?“
Tuniäirs Mundwinkel zuckten leicht, bevor er langsam nickte. „Das weiß er bereits.“
„Und wo liegt das Problem? Offensichtlich ist das bei euch hier in Häälröm ganz normal.“
„Ist es eben nicht. Abgesehen davon, sollte das jetzt nicht unser primäres Problem sein. Du sagtest vorhin, dass der Prinz gefangen genommen wurde.“ Für Tuniäir wurde es allmählich unangenehm. Der Mensch sprach ihn offen und unverblümt auf etwas an, das man in Häälröm nicht einmal in verschlossenen Räumen hinter vorgehaltener Hand aussprechen würde. Er versuchte verzweifelt das Thema auf den ursprünglichen Grund zurückzuführen.
„Du lenkst ab. Ich würde gerne wissen, welche Rolle ich da spiele. Ich meine, er hat mich nach allen Regeln der Kunst vernascht, obwohl er eigentlich dich will. Was für eine Figur spiele ich in diesem Spiel?“
Tuniäir schnaufte tief. „Leider ist es kein Spiel. Ich bin nicht seine Zukunft. Ich bin mir auch nicht sicher, ob du in diesem Spiel sein solltest. Dennoch fließt in deinen Adern das Blut des Drachenprinzen. Das verbindet dich mit ihm. Abgesehen davon, bin ich bereits liiert.“ Er konnte nicht verstehen, warum ihn der Mensch derart in diese Angelegenheit hineinzog.
„Zukunft?“ Der Menschenmann sah ihn ungläubig an. „Ah, ich verstehe, hier läuft so ein Mittelalter-Ding ab, mit versprochen sein, Zweckehe und diesem ganzen Zeug, um das Erbe oder eine Nachfolge zusichern. Und da will man sich vorher noch ordentlich die Hörner abstoßen. Du bist demnach auch so was wie ein Prinz, oder? Ein Falken-Prinz?“
Tuniäir zuckte abermals mit den Mundwinkeln. Diesmal war es jedoch etwas deutlicher und eher in Richtung amüsiert. „Nein, bin ich nicht. Es gibt nur einen Prinzen in Häälröm.“ Er lächelte überfreundlich. „Es geht hier um die Rettung von Fäiram.“ Ein weiterer Versuch, sich aus der Peinlichkeit zu retten, seine wahren Gefühle zu offenbaren.
„Es geht hier auch darum, was das Ganze soll. Ich kann verstehen, dass wegen des Drachenblutes eine gewisse Bindung zu Fäiram besteht, aber dass er mich deswegen gleich vernascht, ist schon merkwürdig. Vor allem, weil er doch eigentlich dich will, oder? Ich bin offenbar nichts weiter als ein Ersatzspieler.“
Tuniäir seufzte leicht genervt. „Du sagtest vorhin etwas, dass du den Eindruck hattest, dass etwas nicht stimmte … Was meintest du damit, Mensch?“ Eine Frage, die ihn schon die ganze Zeit auf der Zunge gebrannt hatte.
„Jonas“, sagte der Mensch. „Mein Name ist Jonas.“ Er fuhr sich abermals mit den Fingern durch sein Haar.
Tuniäir sah ihn verunsichert an. „Warum machst du das?“ Diese merkwürdige Bewegung hatte ihn abermals in Unruhe versetzt. Etwas in seinem Inneren begann zu gären und zu rumoren.
„Was?“
„Das mit deinen … Haaren …“ Der Falken-Mann ahmte die Bewegung nach, jedoch ohne sich seine langen, glatten, rotgoldenen Haaren zu zerzausen.
„Ach das, ist nur 'ne blöde Angewohnheit, wenn ich nervös bin. Warum fragst du?“
„Es irritiert.“ Es war wesentlich mehr als das. Diese Bewegung löste etwas in ihm aus, was er sich unter keinen Umständen eingestehen wollte, es gar nicht durfte. Es stand ihm nicht zu.
Der Mensch – Jonas – schnaufte erleichtert aus und sah kurz zu seinen Füßen. „Ich würde trotzdem gerne wissen, woran ich bin. Das mit Fäiram hat Spaß gemacht und wenn er … ich meine, vielleicht kann man das ja wiederholen, da du ja anderweitig liiert bist, macht dir das nichts aus, oder?“
Tuniäir knurrte leise. „Und ich würde gerne wissen, wo Fäiram ist und was du damit gemeint hast, dass etwas nicht stimmte.“ Es wurde allmählich mehr als unangenehm. Er wollte die Angelegenheit rasch zu Ende bringen und den Menschenmann schleunigst zurück verfrachten.
Jonas sah hoch und betrachtete den Falken-Mann eingehend. Schließlich zuckte er mit den Achseln. „Ich weiß nicht, war einfach so ein Gefühl. Ich war auch etwas perplex und nervös. Vielleicht habe ich mir das auch nur eingebildet. Immerhin war es das erste Mal.“ Er fuhr
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