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Drachengasse 13, Band 02

Drachengasse 13, Band 02

Titel: Drachengasse 13, Band 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Perplies
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Zwischenfall schien das Fass zum Überlaufen zu bringen. Rurzak hatte schon vor dem Unfall ängstlich gewirkt, nun aber war er der Panik nahe. „Bei allen Erzadern !“ , rief er mit zitternder Stimme. Dabei fasste er sich an die Brust, als fände er dort inneren Halt. „Wollt ihr mich ins Grab bringen, ihr Wahnsinnigen ?“
    „’tschuldigung, Meister “ , murmelte der linke Zwerg.
    „Tut uns echt leid “ , fügte sein Bruder hinzu.
    „Eigentlich sollte es vor allem dir leidtun “ , fand der Erste. „Immerhin bist du schuld .“
    „Ich ?“ , fuhr der Zweite auf. „Wieso ich ?“
    „Du hast das Kantholz weggetreten .“
    „Das eine Kantholz. Aber wo war das Sicherungsholz, das du noch hättest anbringen sollen ?“
    „Sicherungsholz? Davon hast du vorhin nichts gesagt .“
    „Habe ich doch .“
    „Hast du nicht .“
    „Haltet den Mund !“ , befahl Rurzak und raufte sich den Bart. Er deutete zur Tür. „Raus, alle beide. Ich will euch heute nicht mehr sehen .“ Er drehte sich um und winkte eine Gestalt herbei, die bisher allein in der hintersten Ecke der Werkstatt gesessen hatte. „Krxl! Sei so nett und räum das hier auf, ja? Wenn das so weitergeht, fallen mir noch die Barthaare aus … “
    Sando sah Tomrin und Hanissa an. „Krx- was ?“ , fragte er leise, doch seine Freunde schüttelten nur ratlos den Kopf.
    Die Gestalt trat näher – und Sando traute seinen Augen nicht! Das war kein Lebewesen, sondern auch eine Statue. Oder? Jedenfalls war das Wesen riesig und schien ganz aus dunklem Stein zu bestehen. Auf einem klobigen, unbekleideten Körper mit zwei Armen und zwei Beinen saß ein quadratischer Kopf.
    „Ein Steinfresser “ , flüsterte Hanissa. „Ich hab noch nie einen in echt gesehen .“
    Sando begriff.
    Steinfresser waren sehr seltene Wesen. Selbst in den bunt bevölkerten Straßen Bondingors, wo nahezu alles vertreten war, was in Mintaria lebte, begegnete man ihnen kaum. Sie galten als einfältige Arbeiter, die nur fürs Grobe zu gebrauchen waren. Am liebsten hielten sie sich in Höhlen oder Gebirgen auf, denn ihre Leidenschaft war es, Steine zu zerbeißen.
    „Wundere dich nicht zu sehr, Menschenkind “ , sagte Rurzak, dem Hanissas Überraschung nicht verborgen geblieben war. „Krxl ist kein gewöhnlicher Vertreter seines Volkes. Normalerweise eignen sich Steinfresser nicht für die feine Arbeit an Grabsteinen und Statuen. Aber er ist anders .“
    „Mag Kunst “ , ergänzte das hünenhafte Wesen. Seine Stimme klang, als würden zwei Mühlsteine aufeinanderreiben. Mit Händen wie Bratpfannen griff es nach den umgefallenen Statuen und richtete sie wieder auf. „Mag Sorgfalt. Mag Marmor .“ Krxl grinste und entblößte ein Gebiss aus Zähnen, das glitzerte wie eine Diamantader im Felsgestein.
    „Ich beschäftige ihn als Lehrling und lasse ihn Büsten und Statuen aus Marmorblöcken knabbern “ , sagte Rurzak zu den drei Freunden. „Selbst ich bekomme das mit Hammer und Meißel nicht besser hin als er mit seinen Zähnen .“ Er lachte – offensichtlich hatte er sich wieder beruhigt. „Und schöner sowieso nicht .“
    Der Steinfresser nickte zufrieden, ging zurück in seine Ecke und biss herzhaft in ein Stück Granit.
    „Was die Verbotenen Hügel angeht … “ , sagte Hanissa vorsichtig. Sie schien Rurzak wieder an den Grund ihres Besuches erinnern zu wollen. „Könnt Ihr uns mehr über diese Gegend sagen, Herr Erzfinder ?“
    Rurzaks gute Laune verschwand so schnell, wie sie wiedergekommen war. „Nein “ , sagte er knapp.
    „Aber Gump meinte … “
    „Gump weiß, dass ich vor etwa zwanzig Jahren dabei war, als wir Zwerge erneut in den Verbotenen Hügeln gruben “ , unterbrach der Steinmetz sie schroff. „Aber er weiß nicht , was ich dort erlebt habe und wie schlimm und unheimlich es war. Wie dankbar ich für jeden Tag bin, an dem ich nicht an diese grauenvolle Zeit erinnert werde .“ Dabei warf er den dreien einen finsteren Blick zu. „Es war falsch von uns, dort zu graben. Ganz falsch. Wir hätten es besser wissen sollen – und wir bezahlten einen hohen Preis für unsere frevlerische Tat. Das verfolgt mich bis heute im Schlaf … “
    Tomrin, Hanissa und Sando sahen sich an. Mit einem Mal wussten sie nicht mehr, was sie sagen sollten.
    „Bestell deinem Onkel einen lieben Gruß, Sando “ , fuhr Rurzak Erzfinder fort. „Aber richte ihm auch Folgendes aus: Wenn ihm unsere Freundschaft etwas wert ist, wird er mich nie wieder wegen der Verbotenen Hügel

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