Drachengasse 13, Band 01: Schrecken über Bondingor (German Edition)
eingetreten.
Tomrins Kopf ruckte herum. Auch Sando, Hanissa und Fleck zuckten zusammen.
„Liebling, Sardor ist zu Hause !“ , brüllte eine Stimme mit der Begeisterung eines Wahnsinnigen. „Und jetzt kommt er, um dich zu holen !“
Schnelle Schritte wurden laut.
„Die Monsterjäger !“ , rief Tomrin erschrocken.
„Nein, nicht jetzt, nicht jetzt “ , flehte Hanissa. Verzweifelt hob sie die Arme.
Doch der Moment der Vertrautheit zwischen ihr und Fleck war vorbei. Der Drache schreckte zurück und sprang auf die Öffnung im Dach zu. Mit einem Schlag breitete er seine Schwingen aus.
„Bleib hier !“ , schrie Hanissa.
„Ja, bleib hier, Bestie !“ , rief Sardor fröhlich in ihrem Rücken.
Tomrin drehte sich zur Treppe um und sah den muskulösen, schwarz gepanzerten Monsterjäger dort auftauchen. In der rechten Hand trug Sardor sein unglaublich großes Schwert, und auf seiner Miene lag wilde Entschlossenheit. „Zur Seite, Kinder “ , befahl er, als er ihnen entgegenstürmte.
„Nein !“ , schrie Sando. Wütend warf er sich Sardor in den Weg. Der wischte ihn mit einer Armbewegung einfach beiseite.
Fleck reckte den Kopf in die Luft und stieß ein ohrenbetäubendes Brüllen aus. Dann machte er einen kraftvollen Sprung und schwang sich in die Höhe.
„Halte ihn auf, Tomrin !“ , rief Hanissa, die auf einmal ihren Geldbeutel vom Gürtel nahm.
Tomrin verstand sofort, was sie vorhatte. Es lag noch immer der magische Findespruch auf dem Geldbeutel. Wenn Hanissa ihn so warf, dass er an Flecks Panzer hängen blieb, würden sie ihn wiederfinden können!
Er wartete, bis der Monsterjäger direkt auf seiner Höhe war. Dann nahm er all seine Kraft zusammen und rammte ihm den Ellbogen in die Seite. Sardor gab ein ersticktes „Uff “ von sich und taumelte einen Schritt zur Seite.
Doch schon im nächsten Moment hatte er sich wieder gefangen und fuhr zu Tomrin herum. „Pass doch auf, du Tölpel “ , schrie er ihn an.
Tomrin grinste verlegen.
Die Ablenkung hatte nur einen Moment gedauert, doch es reichte. Mit einem schnellen Wurf schleuderte Hanissa Fleck ihren Geldbeutel hinterher. Tatsächlich verfing er sich in den Rückendornen des Drachen.
Überrascht scherte Fleck zur Seite aus und flatterte zweimal hektisch. Das rettete ihm das Leben. Denn auf einmal zischte genau an der Stelle, wo Fleck das Dach verlassen hatte, ein armdicker Speer vorbei! Gleich darauf fluchte jemand lautstark.
Eine Speerschleuder! , durchfuhr es Tomrin. Die Monsterjäger hatten draußen eine Speerschleuder aufgebaut. Also hatte Sardor Fleck absichtlich aufgescheucht. Er hatte ihn in die Falle treiben wollen. Das war wohl nichts , dachte Tomrin zufrieden. Es dauerte viel zu lange, eine Speerschleuder nachzuladen, um damit einen zweiten Schuss abzugeben. Die Jäger hatten ihre Chance gehabt – und sie vergeben.
„Kommt !“ , rief Hanissa. „Verschwinden wir von hier .“ Bevor Sardor wusste, wie ihm geschah, war sie an ihm vorbeigehuscht und stürmte die Treppe hinunter.
Sando und Tomrin rannten ihr nach.
„Ihr dummen Gören !“ , brüllte Sardor ihnen hinterher. „Wegen euch ist das Ungeheuer entkommen! Konntet ihr nicht woanders spielen ?“
„Wenn der wüsste … “ , sagte Sando mit einem Grinsen.
Zu dritt flohen sie zur Hintertür hinaus, um dem sicher ebenso wütenden Klynt nicht über den Weg zu laufen. Sie rannten die Straße hinab und dann um eine Hausecke und um noch eine. Als sie sicher waren, dass die Monsterjäger ihnen nicht folgten, hielten sie an.
„So ein Mist !“ , schimpfte Hanissa und stampfte mit einem Fuß auf dem Boden auf. „Wir hatten es beinahe geschafft. Diese elenden Kerle. Hätten sie nicht ein bisschen später auftauchen können ?“
„Beruhige dich, Nissa “ , sagte Tomrin. „Das mit dem Geldbeutel hat doch geklappt .“
„Geldbeutel ?“ , fragte Sando.
„Nissa hat einen verzauberten Geldbeutel “ , erklärte Tomrin. „Wenn man ihn verloren hat, muss man nur einen Spruch aufsagen, und schon wird ein goldenes Band sichtbar, dem man folgen kann .“
„Genau “ , sagte Hanissa. Sie bewegte die Finger der rechten Hand, als spiele sie auf einer unsichtbaren Harfe, und sagte ein paar fremdartig klingende Worte. Sofort bildete sich an ihrer Hüfte, wo der Geldbeutel gehangen hatte, ein golden glitzerndes Band aus Licht. Es führte von Hanissa fort und die Straße hinab.
„Na, das nenne ich mal praktisch .“ Sando grinste. „Schnell, lasst uns sehen, wohin er geflogen ist
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